Von Carmen Schumann
In den letzten vier Jahren mussten Gertrud und Rudolf Wenzel zwei schwere Schicksalsschläge verkraften: Silvester 2002 starb ihr einziger Sohn Hans-Peter mit nur 59 Jahren. Und im Januar dieses Jahres erlitt Rudolf Wenzel einen Schlaganfall. Doch die beiden lassen sich nicht unterkriegen. Sie peilen jetzt schon die Steinerne Hochzeit in zwei Jahren an. Gestern feierten sie erstmal ihr Eisernes Jubelfest. Seit 65 Jahren sind die Wilthenerin und der Schirgiswalder nun miteinander verheiratet. „Aber vor der Hochzeit haben wir uns schon acht Jahre gekannt“, erklärt das Jubelpaar, das sich seinerzeit bei der Tanzstunde kennen lernte.
Im August haben Gertrud und Rudolf Wenzel immer einen Feiermarathon zu bewältigen. Denn am 13. hat sie Geburtstag und am 26. er. Während Gertrud Wenzel gerade 90 geworden ist, wird ihr Mann bald 91. Dass er wegen des Schlaganfalls momentan nicht Auto fahren kann, ärgert Rudolf Wenzel sehr. „Aber das wird wieder“, ist er sich sicher. Denn das Autofahren war immer eine seiner Leidenschaften. In ihrer Jugend sind die beiden Wenzels ziemlich waghalsig Motorrad gefahren. „Sogar in den Alpen waren wir“, berichten sie stolz. Aber auch sonst hatten die beiden eine bewegte Vergangenheit. Rudolf, der Sohn eines Schneidermeisters ist, ergriff – allerdings nicht besonders freudig – zunächst den Beruf des Vaters. Später war er bei der Eisenbahn. Nach dem Krieg und der Flucht aus der Gefangenschaft ging er zum Fortschritt-Werk in Neustadt, wo er bis zum Rentenalter in der Verwaltung tätig war. Gertrud Wenzel besuchte die Haushaltsschule in Bautzen und war dann Angestellte bei einer Weberei in Wilthen. Später arbeitete sie über drei Jahrzehnte bei Vegro Kirschau als Kalkulator. „Sie ist auch nach wie vor bei uns der Buchhalter“, schmunzelt Rudolf Wenzel.
Stolz auf die Enkelinnen
Ganz besonders stolz sind die Wenzels auf ihre beiden Enkeltöchter. Die 36-jährige Sandra schenkte ihnen den jetzt siebenjährigen Urenkel. Tanja Wenzel, die jüngere Enkelin, ist treuen Zuschauern der Serie „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ wohlbekannt. In Berlin aufgewachsen, war sie schon mit 13 Jahren auf vielen Titelbildern abgebildet. „Sie spielte auch in dem Kinofilm ‚Drei Engel‘ mit“, berichten die stolzen Großeltern, die eine ganze Mappe über die Karriere ihrer „Kleinen“ angelegt haben. Zum 90. Geburtstag ihrer Oma ließ es sich die 27-jährige Wahl-Kölnerin nicht nehmen, nach Wilthen zu kommen, um zu gratulieren.