Schweinemastgegner starten Petition

Die Bürgerinitiative „Keine Wiederinbetriebnahme der Schweinemastanlage“ ist noch ganz neu im Stolpener Land.
Am Dienstag hatte sie zu einer Informationsveranstaltung in den Goldenen Löwen nach Stolpen eingeladen. Ein hochbrisantes Thema, wie die Resonanz zeigte. Darüber hinaus wurde eine Unterschriftenaktion an das Landratsamt als genehmigende Behörde gestartet. Die SZ fasst zusammen, was die Bürgerinitiative will, wie der aktuelle Sachstand ist und welche Bedenken die Anwohner haben.
Das will die Bürgerinitiative erreichen
Der Name der Bürgerinitiative sagt es bereits. Sie setzt sich dafür ein, dass die Schweinemastanlage in Stolpen nicht wieder in Betrieb genommen wird. Eigentümer ist seit 2017 der niederländische Schweinezüchter Marten Tigchelaar, der bereits eine Schweinezucht in Pappendorf bei Nossen betreibt. Die Gegner sehen das Leitbild von Stolpen in Gefahr. Die Stadt ist nicht nur ein Tourimuszentrum, sondern präsentiert sich auch als familienfreundlicher Wohnort in der Nähe zur Landeshauptstadt. Die Stolpener befürchten, dass neu geschaffene Wohnsiedlungen durch den Mastbetrieb entwertet werden. Sie sehen die Gesundheit der Einwohner gefährdet, vor allem durch den zu erwartenden Gestank und die zusätzliche Belastung der Böden durch das Ausbringen von Gülle. Und sie sehen auch das Tierwohl gefährdet. Wird die Anlage wie geplant ausgebaut, sollen hier 14 000 Ferkel jeweils zwei Monate lang gemästet und dann nach Bayern und Nordrhein-Westfalen transportiert werden. Die Bürgerinitiative prangert die Massentierhaltung und deren Methoden an. Um ihr Ziel zu erreichen, hat sie am 2. Mai eine Petition gestartet, die auch online unterzeichnet werden kann. 533 Unterstützungsunterschriften gibt es bereits. Ziel sind mindestens 2 000 Unterzeichner.
Das ist der aktuelle Stand zum Ausbau der Anlage
Die Bautätigkeiten auf dem Gelände stehen unter genauer Beobachtung, seit vor einigen Tagen Gülle auf ein angrenzendes Feld und in einen Bach lief. Fakt ist, dass es eine gültige Betriebsgenehmigung für die Anlage gibt, nach der der Eigentümer hier sofort bis zu 4 900 Mastschweine einstallen könnte. Marten Tigchelaar will die Anlage nach eigener Aussage jedoch umbauen und hier bis zu 14 000 Ferkel zeitgleich mästen. Für Umbau und Erweiterung strebt er eine Änderung der Betriebsgenehmigung an. Neu ist – und das dürfte auch für die Gegner eine Überraschung sein: Der Eigentümer hat vor wenigen Tagen beim Landratsamt Pirna angezeigt, dass er als Übergangslösung 4 488 Ferkel einstallen will. „Mit dieser Anzeige sind Umbauten machbar, die nicht genehmigungspflichtig sind“, sagt Stolpens Bürgermeister Uwe Steglich (FDP). Darüber hinaus würde Marten Tigchelaar auch erste Forderungen aus den Kritikpunkten der direkten Anwohner erfüllen, sagt Steglich. Dazu gehören der Rückbau der Güllelagune sowie die Errichtung von Güllebehältern, der Bau einer Anlage zur Annahme von Futter und Lagerung, die Installation einer Abluftanlage sowie Rückbau des Heizhauses und zweier Lagergebäude. Genehmigungsbehörde ist das Landratsamt.
Die Stadt hatte sich zur Fortführung des bestehenden Bebauungsplanes entschieden. „Das ist die einzige Möglichkeit, um Herr des Verfahrens zu sein. Wir wollten nicht, dass die Anlage weiter ausgedehnt wird, was sogar möglich wäre“, sagt der Bürgermeister. Marten Tigchelaar hat zudem reichlich Flächen in Stürza, Helmsdorf und Fischbach gekauft beziehungsweise gepachtet. Diese reichen aus, um als Landwirtschaftsbetrieb zu agieren, was dem Schweinezüchter zusätzliche Freiräume bietet. Unter den letzten Betreibern wurden zu DDR-Zeiten 5 000, später 3 000 Schweine in der Anlage gemästet. Seitdem haben sich die baulichen Anforderungen geändert. Wird das neue Vorhaben bestätigt, wäre es die erste Anlage mit Massentierhaltung in dieser Größenordnung im Landkreis.
Die Bedenken, Sorgen und Ängste der Einwohner
Großes Thema bei den Einwohnern ist nicht nur der Gestank, sondern vor allem die drohende Verkehrsbelastung, etwa über die Bahnhofstraße. Dies sieht auch die Stadt als Problem. Deshalb sollen nach ihrem Willen die Tiertransporte über die Tiergartenstraße erfolgen. Darüber hinaus fordern die Stolpener, das Ausbringen der anfallenden Gülle auf die Felder in der Region zu verhindern.
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