Von Dieter Hanke
Welcher Kontrast: Die Staatsstraße 177 ist nur einige Hundert Meter entfernt, das Gewerbegebiet Klipphausen mit seinen über 90 Betrieben ebenfalls – und im Flachsgrund nahe des Wohngebietes „Sonnenberg“ befindet sich ein Paradies an Bäumen, Sträuchern und Tieren. An die 1 000 Meter schlängelt sich der Flachsgrundbach vom Viehteich bis zur Mündung in die Wilde Sau bei Sachsdorf. Zu beiden Ufern erstrecken sich Waldstreifen, die zusammen an die 50 bis 100 Meter breit sind. Das Areal ist über drei Hektar groß.
Vor gut 20 Jahren breiteten sich im Flachsgrund noch Äcker aus. Der Bach war verrohrt. „Wir wollten hier einen Biotopverbund anlegen. Das Ganze war auch als Ausgleich für den Eingriff in die Natur gedacht, der beim Bau des Gewerbegebietes entstand“, sagt Klipphausens Bürgermeister Gerold Mann (parteilos). Von 1994 bis 1998 wurde das Projekt verwirklicht. Natur-Enthusiasten pflanzten damals insgesamt 10 000 Bäume und Sträucher. Der Bachverlauf entstand neu, natürliche Hindernisse wie Sohlschwellen sollten unterschiedliche Strömungen des Wassers hervorrufen. Syenit aus Steinbrüchen diente als Versteck für Kleinlebewesen.
Heute ist der Flachsgrund eine Idylle. Eichen, Schwarzerlen, Buchen, Ahornbäume sind bis zu 20 Meter hoch, auch andere Gehölze sind stattlich gewachsen – Haselnuss, Trauben- und Vogelkirsche, Weiden, Wildapfel- und -pflaume, Holunder, Schlehe, Hartriegel und andere. „Für Naturliebhaber ein wunderschönes Gebiet“, sagt Umwelt-Experte Holger Wrzesinsky aus Klipphausen, der vor 20 Jahre mit weiteren Bürgern dieses Areal geschaffen hat. Besonders auch die Tierwelt hier hat es dem 64-Jährigen angetan. Denn der Lehrer für Polytechnik zu DDR-Zeiten, sattelte nach der Wende um, arbeitet als freiberuflicher Dozent für Ökologie in der Aus- und Weiterbildung, betreut Umwelt-Projekte in der Region und baut Aquarien und Terrarien.
In diesem Vorgebirgs-Bachgrund in Klipphausen haben sich nach und nach viele Tierarten angesiedelt. Im Bach tummeln sich Bachflohkrebse, unter Steinen halten sich Köcherfliegenlarven versteckt. Große Pferdeegel sind auf Beute aus. Sogar der seltene Edelkrebs wurde hier heimisch, ebenso die Bachschmerle. Prachtlibellen schwirren in der Luft. Besonders auch viele Erdkröten, Grasfrösche und Teichmolche gibt es hier. Auch die Vogelwelt ist mannigfaltig: Der Neuntöter, die Bach- und Gebirgsstelze, Grün- und Buntspecht, Zaunkönig und noch zahlreiche andere Arten haben hier ihren Lebensraum. Auf einem 700 Meter langen Waldweg können Ausflügler auf Schritt und Tritt diese faszinierende Natur im Flachsgrund erleben.
„Es hat sich ausgezahlt, dass wir damals diesen Grünstreifen angelegt und so die Natur bereichert haben“, bemerkt der Bürgermeister. 2014 bekam die Gemeinde vom staatlichen Forstbetrieb für dieses Areal den Status als Wald. Der Flachsgrund gehöre jetzt auch zu einem Biotop-Verbund in dieser Gegend von Klipphausen.
Ulmen sind abgestorben
Kurt Pätzig, der 19-jährige Sohn von Holger Wrzesinsky, der im nächsten Jahr sein Abitur am Berufsschulzentrum in Meißen machen und später Forstwissenschaften studieren möchte, hat jetzt in einer Foto- und Textdokumentation aufgelistet, wie sich in den vergangenen 20 Jahren Flora und Fauna im Flachsgrund entwickelt haben. Besonders die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten wurde da hervorgehoben.
Allerdings gibt es auch Dinge, die weniger schön sind. Wrzesinsky: „Eschen sterben ab. Eine Pilzkrankheit ist dafür die Ursache.“ Noch schlimmer hat es die Ulmen erwischt. An die 100 Exemplare wurden in den 90er Jahren im Flachsgrund gepflanzt. „Alle sind abgestorben“, sagt der Klipphausener Umwelt-Experte. Der Ulmensplintkäfer habe durch Fraß im Ulmenholz die Verbreitung von Sporen eines todbringenden Schlauchpilzes ermöglicht, der aus Asien eingeschleppt wurde.