Von Kerstin Fiedler
Es war im Juli 1971, als der Friseursalon in Milkel eröffnete. Inge Lischka erinnert sich noch ganz genau. „Ich bin 1969 aus der Schule raus, da stand an der Stelle noch das Karussell.“ Der Spielplatz wich den noch heute bestehenden Einrichtungen. Im September lernten sich dann Inge Lischka und Marion Kunath kennen, die erste hatte gerade ausgelernt, die zweite begann ihre Lehre. Heute sind sie ein eingespieltes Team, teilen sich die Schichten. Der Salon hat von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
Bis 1989 vier Mitarbeiter
Bis zur Wende arbeiteten vier Kollegen in Milkel, dann ließ der Sturm auf die Friseurtermine nach. Seit zehn Jahren nun sind die beiden allein. „Wir sind froh, dass uns die Stammkunden die Treue halten. 70 bis 80 Prozent von ihnen sind mit uns älter geworden“, schmunzelt Marion Kunath, die Salonleiterin.
Gern erinnern sich die beiden Friseurinnen an die Höhepunkte im Arbeitspensum. „Also, wenn es ein LPG-Vergnügen gab, da waren 15 bis 18 Kunden in einer Schicht keine Seltenheit. „Für jeden von uns“, betont Marion Kunath. Weitere Spitzenzeiten waren die Tage kurz vor den Festen. Weihnachten oder Ostern war immer viel los, Termine wurden schon Monate im Voraus vergeben. „Aber es hat immer auch Spaß gemacht“, sagt Marion Kunath. „Und macht es ja auch heute noch“, ergänzt Inge Lischka.
Für beide Frauen ist der Beruf auch Hobby. „Es ist schön, wenn die Kunden zufrieden sind. Wir können hier unsere Fantasie spielen lassen“, sagt Inge Lischka. Jeden Tag können sie sehen, was unter ihren Händen entstanden ist. Sie seien zwar älter geworden, aber deswegen verschließen sie sich natürlich nicht den Neuheiten. „Ich schaue schon mal der einen oder anderen Frisur hinterher und überlege, ob und bei wem ich sie anwenden könnte“, sagt Marion Kunath. Außerdem nehmen die beiden an Weiterbildungen der Genossenschaft teil, stellen sich auf die neuen Produkte ein. So wie auf die neue Kasse, die bei richtigem Knopfdruck fast von allein arbeitet.
Vielleicht klappt das Zusammenspiel der beiden Frauen auch deshalb so gut, weil sie jeweils zwei Töchter haben. „Und je eine von beiden ist nun auch wieder Friseurin“, erzählt die Salonchefin. Sich selbst „leisten“ die Friseurinnen jede Woche einen Termin im eigenen Geschäft. „Allerdings sind wir da eher bodenständig.“
Salon ist Treffpunkt im Dorf
Sehr gern kümmern sich die beiden Frauen um Brautfrisuren. Ein Album – gut versteckt hinter einem der Spiegel – zeugt davon, wer so alles geheiratet hat und sich vorher bei „Figaro“ zurechtmachen ließ. „Leider sind aber eine Reihe von Paaren nicht mehr zusammen“, wissen die beiden. Aber die Frisuren zeigen Geschichte, auch die des verschiedenen Geschmacks.
Der Friseur in Milkel steht aber nicht nur im Dienst schöner Haare. „Wir sind auch ein bisschen wie ein Treffpunkt, bei dem man miteinander schwatzen kann. Auch auf dem Dorf ist es nicht mehr so einfach, mit dem Nachbarn ins Gespräch zu kommen“, sagt Marion Kunath. Und dabei haben die beiden Frauen gelernt, zu unterscheiden, was weitererzählt werden kann und was man lieber für sich behält.