Von Jana Nolte
Wo bald Besucher der Festung Königstein vom gläsernen Aufzug aus einen Panoramablick über die Sächsische Schweiz genießen können, schufteten vor 135 Jahren französische Kriegsgefangene. Sie sollten auf der Burg Erdwälle anlegen – nur dass es dort oben keine Erde gab. Vom Fuße der Festung mussten sie Erde mit einem Tretkran emporziehen, dem Vorläufer des heute geplanten Aufzugs.
Über die Geschichte der Festung Königstein als Kriegsgefangenenlager gibt ab morgen eine Ausstellung im Torhaus der Burg Auskunft. „Zwischen Sekt und Stacheldraht“ heißt die Schau. Der Titel spiegelt die zwiespältige Situation der Gefangenen. Sowohl im deutsch-französischen Krieg als auch im Ersten Weltkrieg waren es in der Mehrzahl Offiziere und Generäle. Einfache Soldaten dienten ihnen als Personal. Sie waren es auch, die an den Erdwällen arbeiten mussten, nicht ihre Herren. Alle zusammen waren in einem von Stacheldraht umzäunten Bereich kaserniert, die Offiziere allerdings hatten viele Freiheiten: Zum Beispiel konnten sie in einer eigenen Kantine Sekt kaufen. Sie spielten Tennis oder machten vereinzelt sogar Spaziergänge in die Sächsische Schweiz – gegen das eidesstattliche Versprechen, nicht zu fliehen.
Neben dieser Ausstellung sollen im nächsten Jahr Führungen, Konzerte und verschiedene Feste wieder mehr Besucher auf die Festung locken. Zum Beispiel im Juni das große Barockfest unter dem Motto „August der Starke und der Traum von Afrika“. Mit den Besucherzahlen aus dem vergangenen Jahr ist Geschäftsführerin Angelika Taube nicht zufrieden. Rund 512 000 Besucher kamen, fast drei Prozent weniger als im Vorjahr. „Wir erklären es uns damit, dass die wichtigen Feiertage wie der 1. Mai und der 3. Oktober auf Wochenenden fielen“, sagt sie.
Gerade für Familien könnten allerdings die relativ hohen Eintrittsgelder ein Hindernis sein. Auch in diesem Jahr soll es deshalb am Buß- und Bettag ermäßigte Tarife geben. Statt fünf Euro muss ein Erwachsener dann nur zwei Euro bezahlen, das Familienticket kostet statt zwölf nur fünf Euro.