Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Radeberg

Seltenheit auf vier Pfoten

Ein Paar aus Ottendorf-Okrilla züchtet besondere Hunde. Die Rasse ist vom Aussterben bedroht.

Von Alexander Buchmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Lars und Dagmar Metzner aus Ottendorf-Okrilla mit ihren Bergamasker Hirtenhunden Foppolo und Anthony.
Lars und Dagmar Metzner aus Ottendorf-Okrilla mit ihren Bergamasker Hirtenhunden Foppolo und Anthony. © Steffen Unger

Ottendorf-Okrilla. Auf den ersten Blick sind es nur zwei große Fellberge. Der eine ist grau, der andere dunkelbraun. Auf den zweiten drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob den Hunden unter den vielen langen Zotteln nicht viel zu warm ist. „Ist es nicht“, sagt Dagmar Metzner aus Ottendorf-Okrilla. Ihr und ihrem Mann Lars gehören die beiden Fellberge, die auf die Namen Foppolo und Anthony hören. Es sind Bergamasker Hirtenhunde, eine Rasse, die vom Aussterben bedroht ist.

Das Fell halte die Hunde im Winter warm und im Sommer kühl, erklärt Dagmar Metzner. Dass es so verfilzt ist, sei ganz normal und kein Zeichen mangelnder Pflege. Als Welpe würden die Hunde im ersten Lebensjahr noch gebürstet, was unter anderem dazu dient, sie an die Berührung durch den Menschen zu gewöhnen. Ab dem zweiten Lebensjahr beginnt das Fell zu verfilzen. „Es bilden sich Filzplatten, die man dann teilt, wodurch die Rastas entstehen“, sagt sie. Gekämmt werden dann nur noch Kopf und Nacken. Das Fell kann aber auch kurz geschnitten werden. Anders als man es vermuten würde, haaren die Bergamasker nicht. Nur ab und zu würden ein paar Flusen abfallen. Sie seien deshalb auch für Allergiker geeignet, erklärt Dagmar Metzner.

Auf der Roten Liste

Trotzdem ist die Rasse wenig bekannt. Der Verein Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen hat sie sogar auf die Rote Liste bedrohter Rassen gesetzt. Der Grund: Weltweit leben nur noch geschätzt 2 000 Tiere, davon etwa 200 in Deutschland. Im vorigen Jahr wurden in ganz Deutschland nur 18 Welpen geboten, 2017 waren es 29. Zum Vergleich: Beim Deutschen Schäferhund, der hierzulande beliebtesten Hunderasse, waren laut der Welpenstatistik des Verbandes für das Deutsche Hundewesen im Jahr 2017 fast 10 000 Welpen und in den Jahren davor noch deutlich mehr.

Die geringe Anzahl Welpen liegt daran, dass es deutschlandweit nur drei Züchter dieser Rasse gibt. Eine davon war kürzlich in Ottendorf-Okrilla und hat ihre Hündin von Anthony decken lassen. „Wenn es geklappt hat, wird das wohl der einzige Wurf in Deutschland in diesem Jahr“, sagt Dagmar Metzner. Weil die Rasse so selten und unbekannt ist, sei es allerdings trotzdem schwierig, für die Welpen ein neues Zuhause zu finden.

Vom Motorrad zum Geländewagen

Auch Metzners sind eher zufällig auf die Bergamasker aufmerksam geworden. „Wir wollten schon immer Hunde“, sagt Dagmar Metzner. Weil das Paar aber mehrfach mit dem Motorrad durch die Welt gereist ist, war das lange Zeit nicht möglich. Das hat sich geändert, als das Motorrad durch einen großen Geländewagen ersetzt wurde. „Das klingt blöd, aber Lars hat im Internet nach Haushunden gesucht und bei Wikipedia eine Liste gefunden“, erzählt sie. Schon beim Buchstaben B sind sie fündig geworden. „Der Bergamasker passt von seinen Charaktereigenschaften einfach zu uns“, sagt sie. Die Tiere seien sehr auf den Menschen bezogen und deshalb tolle Familienhunde. Und Ehemann Lars ergänzt: „Als Hirtenhund ist der Bergamasker sehr selbstständig. Er führt Kommandos aus, will darin allerdings einen Sinn erkennen.“

Nachdem die Entscheidung für die Bergamasker gefallen war, standen auch Metzners vor dem Problem, einen Züchter zu finden. „Damals waren es nur zwei“, sagt Lars Metzner. Seit 2012 gehört Foppolo zur Familie. Benannt ist er nach einem kleinen Ort nahe der italienischen Stadt Bergamo. Später kam dann noch Anthony hinzu, den das Paar von einem Aufenthalt in den USA mitgebracht hat. Dort hatte man unter anderem die Geschwister von Foppolo besucht. „Die Bergamasker-Welt ist klein“, sagt Dagmar Metzner.

Am langen Himmelfahrt-Wochenende vom 30. Mai bis zum 2. Juni treffen sich ein Teil davon und Besitzer anderer seltener Hunderassen in Weixdorf. Auf dem Gelände des Hundesportvereins veranstaltet der Klub für Ungarische Hirtenhunde, der älteste Zuchtbuch führende Verein für die Rassen Kuvasz, Komondor, Puli, Pumi, Mudi, Pyrenäenberghunde und Bergamasker Hirtenhunde ein Treffen.

Dafür haben sich bereits 30 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen angekündigt. Am 1. Juni können dabei von 10 Uhr bis 15 Uhr auch Besucher diese außergewöhnlichen Hunde erleben und mit den Haltern ins Gespräch kommen. An einem Infostand wird über die Rassen informiert.

www.bergamasker-hirtenhund.info