"Es ist schwer, die Isolation auszuhalten"

Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen bieten für Betroffene in
unterschiedlichen Problemlagen und Lebenssituationen nachhaltige Hilfe.
Nur dürfen sich die Mitglieder wegen der aktuellen Kontaktsperre derzeit nicht treffen. Unter dieser Isolation leiden viele. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gibt es insgesamt 76 Selbsthilfegruppen. Betreut werden sie von der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KISS) in Pirna. SZ sprach mit der Leiterin Jana Nöckel über die aktuelle Situation und auch darüber, wie die Betroffenen trotzdem Kontakt halten können.
Frau Nöckel, die Selbsthilfegruppen treffen sich derzeit aufgrund der aktuellen Ausgehbeschränkungen nicht mehr. Kommen die Mitglieder dennoch zusammen?
Ja, aber sie sehen sich nicht mehr persönlich. Viele telefonieren miteinander und kommunizieren beispielsweise über WhatsApp. Ich denke, die jüngere Generation ist generell über die sozialen Medien in Kontakt. Ich habe ebenfalls gehört, dass sich einzelne Gruppenmitglieder treffen und sich am Fenster oder am Zaun miteinander unterhalten. Aber das hat natürlich alles nicht die Qualität, wie bei einem Gruppentreff und ersetzt nicht die sozialen Kontakte in der Gruppe. Wir haben zum Beispiel auch Sportgruppen, die jetzt komplett ausfallen.
Was macht das mit den Menschen, wenn für sie wichtige soziale Kontakte wegbrechen?
Für die meisten ist es schwer. Der Großteil unserer Klientel ist nicht so gefestigt. Für sie ist es hart, die Isolation auszuhalten beziehungsweise sie zu ertragen. Sie leiden enorm unter der Kontaktsperre.
Was raten Sie?
Ich kann nur empfehlen, dass das persönliche Gespräch mit anderen gesucht wird. Am besten auch über das Telefon. Unsere Gruppenleiter sind beispielsweise nach wie vor erreichbar und ein guter Ansprechpartner. Wer Redebedarf hat, kann sich an sie wenden, aber auch genauso an die Kontaktstelle. Wir sind für die Menschen da.
Was bieten Sie ganz konkret?
Wir rufen selber bei den Mitgliedern an und fragen, wie es ihnen geht, ob sie Probleme haben und Hilfe brauchen. Wir möchten das Gefühl vermitteln, dass niemand alleine ist. Auch erreichen wir die Menschen über Email und bekommen zahlreiche Antworten. Außerdem vermitteln wir. Bei uns rufen jetzt vermehrt Menschen an, die bisher noch in keiner Selbsthilfegruppe sind, aber das Bedürfnis nach einem Gespräch und nach Austausch haben. Telefonisch können wir Kontakte schaffen. Natürlich sind wir selber auch telefonisch nach wie vor erreichbar. Wenn wir dann noch Zeit haben, nähen wir Mundschutz für unsere Klienten.
Das Gespräch führte Mareike Huisinga.
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