SZ +
Merken

Show-Orchester macht klingende Reklame

Musik. Firmenimperium aus Grumbach leistet sich acht Musiker als eigene Betriebs-Band.

Teilen
Folgen

Von Annett Heyse

Die Bundeswehr hat eines, die Polizei und auch der Mitteldeutsche Rundfunk. Aber ein Privatunternehmen, das sich ein Orchester leistet? Ja, auch das gibt es. Und zwar gar nicht weit weg, in Grumbach bei Wilsdruff.

Dort findet sich drei Mal wöchentlich das P-D-Show-Orchester zusammen, um zu proben. Alle acht Bandmitglieder sind festangestellte Betriebsmusiker. Gemeinsam mit drei Sängern arbeiten sie in einem 200 Quadratmeter großen klimatisierten Probenraum und Tonstudio im hiesigen Gewerbegebiet, treten zu Firmenanlässen, aber auch in der Öffentlichkeit auf. Am vergangenen Sonnabend beispielsweise waren sie zum wiederholten Male auf der Oschatzer Landesgartenschau. Rund 40 Konzerte geben sie im Jahr. „Das gibt es sonst nirgends“, sagt Gitarrist und Manager Gunter Pönisch, „dass eine Firma sich ein eigenes Orchester als Aushängeschild leistet.“

Über Ausschreibung rekrutiert

Pönisch und Kollegen sind studierte Musiker und haben früher alle in anderen namhaften Gruppen musiziert. So zum Beispiel in der Klaus-Fischer-Bigband, dem Gewandhausorchester Leipzig oder dem Polizeiorchester Thüringen. Rambald Bellmann, der aus Berlin stammende musikalische Leiter des P-D-Showorchesters, war sogar an CD-Produktionen von Udo Jürgens beteiligt. „So hat sich das Unternehmen wirklich die Besten herausgesucht“, sagt Gunter Pönisch gleich ein bisschen werbend.

Das Durchschnittsalter der Truppe liegt bei Mitte 30. Zusammengefunden haben sich die acht Männer vor fünf Jahren über eine Ausschreibung. Veranlasst hatte diese Jürgen Preiss-Daimler, ein Nachfahre des berühmten Autobauers, Chef des Firmenimperiums P-D und begeisterter Kunstmäzen. Die P-D-Gruppe hat ihren Hauptsitz mittlerweile im beschaulichen Grumbach, hier aus werden Glasfaserprodukte hergestellt und weltweit vertrieben. Auch das Freitaler Glaswerk gehört zur Holding.

Mintgrüne Dienstkleidung

Die Betriebsband aber ist das Steckenpferd des Chefs, mit der ein langgehegter Traum in Erfüllung ging. Rund 450 Titel aus sechs Jahrzehnten Musikgeschichte hat sie mittlerweile im Repertoire. Ob Stücke von Phil Collins, Frank Sinatra oder den Beatles, ob Tango, Samba, Rock ’n’ Roll oder Schlager: „Wir spielen alles außer Rap und Hip Hop“, sagt Gunter Pönisch. „Unser Motto lautet: Musik aus sechs Jahrzehnten im Lebensgefühl unserer Zeit.“ Die Dienstkleidung des Betriebsorchesters besteht aus dunklen Hosen, mintgrünen Jacketts und Fliegen – den Firmenfarben. Alle Lieder und Musikstücke spielen sie nach Noten. „450 Titel kann sich kein Mensch auswendig merken“, erläutert Gitarrist Pönisch. Vor jedem Auftritt wird von Band-Chef Bellmann je nach Wunsch des Auftraggebers eine sogenannte Set-Liste erstellt, auf der alle Titel stehen, die zu spielen sind.

So musizierten sie in den vergangenen fünf Jahren auf Bällen, Sommerfesten, Galas und spielten bei internationalen Tanzturnieren auf. Am Jahresende steht noch der Bundespresseball an, zunächst aber geht es auf Auslandsreise nach Lettland und im November nach China – firmenintern. Am Silvesterabend heizen Bellmann und Co. dann im neuen Dresdner Kongress-Zentrum die Stimmung an.