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Die Bastei braucht Stahl und Beton

Die schwebende Plattform an der Basteiaussicht kommt. Zuvor ist aber eine aufwendige Felssicherung nötig.

Von Dirk Schulze
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So soll die neue Basteiaussicht aussehen: Die Spitze schwebt über dem Fels, der Zugang wird barrierefrei. Derzeit ist der vordere Teil gesperrt.
So soll die neue Basteiaussicht aussehen: Die Spitze schwebt über dem Fels, der Zugang wird barrierefrei. Derzeit ist der vordere Teil gesperrt. © Visualisierung: Staatsministerium der Finanzen

Sächsische Schweiz. Der atemberaubende Ausblick von der vordersten Spitze des Basteifelsens über das Elbtal soll auch in Zukunft Touristen ins Elbsandsteingebirge locken. Der Freistaat Sachsen macht dafür 2,5 Millionen Euro zur Sanierung locker. 

Das gab Finanzminister Matthias Haß (CDU) am Freitag bei einem Ortstermin auf der Bastei bekannt. Das Gros der Summe fließt allerdings nicht in eine neue Aussichtsplattform, sondern in eine umfangreiche Felssicherung. Die vorderen zehn Meter der derzeitigen Aussicht sind seit 2016 für Besucher gesperrt, weil der darunterliegende Fels porös ist. Der Zustand des Sandsteins ist allerdings noch kritischer als gedacht.

Für weitere bedrohte touristische Highlights der Sächsischen Schweiz, wie den Amselfall und den Großen Winterberg verkündete der Minister zumindest Zwischenlösungen. Die SZ stellt die Pläne vor.

Neue Basteiplattform frühestens 2022

Die Basteiaussicht erhält eine neue schwebende Plattform aus Beton. Der 20 Meter lange und bis zu 3,5 Meter breite Steg sitzt im hinteren Bereich auf dem Gestein auf. Der vordere Teil wird in geringer Höhe über der porösen Felsspitze schweben. Die Fläche entspricht in etwa der aktuellen Aussichtsplattform. Diese Konstruktion hatte der Freistaat bereits 2017 vorgestellt, daran hat sich nichts geändert.

Während der jüngsten Untersuchung stellte sich allerdings heraus, dass der Untergrund auch im hinteren Teil – also dort, wo die Plattform aufliegen soll – deutlich instabiler ist als angenommen. „Die Festigkeit ist nicht gegeben“, sagte Finanzminister Haß. Bei Bohrungen stießen die Experten in einer Tiefe von 16 Metern unter dem Fußweg nur noch auf puren Sand.

Flach über dem Basteifelsen wird die neue Aussichtsplattform schweben.
Flach über dem Basteifelsen wird die neue Aussichtsplattform schweben. © Visualisierung: Finanzministerium

Erste Priorität hat also die Felssicherung. Dafür sollen im hinteren Bereich acht bis zehn Stahlpfähle nach unten in den Sandstein getrieben werden – bis in 19 Meter Tiefe. Die Bohrlöcher werden mit Beton verpresst und die Stahlpfähle verschraubt, sodass Zug entsteht, erklärt Jaroslaw Golaszewski vom Staatsbetrieb Immobilien- und Baumanagement (SIB). Das soll dem Felsen Halt geben. Der vordere Sandsteinpfeiler wird zudem mit querlaufenden Felsnägeln an das Massiv gebunden.

Die besonders angegriffenen Stellen an der Felskante wollen die Experten mit Mörtel verschmieren, damit nicht noch mehr Sand abbröselt. Am Fuße der Wand wird eine Schale aus Spritzbeton aufgetragen, die bis zu 30 Zentimeter dick sein kann. Die Optik des Sandsteins soll das nicht beeinträchtigen. „Es sieht sehr natürlich aus“, verspricht Jaroslaw Golaszewski.

Auf dem Foto kann man gut erkennen, wie porös der Stein ist. An den hellen Stellen dringt Wasser ins Gestein.
Auf dem Foto kann man gut erkennen, wie porös der Stein ist. An den hellen Stellen dringt Wasser ins Gestein. © Sächsisches Staatsministerium der Finanzen

Wie sieht der Zeitplan aus? 

Die Felssicherung soll Ende 2020 beginnen – also nach der kommenden Saison – und bis ins Jahr 2021 dauern. Zuvor läuft bis April 2020 noch ein umfassendes Naturschutzmonitoring. Ein ganzes Jahr lang wird dabei festgehalten, welche Pflanzen und Tiere am Basteifelsen wachsen, brüten und leben. Die Bastei befindet sich in der Kernzone des Nationalparks Sächsische Schweiz. Jeglichem Eingriff geht ein kompliziertes Genehmigungsverfahren voraus. Mit dem Baubeginn für die neue Aussichtsplattform ist dann frühestens 2022 zu rechnen.

Die ersten Vorarbeiten an der Bastei beginnen schon demnächst. Zwischen Ostern und Pfingsten werden im vorderen, gesperrten Teil der Aussichtsplattform die Gehwegplatten und das Geländer abgebaut, kündigte der Freistaat an. Die Felsspitze soll in einen naturnahen Zustand versetzt werden.

Die Basteiaussicht ist auf den vorderen Metern gesperrt und wird es noch für mehrere Jahre bleiben.
Die Basteiaussicht ist auf den vorderen Metern gesperrt und wird es noch für mehrere Jahre bleiben. © Thomas Kretschel

Amselfallbaude von zwei Seiten bedroht

Für einen weiteren, von bröckelndem Sandstein bedrohten Besuchermagneten der Sächsischen Schweiz konnte Finanzminister Matthias Haß zumindest gute Absichten verkünden: die Amselfallbaude. Die Baude ist seit Jahresende wegen akuter Steinschlaggefahr geschlossen. Der vorbeiführende Wanderweg von Rathewalde durch den Amselgrund nach Rathen soll aber dauerhaft geöffnet bleiben, kündigte der Minister an. Für die Sicherheit der Besucher wird in der Zeit vom 15. bis 18. April ein Schutzgerüst installiert. Während dieser Zeit muss der Weg vorübergehend gesperrt werden. Für Wanderer schildert die Nationalparkverwaltung eine Umleitung aus. Ab Karfreitag und damit pünktlich zu Ostern soll der Weg wieder frei sein.

Wie der Fels dort langfristig gesichert werden kann, wird noch untersucht. Ein erstes Gutachten liegt vor, doch wie sich jüngst herausstellte, ist auch die gegenüberliegende Felswand betroffen. Die Steine könnten also von zwei Seiten auf die Amselfallbaude stürzen. „Ich werde alles tun, was möglich ist, um die Baude wieder zu eröffnen“, sagte Matthias Haß.

Am Großen Winterberg soll ab Karfreitag ein Imbiss eröffnen.
Am Großen Winterberg soll ab Karfreitag ein Imbiss eröffnen. © Dirk Zschiedrich

Am Großen Winterberg öffnet ein Imbiss

Für den Großen Winterberg konnte der Finanzminister bestätigen, was schon die Runde machte: Für die Saison 2019 wird der Unternehmer und Gastronom Sven Erik Hitzer dort einen Imbiss betreiben. Eröffnung ist am Karfreitag. Wie es langfristig mit der traditionsreichen Bergwirtschaft weitergehen soll, blieb offen. Landrat Michael Geisler (CDU), Chef des Tourismusverbands, kündigte für Anfang Juni die Ergebnisse einer kleineren Studie an. „Wir werden dort keine Sterne-Gastronomie haben“, sagte Geisler. Es werde eher bodenständig bleiben. Ebenfalls zu Ostern wird die Infostelle des Nationalparks auf dem Winterberg wieder eröffnen.

Unterstützung für die Festungsbahn

Sachsens Finanzminister kündigte zudem Unterstützung für die Festungsbahn in Königstein an. Der Freistaat werde versuchen, dafür nötige Flächen zu erwerben. Die Sächsische Schweiz solle als attraktives Ausflugsziel vorangebracht werden.