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Schwelbrand stellt kleine Familie vor neue Probleme

Die alleinerziehende Simone Richter kämpft nach Geschäftsaufgabe mit hohen Schulden. Jetzt steht sie noch vor einem großen Schaden.

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Von Angelika Dornich

Der 12.November wird Richters aus Olbersdorf wohl ewig haften bleiben. Als der 14-jährige Max aus der Schule in die Wohnung kommt, bemerkt er, dass irgendetwas nicht stimmt. Das Licht geht nicht an, die Katze rennt verschreckt hin und her, und plötzlich sieht er seine Fußspuren auf dichtem rußartigen Belag. Aus dem Zimmer, wo das Aquarium steht, dringen dunkle Schwaden. Er getraut sich nicht, zum Fenster zu gehen, um es zu öffnen. Total geschockt schnappt er „Miezel“ und will mit ihr zur Mutter auf Arbeit fahren. Doch er verfehlt den Bus. Nur gut, dass die Oma eines Mitschülers im Haus wohnt und den verstörten Jungen bemerkt. Sie benachrichtigt Frau Richter.

„Als ich die Wohnung betrat, traf mich der Schlag“, erzählt Simone Richter. Alles war schwarz-grau verrußt. Nur Max’ Zimmer blieb verschont. Am schlimmsten sah es aber in dem Zimmer aus, wo ihr Bett und der Kleiderschrank standen. Nichts ist mehr brauchbar.

Kein Versicherungsschutz

Offenbar ging der Schwelbrand vom Aquarium, von den Kontakten der Lampenhalterung aus. Der Kunststoffdeckel war fast ganz geschmolzen. Gegen zehn Uhr wurde immer mittels einer Zeitschaltuhr die Beleuchtung angeschaltet. „Früh haben wir noch nichts gemerkt“, wundert sich die 46-Jährige. Auch der beißende Schmorgeruch machte sich erst später breit.

„Eigentlich ist mir erst jetzt klar, dass wir noch Riesenglück hatten“, sagt die alleinerziehende Mutter. Die ganze Wohnung hätte ausbrennen, das Feuer sich im Haus ausbreiten können. Nicht auszudenken. Richters hatten nämlich zu allem Übel zu dem Zeitpunkt keinen Versicherungsschutz. Simone Richter war seit 1998 durch Geschäftsaufgabe zunächst ein Fall fürs Sozialamt. „Ich habe aber immer versucht, durch verschiedene Maßnahmen selbst etwas zum Lebensunterhalt dazuzuverdienen, damit ich dem Staat nicht ganz auf der Tasche liege“, sagt sie. Von Januar 2004 bis August 2007 war sie arbeitslos und Hartz-IV-Empfänger. Durch das jahrelange geringe Einkommen und abzuzahlende Schulden konnte sie die monatlichen Beträge für die Hausratsversicherung nicht mehr aufbringen, hielt nur die allernotwendigsten Versicherungen aufrecht, weiß auch Herr Ullrich von der Kirchensozialarbeit der Diakonie Löbau-Zittau. Da sie inzwischen aber eine auf zwölf Monate befristete Beschäftigung in einem Schulprojekt hat, wollte sie die Hausratsversicherung wieder neu abschließen. „Ich hatte schon einen Termin vereinbart – am 13.November…“

Situation lässt verzweifeln

So ließ der Schaden durch den Schwelbrand Richters fast verzweifeln. Drei Tage lang konnten sie nicht in der Wohnung schlafen. Inzwischen haben sie, unterstützt von Verwandten und Kollegen, die gröbsten Rußverschmierungen beseitigt und alles, was zu waschen ging, gewaschen. Das Zimmer aber muss total renoviert werden, die Möbel und Frau Richters gesamte Bekleidung sind unbrauchbar. Doch ihr Lohn und das Kindergeld reichen nicht für zusätzliche Ausgaben. Reserven gibt es keine. Zurzeit schläft Frau Richter auf einer Campingliege. „Wenn ich mir nur wenigstens ein Bett und einen Schrank aus dem sozialen Möbelmarkt und Sachen aus der Kleiderkammer holen könnte“, sagt sie.