Von Renate Berthold
Kreischa. Diese Nachricht traf über 100 Mitarbeiter der Klinik Bavaria in Kreischa (Weißeritzkreis) am Freitag wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Der 31. Juli wird ihr letzter Arbeitstag sein. Alle Betroffenen – vom Arzt bis zur Reinigungskraft – befinden sich in der Probezeit.
„Die Patientenzahlen sind massiv gesunken“, sagt Petra Kaden, die Vorsitzende des Betriebsrates. „Und keiner weiß, wann diese Talfahrt gestoppt wird.“ Das sei vermutlich nicht nur ein Problem in Kreischa, sondern in der Reha-Branche generell. Offensichtlich zeige der Zoff um den Sparkurs im Gesundheitswesen Wirkungen.
Entlassungen in der Probezeit seien die einzige Chance, auf diesen Trend schnell zu reagieren. Es sei eine Frage der Fairness, die Betroffenen rechtzeitig zu informieren. Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, will der Betriebsrat über Arbeitszeitmodelle verhandeln. Vorstellbar sei ein Jahres-Arbeitszeitkonto, um belegungsschwache Zeiten zu überbrücken.
Matthias Wiechert wollte als Mitglied der Geschäftsleitung gestern die genannte Zahl nicht bestätigen. „Ich gehe davon aus, dass es weniger als 100 reine Probezeitkündigungen gibt“, sagte er. Das bedeute aber nicht, dass diese Zahl nicht trotzdem erreicht werden könnte. Denn die Klinik 4 mir gut 85 Betten soll geschlossen werden. Das könnte dann zu betriebsbedingten Kündigungen führen, sagt Wiechert. Vorsorglich wird die Klinik beim Arbeitsamt Pirna Anzeige wegen Massenentlassungen stellen. Das sei gesetzlich gefordert, wenn mehr als 30 Mitarbeitern zu einem Termin gekündigt wird.
Die Klinik Bavaria ist mit über 1 200 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber der Region. Bereits vor fünf Jahren musste sie so wie die ganze Branche erhebliche Einbrüche verkraften. Damals hatten die Mitarbeiter zeitweise auf zehn Prozent ihres Lohnes verzichtet, dennoch konnten sie Kurzarbeit, Entlassungen und Insolvenz nicht verhindern. Ein solcher Schritt wäre heute angesichts steigender Preise unzumutbar, sagt Petra Kaden.