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Sicherheitsnetz für Schlappe bei OB-Wahl

Drei Landtagsabgeordnete wollen ins Rathaus. Nur einer aber kann es werden. Zwei der drei Kandidaten haben dafür (politische) Vorsorge getroffen.

Von Sebastian Beutler & Gabriela Lachnit
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Symbolbild ©  dpa

In der Görlitzer OB-Wahl liegt auch landespolitischer Zündstoff. Selten drängten so viele Landespolitiker in das Rathaus der Stadt. CDU, Bündnisgrüne/Bürger für Görlitz und AfD nominierten aktuelle Landtagsabgeordneten für die OB-Wahl am 26. Mai: Octavian Ursu, Franziska Schubert und Sebastian Wippel. Die Drei streben das Amt ernsthaft an, allerdings halten sich zwei von ihnen auch ein Hintertürchen auf, wenn es mit dem OB-Posten nicht klappt. Sebastian Wippel steht auf der AfD-Liste auf aussichtsreicher Position fünf für die Landtagswahl und will auch als Direktkandidat antreten; Franziska Schubert strebt ebenso einen guten Listenplatz an, wenn die Bündnisgrünen im April ihre Landesliste aufstellen – wohlgemerkt geschieht das Alles noch vor der OB-Wahl.

Doch der 36-jährige Wippel sieht darin kein Problem. Keiner der bislang fünf Kandidaten für das Görlitzer OB-Amt könne sicher sein, die Wahl im Mai zu gewinnen, erklärte er am Sonnabend im SZ-Interview. Deshalb die Variante Nummer sicher. Sollte aber Wippel tatsächlich Görlitzer Oberbürgermeister werden, dann würde die AfD einen anderen Kandidaten für den Landtag aufstellen, erklärte Wippel. Allerdings müsste sich die AfD dann sehr sputen. Denn die Direktkandidaten müssen bis 26. Juni beim Landeswahlleiter gemeldet werden, die OB-Wahl in Görlitz wird aber womöglich erst in einem zweiten Wahlgang am 16. Juni entschieden.

Will nur Görlitzer OB werden: CDU-Bewerber Octavian Ursu.
Will nur Görlitzer OB werden: CDU-Bewerber Octavian Ursu. © undefined
Für Landtagswahl nominiert: Sebastian Wippel von der AfD.
Für Landtagswahl nominiert: Sebastian Wippel von der AfD. © undefined
Tritt auch zur Landtagswahl an: Franziska Schubert (Bündnisgrüne).
Tritt auch zur Landtagswahl an: Franziska Schubert (Bündnisgrüne). © undefined

Auch Franziska Schubert verzichtet nicht auf das Sicherheitsnetz bei der OB-Wahl, obwohl sie jetzt von Neugersdorf nach Görlitz umgezogen und auch ihren Stadtratssitz in Ebersbach-Neugersdorf aufgegeben hat. Aber selbst wenn der Einzug ins Görlitzer Rathaus nicht klappt, will sie in den nächsten fünf Jahren Politik machen. Zwar wird sie nicht als Spitzenkandidatin der Bündnisgrünen antreten, aber auf einem aussichtsreichen Platz auf der Landesliste. Wenn sie auf einen Platz dort verzichten würde, stünde sie nach eigener Aussage bei verlorener OB-Wahl mit leeren Händen da. „Es wäre schade um alles, was ich mir bisher aufgebaut habe“, sagte Franziska Schubert der SZ.

Genau dieses Risiko geht der Dritte im Bunde ein, CDU-Bewerber Octavian Ursu. Er verzichtete auf eine neuerliche Bewerbung für einen Sitz im Landtag und bot stattdessen Ministerpräsident Michael Kretschmer eine Kandidatur im Görlitzer Wahlkreis am 1. September an. Der war zuvor mit Wahlkreisen in Dresden in Verbindung gebracht worden. Octavian Ursu „konzentriert sich zu 100 Prozent auf die Oberbürgermeisterwahl“, wie er betont. „Meine Legislatur in Dresden läuft noch bis Ende September“, erklärt Ursu.

Sollte es für ihn bei der OB-Wahl nicht reichen, würde er seine Aufgaben als Landtagsabgeordneter bis zum Ende der Legislatur wahrnehmen und gleichzeitig die Zeit nutzen, „um mir zu überlegen, in welcher beruflichen Richtung ich mich orientieren möchte.“ Er habe sich dafür entschieden, nicht erneut für den Landtag zu kandidieren, da er sich klar zur OB-Wahl bekennen möchte. „Politiker werden oft genug dafür kritisiert, dass sie sich absichern wollen, dass sie nur dem Geld hinterher seien und sich dort etwas holen, wo es etwas zu holen gibt“, sagt der Politiker. „Durch meine Entscheidung möchte ich diesen allgemeinen negativen Meinungen etwas entgegensetzen und zeigen, dass es auch anders geht, und ich es wirklich ernst meine.“

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