Von Ralph Schermann
Bautzen. Das Janusz-Korczak-Kinderheim in Görlitz-Weinhübel hat immer wieder mal Spenden erhalten. Doch eine jüngst erhaltene Zuwendung findet Leiterin Marion Jänsch ganz besonders toll: „Es waren 112 Euro, und sie kamen von Menschen, von denen ich das nicht erwartet hätte.“ Gespendet haben Strafgefangene der Justizvollzugsanstalt Bautzen, in der weit höhere Haftstrafen abgesessen werden als in Görlitz.
Es war in der Adventszeit, als dem Gefangenen Rafal Michalkiewicz die Idee dazu kam: „Zu Weihnachten werden nicht nur wir einsam sein, sondern auch Kinder in Kinderheimen.“ Rafal Michalkiewicz schrieb einen Aufruf an alle Mitgefangenen, für solche Kinder zu spenden. Seine Begründung: „Wir Gefangenen haben Böses getan und bekommen dafür die gerechte Strafe. Diese Kinder aber waren nicht böse und sind trotzdem ohne Eltern in einem Heim allein. Es gibt viele Gründe, warum Kinder im Heim sind, aber jeder Grund ist tragisch und traurig. Wir alle können helfen, dass diese Kinder ihre traurige Vergangenheit zumindest an einigen Tagen vergessen.“
Mieczyslaw Landowski, Sozialarbeiter der Europäischen Beratungsstelle für Straffälligen- und Opferhilfe in Görlitz, vermittelte den Kontakt zum Janusz-Korczak-Heim und war selbst von der Resonanz überrascht: „Über 20 Gefangene machten mit.“ Das heißt, dass jeder von ihnen rund fünf Euro spendete. Für Strafgefangene ist das viel Geld.
Mit Weihnachten klappte es zwar nicht, aber jetzt ist es überwiesen. Marion Jänsch will es für einen Aufenthalt der jüngsten Heimkinder im Kinderspielpark Kaltwasser nutzen. „Ich finde es beeindruckend, wie sozial Gefangene sein können“, betont sie. Und der Bautzener Gefängnisinsasse Rafal Michalkiewicz weiß, dass in seiner Aktion auch ein tieferer Sinn steckt: „Wenn wir Kindern helfen, helfen wir in Wirklichkeit uns selbst.“