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Schwimmen, radeln, rennen

Über 1 700 Sportler waren beim 13. Schloss-Triathlon in Moritzburg auf Rekordjagd. Für manche war es nur ein Test.

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© Norbert Millauer

Von Philipp Siebert

Sonntagmorgen, kurz vor halb neun. Steffen Ziska ist im Stress. In einer Viertelstunde fällt der Startschuss. Doch sein Neoprenanzug will nicht über die Haut rutschen. Er zieht mit den Armen, strampelt gleichzeitig mit den Beinen. Jedes Mal, wenn er den Gummi los lässt, klatscht es laut auf seiner Haut. „Kannst du mal kurz helfen?“, fragt er einen Mann im Startbereich. „Klar, ich zieh mal.“ Der Mann greift beherzt zu, ruckt zweimal, dann sitzt die Gummihaut.

Der durchtrainierte Mann aus Pirna ist zum fünften Mal bei der Hatz um die Jagdreviersbestzeit beim Moritzburger Schloss-Triathlon dabei. Steffen Ziska hat sich auf den Start in der Olympischen Distanz wochenlang vorbereitet. 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen will er in unter drei Stunden schaffen. „Für mich ist das heute aber nur ein Test“, sagt er. Steffen Ziska ist Extremsportler. In zwei Wochen nimmt er am Ironman in Klagenfurt teil.

„Das Event in Moritzburg ist für das Rennen in Österreich genau die richtige Übung“, sagt er, lächelt und zwinkert mit den Augen. Nach dem Rennen hat er sein Lächeln nicht verloren. Mit zwei Stunden und 45 Minuten holte er Platz 232 von 343. „Jetzt kann der Ironman kommen.“

Die Vorbereitung macht’s

Steffen Ziska ist einer von über 1 700 Sportlern, die beim 13. Schloss-Triathlon in Moritzburg am Wochenende an den Start gegangen sind. Aufgeteilt in sieben Wettbewerbe begaben sich die Triathleten auf vier unterschiedlich lange Strecken.

„Ohne Vorbereitung schafft man nicht mal den Wechsel vom Schwimmen auf das Rad“, sagt die Kölnerin Doro Franzen. Seit fünf Jahren nimmt sie am Moritzburger Schlosstriathlon teil.

Die vergangenen Wochen verbrachte die Hobbysportlerin mit der intensiven Vorbereitung auf das Rennen. „Ich trainiere sechs Tage in der Woche. Jeden Teil des Triathlons zweimal.“ So kommen allein auf dem Fahrrad gut gerne 5 000 Kilometer im Jahr zusammen. Und das harte Training machte sich bezahlt. Insgesamt benötigte die Kölnerin für den Halbtriathlon etwas mehr als sechs Stunden. Damit belegte sie Platz 45 bei den Frauen. „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder mit dabei.“

Neben alteingesessenen waren auch Neulinge im Startfeld vertreten. „Ein Freund hat mich auf die Idee gebracht, beim Jedermann-Triathlon mitzumachen“, sagt der Bautzner Michael Lehmann. Vor vier Monaten begann der leidenschaftliche Radfahrer mit seiner Vorbereitung. „Bevor ich mich in Moritzburg angemeldet habe, bin ich fast nie schwimmen gegangen. Nun trainiere ich seit Februar dreimal in der Woche die fünf Kilometer lange Schwimmstrecke.“ Noch wichtiger als das regelmäßige Training ist für ihn jedoch die richtige Ernährung. „Vor dem Wettkampf verzichte ich komplett auf Eiweiß und esse nur Kohlenhydrate.“ Sie liefern ihm die nötige Energie für den rund zwei Stunden dauernden Jedermann-Triathlon. Auf der Strecke gibt es dann noch Energieriegel, um die Batterien wieder aufzuladen.

Genau so handhaben es die Teilnehmer in der Königsdisziplin – dem Barockman. Das Rennen über 3,8 Kilometer Schwimmstrecke, 185 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufstrecke konnte der Oberpfälzer Maximilian Kirmeier aus Amberg deutlich für sich entscheiden. Mit neun Stunden und 17 Minuten hatte er über acht Minuten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Rasmus Enlund aus Schweden.

Bei den Barockfrauen fiel das Ergebnis noch etwas deutlicher aus. Mit einer Zeit von zehn Stunden und 34 Minuten lief Sandra Wullenkord vom TSVE 1890 Bielefeld fast eine halbe Stunde vor der Zweitplatzierten Mareile Hertel aus Nürnberg über den Zielstrich.

Wie schon in den letzten Jahren war auch der 13. Schloss-Triathlon ein Publikumsmagnet. Trotz des wechselhaften Wetters am Wochenende kamen Zehntausende Besucher zum Schloss, um die Sportler anzufeuern. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Organisationschef Reiner Mehlhorn.

Wettlauf um Startplätze

Zufrieden ist der Mann vom Triathlonverein auch mit dem Zuspruch der Athleten. Dass die Veranstaltung unter den Sportlern aus über 20 Nationen immer beliebter wird, zeige sich daran, dass zwei Drittel der Teilnehmer immer wieder kommen.

Und daran, dass der diesjährige Wettkampf so schnell wie noch nie ausgebucht war. Bei der Halbdistanz gab es nach 20 Stunden keine freien Plätze mehr. Die Startnummern bei der Langdistanz waren nach 48 Stunden komplett vergeben. Trotzdem soll das Teilnehmerfeld auch zukünftig limitiert werden. „Nur so können wir die Sicherheit der Sportler gewährleisten und die Qualität des Teilnehmerfeldes hochhalten“, erklärt Mehlhorn.

In den Augen des Organisationschefs macht es Sinn. Denn Geld könne der Verein mit dem Schloss-Triathlon nicht verdienen. Die Verpflegung der Helfer, das Absperren der Schwimm-, Radfahr- und Laufstrecken kostet viel – genau wie die Dopingkontrollen. Seit sechs Jahren finden die statt. Im letzten Jahr gab es den ersten positiven Befund. Für dieses Jahr liegen noch keine Ergebnisse vor.

Vor Ort wird festgelegt, wer zur Kontrolle muss. 800 Euro kostet der Test pro Sportler. Finanziert werden die über den Landesverband und damit über den Verein. Dem steht für den gesamten Wettkampf ein sechsstelliges Budget zur Verfügung. „Da gehen wir mit einer schwarzen Null raus“, sagt Mehlhorn. Verdient werde mit dem Wettkampf kein Euro.