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Sich einmal wie ein Hirsch fühlen

Können Sie sich in das Leben eines Hirsches versetzen, wie er sich mit seinem schweren Geweih durch das Dickicht kämpfen muss? Zumindest eine kleine Vorahnung dessen bekamen gestern die Teilnehmer der Waldjugendspiele. Sie wurden durch das Sächsische Forstamt Weißwasser im Kiez am Braunsteich eröffnet.

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Forstamtsleiterin Sylvia Knote konnte stolz sein. „Ihre“ Behörde und die Stadt Weißwasser waren dazu auserkoren worden, die erste Veranstaltung der diesjährigen 5. Waldjugendspiele im Freistaat durchzuführen. Damit nicht genug.

Der gestrige Auftakt im Kiez am Weißwasseraner Braunsteich setzte noch in anderer Hinsicht ein Achtungszeichen. Erstmals seit Bestehen der Spiele in Deutschland finden sie länderübergreifend statt. 40 polnische Kinder aus der Region Wymiarki - das ist das Gebiet jenseits der Neiße gegenüber von Podrosche - nehmen gemeinsam mit Mädchen und Jungen der 3. und 4. Klassen der Grundschulen 1 und 4 aus Weißwasser und der Grundschule Boxberg an der Veranstaltung teil. Ihr Termin war bewusst in die gegenwärtig laufende „Europa-Woche“ gelegt worden, um das Zusammenwachsen des Kontinents auch am Beispiel dieser Waldjugendspiele zu demonstrieren.

Jörg Dreier, Beigeordneter des Landrats, ging gestern näher auf diesen Gedanken ein. Er erwähnte u. a. den kürzlichen Besuch des Landrates von Zgorzelec. Dabei weilte dieser an der Grundschule Zodel, an der ein polnisches Bildungsprojekt läuft, das noch ausbaufähig sei. Prof. Hubert Braun, Leiter der Abteilung Forstwirtschaft im sächsischen Landwirtschaftsministerium, sprach bei der Eröffnung davon, künftig in die Waldjugendspiele auch tschechische Kinder einzubeziehen. Das Forstamt Weißwasser pflegt langjährige Kontakte zu den Oberförstereien Wymiarki und Lipinki des Forstbetriebes Zielona Gora, wie Sylvia Knote erläuterte, weshalb sich die Beteiligung polnischer Grundschüler geradezu angeboten habe.

Für zwei Tage – gestern und heute – ist für die insgesamt rund 180 Schüler der Wald das Klassenzimmer, wie Raphaele Polak vom Kultusministerium erklärte. Sie sprach im Zusammenhang mit der Pisa-Studie hier von einer etwas anderen Lehrmethode, um Wissen zu vermitteln. Mit den Sinnen den Wald erleben, könnte als Motto über der Veranstaltung stehen. Zehn Spielstationen absolvieren die Teilnehmer, wovon es an sechs um Bewertungen geht. Dabei winken den Mädchen und Jungen Preise.

Die „Blackbox“ ist eine der Möglichkeiten, um sich über die Sinne das Thema Wald zu erschließen. Die Kinder ertasten in der Box beispielsweise Moos, Kiefernzapfen oder gar eine Rehstange, aber keine lebenden Tiere. Und was hat es mit dem eingangs erwähnten schweren Los eines Hirsches auf sich?

Eigentlich ganz einfach: Die Schüler bekommen ein Geweih in die Hand, sollen spüren, mit welchem Gewicht der Herrscher der Wälder zu leben hat. Um die Sache noch etwas anschaulicher zu gestalten, laufen die jungen Akteure anschließend mit Stangen auf dem Kopf - das Geweih darstellend - durch das Dickicht. Ein klein wenig Abenteuer ist da schon vorprogrammiert.

Wie schon der Name sagt, sollen Spiel und damit der Spaß an diesen zwei Tagen an vorderster Stelle stehen. Der dürfte auch beim Zapfenzielwurf nicht zu kurz kommen, wobei Geschicklichkeit gefragt ist. Dabei und auch beim Stockspiel sind zwei Lehrer als Betreuer eingesetzt, während es an den Stationen mit ausgesprochenem waldtypischen Inhalt Förster sind. Die Bestimmung verschiedener Holzarten und der Tiere des Waldes ist ebenfalls eine Aufgabe, der sich die Teilnehmer stellen. Sie lernen auch das Werkzeug des Waldarbeiters kennen, und müssen Rätsel lösen. (WW/SZ)