SZ +
Merken

Shakespeare auf moderne Art

Das die Jugend sich immer mehr für Kinofilme und Musicals interessiert und das Theater dafür vernachlässigt, ist nur ein Vorurteil – wie das Beispiel einer Löbauer Schule beweist. „Oh Romeo, warum denn Romeo?“, fragt Shakespeares Julia ihren Geliebten, bevor beide den Freitod wählen.

Teilen
Folgen

Von Anke Benesch

Das die Jugend sich immer mehr für Kinofilme und Musicals interessiert und das Theater dafür vernachlässigt, ist nur ein Vorurteil – wie das Beispiel einer Löbauer Schule beweist.

„Oh Romeo, warum denn Romeo?“, fragt Shakespeares Julia ihren Geliebten, bevor beide den Freitod wählen. Doch was wäre, wenn Romeo und Julia damals anders entschieden hätten?

Mit dieser Frage beschäftigte sich nun die Theatergruppe des Wirtschaftsgymnasiums Löbau. Das Ergebnis präsentierten die Schüler kürzlich im städtischen König-Albert-Bad. So gelang es den angehenden Abiturienten, das chaotische, aber zugleich charmante Alltagsleben des berühmten italienischen Liebespaares nach rund 30 Ehejahren zu spielen. Als Vorlage diente vor allem das satirische Werk „Es war die Lerche“ des israelischen Schriftstellers Ephraim Kishon, jedoch verwirklichten die sechs Mitglieder der „TWiGL“ auch viele eigene Ideen.

Doch bis dahin war es ein langer Weg. „Als sich vor rund drei Jahren die ersten theaterinteressierten Schüler zusammenfanden, beschlossen wir als erstes den Goetheschen „Faust“ aufzuführen“, sagt Karin Gross, Leiterin der Theatergruppe. „Nach mehreren erfolgreichen Auftritten im Landkreis fehlte uns jedoch irgendwann der Nachwuchs, da unsere Darsteller nach ihrem Abitur die Schule verließen“, so die Lehrerin weiter. Als sich schließlich wieder sechs Schüler fanden, waren sich alle sofort einig, eine Komödie aufzuführen. „Die Auswahl fiel uns nicht besonders schwer, doch erst jetzt hatten wir die ideale Besetzung“, erklärt Frau Gross. Den Darstellern sind vor allem Natürlichkeit und Nähe zum Publikum wichtig. Dies bestätigt der 20-jährige Matthias Zehler: „Wir wollen versuchen, Witze aus dem Leben zu erzählen, gemischt mit literarischem Hintergrundwissen – das wichtigste ist für uns jedoch, dass wir die Gäste sinnvoll unterhalten.“ Dabei verzichtet die Theatergruppe auf das Eintrittsgeld, bittet jedoch am Ende der Vorstellung um eine kleine Spende.

„Den jungen Leuten gefällt der moderne Ablauf“, erklärt Aline Schmidt, die die Rolle der Julia spielt. Kurz darauf ergänzt die 19-Jährige, dass „auch ältere Zuschauer an ihre Schulzeit erinnert werden und besonders die Szenen aus dem langen Eheleben amüsant finden“. Die gebürtige Löbauerin ist seit zwei Jahren aktives Mitglied der Theatergruppe und möchte am liebsten auch später an Schauspielhäusern arbeiten.

Die Schauspielgruppe will aber auch das Löbauer Gymnasium für Wirtschaft repräsentieren. „Auch diese Schule bringt beachtliche Leistungen im Bereich Kultur“, sagen die Mitglieder. Das zeigt zum einen die große Zahl Bewerber aus den unteren Klassen, die sich der Gruppe plötzlich anschließen wollen. Zum anderen entschädigt der Beifall der Zuschauer für die langen Proben, wenn sich Romeo und Julia noch immer unstimmig darüber sind, ob es „die Lerche oder die Nachtigall“ gewesen ist, die einst im Morgengrauen zwitscherte.

Nächster Auftritt der „TWiGL“: Heute beim Theatertag in Bautzen