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Sieben Zwerge auf vier Pforten

Aufgeregt tänzelt die junge Hundemutter hinter dem Zaun auf und ab. Sie begrüßt jeden Gast, und davon gibt es in diesen Tagen einige, mit einem freundlichen Bellen. Ein Blick in den Zwinger verrät den Grund des großen Interesses.

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Von Ines Klein

Aufgeregt tänzelt die junge Hundemutter hinter dem Zaun auf und ab. Sie begrüßt jeden Gast, und davon gibt es in diesen Tagen einige, mit einem freundlichen Bellen. Ein Blick in den Zwinger verrät den Grund des großen Interesses. Sieben kleine Fellknäuels haben sich dort eng zusammengekuschelt und schlafen friedlich. „Sie sind satt und glücklich“, sagt Ingrid Stelzer und ein Lächeln gleitet über ihr Gesicht. Seit 1983 züchtet sie gemeinsam mit ihrem Mann Horst Hovawarts. Franzi vom Burggrafenhain, die junge Hundemutter, ist die dritte Zuchthündin in der Familie Stelzer. Es ist ihr erster Wurf. „Franzi ist eine sehr gute Mutter“, lobt Ingrid Stelzer. Wie zum Beweis wendet sich die Franzi von den Besuchern ab und schleckt ihre Welpen. Die liegen nicht auf großen, dicken Kissen oder gar auf Zeitungspapier. Dort könnten sie ersticken. Nein, sie haben sich in der Hundehütte auf der Holzplatte zusammen gekuschelt.

Dann wird es plötzlich laut. Der Hunger ist wieder da. Franzi legt sich auf die Seite und die kleinen, braunen Hundeschnauzen suchen zielsicher nach ihrer Milchquelle. Maximal zehn Welpen könnte die Hündin gleichzeitig versorgen. Doch mit den sieben Rackern hat sie schon genug zu tun. Irgendeiner lässt immer etwas fallen. Die Welpen sind in der Nacht vom 3. auf den 4. August geboren. Für Ingrid Stelzer und ihrer Tochter bedeutete das eine Nachtschicht. Bei dem ersten Welpen halfen sie Franzi aktiv mit. Bei den sechs weiteren Geburten schauten sie nur nach dem Rechten. Franzi hat nach den Strapazen ihre Hundesuppe geschlabbert und sich zur verdienten Ruhe hingelegt. Noch versorgt sie die Welpen ganz allein. Doch das wird sich in den nächsten Tagen ändern. Dann müssen die Stelzers zufüttern. Es gibt Schabefleisch und aufgelöste Pellets für die kleinen Racker. Vier bis fünf mal am Tag wollen sie ihren Hunger stillen. „Das geht um 6 Uhr morgens los und endet gegen zehn“, sagt Horst Stelzer. Aber selbst danach ist an eine ruhige Nacht nicht zu denken. Die Kleinen machen ihre ersten Gehversuche und haben dabei Mühe, zurück in die Hütte zu finden. Dann bellen sie, und die Stelzers eilen im Schlafanzug zu Hilfe.

Es ist gar nicht so einfach, mit vier Pfoten gleichzeitig klarzukommen, wenn man gerade einmal zweieinhalb Wochen alt ist. Lele gibt sich viel Mühe. Sie stolpert dann aber doch über die rechte Vorderpfote der Mutter und plumpst auf die Seite. Ihre Geschwister heißen Lucy, Lady, Lambert, Lord, Lux und Lumich. Es ist unverkennbar der „L-Wurf“ aus dem Zwinger von der Stiehlerstraße. Um die sieben Welpen auseinander halten zu können, mussten sich die Stelzers etwas einfallen lassen. Sie haben die Kleinen an unterschiedlichen Stellen mit einem Punkt aus Nagellack markiert.

Vier der sieben Hunde sind übrigens schon verkauft. Für drei Rüden wird noch ein Käufer gesucht. Hovawarts gelten als Familienhunde. Bei Familie Stelzer waren sie der Kompromiss. Der Mann wollte einen Schäferhund, die Frau einen Berner Sennenhund. Am Ende komplettierte eine Hovawart-Hündin die sechsköpfige Familie.

Mittlerweile haben sich die Welpen sattgetrunken. Sie fallen an der Seite ihrer Mutter in einen tiefen Schlaf. Nur ein gelegentliches Glucksen verrät, dass sie sehr zufrieden sind mit ihrem Dasein. Ingrid Stelzer grault Franzi das Fell. An den Tag, an dem sie die Kleinen in liebevolle Hände abgibt, möchte sie jetzt noch nicht denken.