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Seifhennersdorf im Radio

Seifhennersdorfer Schüler lernen fürs Radio nicht nur die nötige Technik kennen. Sie haben bewusst mit Vorurteilen gespielt.

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© SZ Thomas Eichler

Von Elke Schmidt

Seifhennersdorf – das liegt doch am Ende der Welt? Mit dieser Frage beginnt die Radiosendung „360 Grad Seifhennersdorf“, die Schüler des Oberland-Gymnasiums im Rahmen ihres Unterrichts produziert haben. Eine Woche lang beschäftigten sie sich intensiv mit dem Ort. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war die Frage, ob die eingangs zitierte Feststellung wirklich schon alles ist, was es über Seifhennersdorf zu sagen gibt.

Um es vorweg zu nehmen: Das ist es nicht. In knapp anderthalb Stunden zeigen sie, dass die Stadt durchaus schöne und positive Seiten hat. Kernstück ihrer Produktion sind Interviews mit Menschen, die in ortsansässigen Museen, Freizeiteinrichtungen, Schulen und Firmen arbeiten. Schon die Tatsache, dass diese doch recht zahlreich sind, hat manche der Gymnasiasten überrascht. Es sei erstaunlich was es in Seifhennersdorf alles gibt. Hier ist doch gar nicht so wenig los, wie mancher denken könnte, sagen auch Marie Grantz und Lucas Liebe. Sie gehen in die 9. Klasse und gehören zu den insgesamt 28 Schülern, die das naturwissenschaftliche Profil gewählt haben. Ihre Lehrerinnen Ramona Antes und Sabine Gaier wollten mit dem Projekt die Fachbereiche Kommunikation und Informatik verbinden.

Texte, Musik und Werbespots

Die Jugendlichen vereinbarten Termine mit Gesprächspartnern, planten die Interviews und führten sie durch, schrieben die Texte, suchten passende Musik aus und produzierten Werbespots. Sie lernten auch, was es alles zu beachten gilt, wenn man eine gute Sendung produzieren will. Beim Radio kommt es zum Beispiel darauf an, kurze Sätze zu bilden, damit die Zuhörer dem Moderator auch folgen können. Am letzten Tag schnitten sie das zusammengetragene Material, sprachen die Übergangstexte ein und mischten alles mit der passenden Musik. Die Technik und besonders das Schnittprogramm, das sie verwenden konnten, hat die Schüler begeistert. Zu Verfügung gestellt hat die Technik das Görlitzer Studio der Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanäle (Saek). Mitarbeiter von dort waren die ganze Woche mit dabei. „Sie haben uns sehr geholfen und alle unsere Fragen beantwortet“, sagt Lucas.

Dennoch machten die Jugendlichen das meiste völlig selbstständig. Es war ihre Idee, eine Umfrage auf den Straßen der Stadt zu starten. Dabei zeigte sich dann doch, dass es in Seifhennersdorf auch Schattenseiten gibt. Auf die Frage nach den Vorteilen wurde meist die Ruhe im Ort erwähnt, aber oft sei auch die Antwort „keine“ gekommen, berichten Marie und Lucas. Besonders die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten und die vielen verfallenen Häuser stören die Einwohner. Diesen Punkt griffen die Jugendlichen in ihrer selbst produzierten Werbung auf. Sie fragten sich: „Wofür könnte man in Seifhennersdorf werben?“ Das war nicht einfach zu beantworten, fachte aber ihre Kreativität an. Der Wald mit seinen vielfältigen Möglichkeiten bis hin zu Wurzeln, über die man stolpern kann oder die vielen Bruchbuden gäben doch im Grunde gute Werbeobjekte ab, sagten sie sich und dachten sich pfiffige Spots dafür aus. Dieser Teil des Projekts hat den Schülern am meisten Spaß gemacht, denn hier konnten sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Schön sei gewesen, dass sie ihre eigenen Ideen umsetzen konnten. „Wenig Dach für wenig Geld – kaufen Sie sich Ihre eigene Bruchbude“, ist ein Beispiel für einen der Texte, den sich Marie ausdachte. Die Sendung ist fertig und kann derzeit gehört werden. Allerdings müssen Zuhörer dafür einen Internetanschluss haben. Sie wird nur über die Saek-Internetseite ausgestrahlt.

„360° Seifhennersdorf“ über mehrere Wochen jeweils Montag ab 17 Uhr im Internet zu hören unter: www.saek.de/webradio/live-stream-reinhoren