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Neuer Rekord für die Stiftung der Kirstens

Ein Unternehmer aus Pirna ersteigert das Trikot von Toni Kroos. Was mit dem Geld passiert, verrät Benny Kirsten im Corona-Podcast.

Von Sven Geisler
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Übergabe mit Abstand: Benjamin Kirsten (l.) reicht das Trikot des Nationalspielers Toni Kroos an den Unternehmer Robert Memmler.
Übergabe mit Abstand: Benjamin Kirsten (l.) reicht das Trikot des Nationalspielers Toni Kroos an den Unternehmer Robert Memmler. © Ronald Bonß

Dresden. Er wusste genau, was er will. Deshalb hat Robert Memmler die Auktion bei ebay für Charity nicht mal beobachtet, sondern ist beinahe in letzter Sekunde eingestiegen. 24 waren es noch, als er sein finales Angebot abgegeben hat: 1.214,53 Euro. Das ist etwa doppelt so hoch, wie die Schmerzgrenze, die er sich selbst gesetzt hatte. Aber in diesem Fall heiligt tatsächlich der Zweck die Mittel. Das Geld geht an die Kirsten-Stiftung, die damit den Fußball-Nachwuchs auch in kleineren Vereinen unterstützt.

Dafür hatten Ulf und Benjamin Kirsten ein Trikot von Toni Kroos bekommen, mit dem der Fußball-Nationalspieler im Februar für Real Madrid in der Partie gegen Celta Vigo aufgelaufen war und ein Tor erzielt hatte. „Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber er kommt als bodenständiger Typ rüber. Deshalb ist er mir sympathisch – und obendrein ein herausragender Fußballer“, sagt Memmler – und ergänzt grinsend:. „Wäre es von Lionel Messi gewesen, hätte ich nicht mitgesteigert.“

Der 33 Jahre alte Unternehmer aus Pirna, der zwei Firmen in der Immobilienbranche betreibt, hätte allerdings für das Kroos-Jersey nicht so viel Geld ausgegeben, wenn er nicht gewusst hätte, wohin das geht. „Allein aus privatem Interesse hätte ich es nicht gemacht“, erklärt er. Benjamin Kirsten hat er kennengelernt bei einer Benefizveranstaltung für Lacrima, einem Verein, der trauernden Kindern hilft. Früher stand er hinter dem einstigen Dynamo-Torwart im K-Block, um ihn und die Mannschaft anzufeuern.

Was passiert mit den Einnahmen?

Das Anliegen der Kirsten-Stiftung, nach der Corona-Krise gezielt kleineren Vereinen zu helfen, unterstützt Memmler gern. Er hat selbst einst in Reinhardtsdorf, Heidenau und Bad Schandau gekickt und bleibt mit seinem Firmenteam in der Dresdner Freizeitliga in der Soccer-Arena am Ball. Nach dem Titel 2018 reichte es 2019 zur Vizemeisterschaft. Zu den Pokalen kommt nun das Kroos-Trikot als besondere Trophäe. Mindestens 40 Mitbieter hat er übertrumpft, darunter auch Toni Leistner. Der Ex-Dynamo, der jetzt beim Bundesligisten 1. FC Köln spielt, hat in der Corona-Krise für einen Monat die Honorare für die Nachwuchstrainer seines Jugendvereins Borea Dresden übernommen. Offen ist, was mit den Trikot-Einnahmen passiert.

Es gebe bereits Anfragen von Vereinen zum Beispiel aus Arnsdorf, auch eine Mädchen-Mannschaft habe sich gemeldet, berichtet Benny Kirsten. „Denen geht es nicht um große Summen, sie sind dankbar für ein paar Bälle oder Trainingsutensilien“, sagt er. In den nächsten Wochen werde geprüft, wohin unter anderem das Geld aus der Trikot-Auktion geht, mindestens 7.500 Euro will die Stiftung verteilen.

Eines ist den Kirstens dabei wichtig: Trotz ihrer Dynamo-Geschichte und dem Start der Stiftung nach dem Abschiedsspiel von Vater Ulf in Dresden 2003 helfen sie nicht nur Dynamo. Auch deshalb und natürlich dank ihrer Kontakte bekommen sie wiederum eine breite Unterstützung wie die von Toni Kroos. Der Weltmeister von 2014 hatte gehofft, sein Jersey werde einen höheren Betrag erzielen als das von Nationalelf-Kollege Marco Reus. Für eins des Dortmunders waren vor einem Jahr 1.200 Euro das höchste Gebot.

Mit dem neuen Rekord gewinnen alle, meint Ersteigerer Robert Memmler: „Die Stiftung bekommt einen ordentlichen Betrag für ihre Nachwuchsförderung, Toni Kroos hat sein Ziel erreicht und ich hänge mir sein Trikot in die Wohnung.“ Eine runde Sache also.

Kirsten, der beim Regionalliga-Zweiten Lok Leipzig unter Vertrag steht, ist derzeit verletzt. In der Corona-Zwangspause sei er jedoch als Familienvater mit zwei Kindern ohnehin ganz anders gefordert. „Für mich ist bloß wichtig, dass ich meine Frau entlasten kann. Küche, Saubermachen, alles was anfällt“, sagt Kirsten bei Sächsische.de im Corona-Podcast.

Kochen gehört zum neuen Tagesablauf dazu. „Ich denke, meine Frau und meine Kinder können sich nicht beschweren. Ich habe aber auch einen versteckten Helfer namens Thermomix“, meint der 32-Jährige und gesteht, dass beim Heim-Unterrichten seiner Tochter eher „die Fetzen fliegen. Da geht es uns wie allen anderen. Mathematik ist ein ganz großes Thema bei uns.“

Was ihn außerdem beschäftigt: die Debatte um die Fortsetzung der Bundesliga-Saison. Ein richtig oder falsch könne es da nicht geben, weil es immer auch Argumente dafür und dagegen gibt. Er hätte, das sagt er, darauf verzichten können. Und in noch einem Punkt ist sich Kirsten sicher: „Geisterspiele sind totaler Müll. Ich habe bei Dynamo zwei mitgemacht. Das macht keinen Spaß, dafür spielst du nicht Fußball.“