Von Jens Fritzsche
Da waren viele Rödertaler sicher überrascht: „Was, die Hörfunkchefin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) kommt aus Arnsdorf?“ war in dieser Woche eine viel gestellte Frage zwischen Radeberg, Ottendorf und auch in Arnsdorf selbst. Nachzulesen war das Ganze in einer Berliner Illustrierten, die kurzerhand die 70 wichtigsten Ostdeutschen gewählt hatte. Und Hannelore Steer, so heißt die Hörfunk-Chefin, gehörte dazu. Im Bereich Medien rangiert Hannelore Steer immerhin auf Platz 8 dieser Wichtigkeits-Charts. Und in einem kurzem Lebenslauf war eben zu lesen: geboren in Arnsdorf. Eine kurze Nachfrage beim rbb ergab aber dann: Leider handelt es sich nicht um das hiesige Arnsdorf, sondern vielmehr um einen Ort gleichen Namens in Schlesien.
Stolzer Blick in die Historie
Die Arnsdorfer hat diese betrübliche Mitteilung aber nicht umgeworfen. „Man kann zwar nie genug berühmte Einwohner haben“, sagt Bürgermeisterin Martina Angermann, „aber auch so haben wir jede Menge bekannter Persönlichkeiten, die in Arnsdorf leben, lebten oder hier geboren wurden.“ Ganz genau Bescheid darüber weiß dabei Olaf Umlauft aus der Gemeindeverwaltung. Und er ist ja auch selbst ein ziemlich bekannter Mensch im Rödertal. Schließlich gehört er seit Jahrzehnten zu den gefragtesten DJ’s weit und breit und ist für sein komödiantisches Talent auch zumindest ein bisschen berühmt.
Hofbildhauer hier geboren
Zu den Berühmtheiten aus Arnsdorf gehören dabei vor allem zwei Herren, die im 18. und im 19. Jahrhundert hier wirkten. Der eine, Johann Joachim Kaendler, stellte Ende des 18. Jahrhunderts die Formen für das berühmte Meißner Porzellan her. Er war Model-Meister der Meißner Manufaktur und ist fest mit Sachsens Porzellan-Geschichte verbunden. Zuvor war er bereits Hofbildhauer August des Starken gewesen. Nur richtig sicher ist es nicht, ob er (zumindest aus heutiger Sicht) ein echter Arnsdorfer ist. Denn noch streiten sich die Bewohner des heutigen Arnsdorfer Ortsteils Fischbach mit den Leuten aus dem ein Stück entfernten Seeligstadt, wo denn nun die Wiege des berühmten Porzellan-Formers gestanden haben mag. In Fischbach jedenfalls steht eine Tafel am vermeintlichen Geburtshaus – und wo eine Tafel steht…
Ein Lehrer, der Sagen sammelt
Der zweite bekannte Herr aus der Arnsdorfer Historie ist ganz sicher nicht in Arnsdorf geboren. Sondern in Thüringen. Aber er ist 1885 nach Arnsdorf gezogen. Friedrich Bernhard Störzner hieß er und war Lehrer. „Und er hat hier wirklich vieles bewegt“, wie Olaf Umlauft weiß. Nicht nur, dass er zum Beispiel dafür gesorgt hat, dass die Kinder aus einer kleinen Siedlung im Karswald nicht mehr den weiten Schulweg nach Seeligstadt gehen mussten, sondern stattdessen nach Arnsdorf durften. „Aber er hat eben auch viele der hiesigen Sagen aufgeschrieben und der Nachwelt erhalten“, erzählt Olaf Umlauft.
Doch auch in der heutigen Zeit hat Arnsdorf einige Bekanntheiten vorzuweisen. So wurden hier zum Beispiel zwei aktuelle Kammersänger geboren. Einer, Jürgen Hartfield, „ist eine wirkliche Berühmtheit auf dem Operngebiet“, freut sich Olaf Umlauft. Und er weiß außerdem, „dass hier auch eine Cousine Hartfields geboren wurde, die heute Kammersängerin in Australien ist.“
Olympische Medaillen
Und nicht nur musisch sind sie, die Arnsdorfer. Sondern sie haben auch sportlich einiges zu bieten. (Und da soll hier noch nicht mal von Arnsdorfs Fußballern die Rede sein, die vorm Wiederaufstieg in die Bezirksklasse stehen…) Aus Arnsdorf kommt nämlich ein echter Olympionik, der bei Olympia 1972 in München die Bronzemedaille über 1 000-Meter-Radfahren gewonnen hat: Jürgen Schütze.
Also auch ohne die berlin-brandenburgische Hörfunk-Direktorin hat Arnsdorf bekannte Töchter und Söhne hervorgebracht. „Und überhaupt bin ich sehr stolz auf meine Arnsdorfer“, schwärmt Bürgermeisterin Martina Angermann. „Ich kann mir keine besseren Bürger wünschen!“ Wohl dem, der als Politiker so etwas sagen kann…