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Schwacher Zloty lockt nach Zgorzelec

Der Parkplatz vor dem Einkaufszentrum Galeria Slowianska in Zgorzelec ist am frühen Nachmittag halb voll. Die deutschen Kfz-Kennzeichen sind nicht zu übersehen: Görlitz, Bautzen, sogar Kamenz und Dresden.

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Von Katrin Schröder

Der Parkplatz vor dem Einkaufszentrum Galeria Slowianska in Zgorzelec ist am frühen Nachmittag halb voll. Die deutschen Kfz-Kennzeichen sind nicht zu übersehen: Görlitz, Bautzen, sogar Kamenz und Dresden. Drinnen stürzt sich James Bond großformatig auf seine Gegner, Sängerin April Lavigne lächelt von fünf Bildschirmen gleichzeitig. Flachbildfernseher sind derzeit gefragt bei deutschen Kunden, sagt Robert Kolodziejczyk, Filialleiter des Elektronikmarktes RTV Mix AGD.

Einkaufstour aus Dresden

Kein Wunder, erklärt der Filialleiter: „Als der Zloty stark war, lagen die Preise praktisch gleich auf“. Nun könnten deutsche Kunden 20 bis 30 Prozent sparen. Zwischen 1300 und 8000 Zloty (umgerechnet rund 280 bis 1700 Euro) kosten die Geräte. Zwei Jahre Garantie hat der Kunde, bei Service ausschließlich im polnischen Geschäft. Auch Zubehör für Elektro und Computer ist gefragt, Computer hingegen nicht: „Unsere Tastatur ist anders als die deutsche.“ Woher die Deutschen kommen, erfährt er zwar nicht unbedingt. Die meisten kämen wohl aus Görlitz: „Ich habe aber mitbekommen, dass offenbar auch wieder Einkaufstouren mit dem Reisebus von Dresden organisiert werden“, sagt er.

Im benachbarten Laden locken am Eingang halb hohe Stiefel für 99,50 Zloty (21 Euro), heruntergesetzt von 199 Zloty, doch vor allem gibt es hier Markensportschuhe und Sportkleidung zu kaufen. Sie bediene viele deutsche Kunden, sagt Verkäuferin Magda. Aber ob die wegen des günstigen Wechselkurses einkaufen? „Doch, jetzt lohnt es sich ja“, sagt Magda. Ihr Kollege Mateusz sieht das anders: „Sie kommen ohnehin zum Tanken und zum Einkaufen in den Supermarkt und bei der Gelegenheit kommen sie eben auch zu uns.“ Für sie lohne es sich nicht mehr, zum Einkaufen über die Grenze nach Deutschland zu fahren, sagen beide übereinstimmend. Und in Görlitz, darin sind sich Magda und Mateusz einig, sei die Auswahl nicht mehr so gut, wie sie einmal war.

Viel Zulauf im Baumarkt

„Uwaga, spadajace ceny! – Achtung, fallende Preise!“ warnt ein Werbeschild nebenan. Bei 4F Sport Performance ist gerade Ausverkauf. „Die Saisonware muss raus“, sagt Mitarbeiter Tomasz Minuta – vor allem Skijacken und -hosen. Für 200 Zloty, umgerechnet rund 44 Euro, bekäme man eine gute Jacke. Auch er hat beobachtet, dass mit dem günstigen Wechselkurs mehr deutsche Kunden kommen.

Beim Schuhgeschäft Deichmann wirkt sich der schwache Zloty nicht spürbar aus, sagt Mitarbeiterin Mariola: „Die deutschen Kunden kaufen bei uns – wie schon seit Jahren.“ Ob die Preise hier günstiger sind als in den deutschen Filialen, kann sie nicht sagen: „Aber wir haben auch ein etwas anderes Sortiment.“

Deutlich mehr Kunden aus Deutschland sieht hingegen Pawel Mazan, Geschäftsleiter im Baumarkt Castorama, ein- und ausgehen: „Wir freuen uns darüber sehr, denn wir haben seit der Gründung auf die Kunden aus Deutschland gezählt.“ Seit der Eröffnung im vergangenen Oktober habe sich die Zahl der deutschen Kunden verdreifacht. Die meisten von ihnen stammten aus Görlitz: „Aber manche kommen auch von weiter her und machen dann einen Großeinkauf.“ Beleuchtung, Fußbodenpaneele und Kaminöfen sind gefragt, aber auch für Gartenartikel interessieren sich die Kunden bereits jetzt, sagt Mazan.

Die Preise seien von Anfang an auf die deutsche Konkurrenz von Praktiker, Hornbach und Co. orientiert gewesen. Seit in unmittelbarer Nähe der Baumarkt Leroy Merlin hinzukam, habe der Preisdruck weiter zugenommen. „Bei uns sind viele Waren billiger als im gleichen Markt zum Beispiel in Wroclaw“, so Mazan. Er schätzt, dass für deutsche Kunden Einsparungen von bis zu 40 Prozent drin seien.