Von Anja Hecking
Julia Reuter und Katharina Schellenberg gehen nicht nur auf die selbe Schule. Die beiden 17-Jährigen wissen ziemlich genau, was sie nach Abitur und Studium wollen: zum Film. Die eine vor und die andere hinter die Kamera.
In diesem Sommer haben sie mit vielen anderen Jugendlichen einen Film gedreht. Eine Komödie über sieben Teenager, die es nach einem Filmcasting in die nähere Auswahl schaffen. Als sie sich auf ihre Rollen vorbereiten, kommt es bei den verschiedenen Jugendlichen zu allerhand Verwicklungen. Weil ihre Charaktere so bunt und vielseitig sind wie Farben und sie aufeinandertreffen, heißt der Film „Actionpainting“.
Herberge als Drehort
Mit der Komödie wollen sich Julia und Katharina an bundesweiten Filmprojekten beteiligen. Außerdem sind solche Arbeiten bei Bewerbungen für ein Studium in der Branche hilfreich und teilweise sogar gefordert. Das wollen auch einige weitere Mitstreiter des Films nutzen. Denn knapp 20 junge Leute haben vor und hinter der Kamera mitgewirkt. Als Drehort wählten die beiden Schülerinnen keine stillen Plätze in ihren Heimatdörfern Friedersdorf und Schlauroth aus. Sie wollten vielmehr in Görlitz drehen, hielten Ausschau nach einer Herberge als Filmkulisse. Die CVJM-Herberge Peregrinus auf der Langenstraße konnten sie dafür genauso unkompliziert und kostenlos nutzen wie das Café Kugel auf der Weberstraße. Der Sächsische Ausbildungs- und Erprobungskanal SAEK in Görlitz stellte die Technik bereit, in ihrer Freizeit halfen Mitarbeiter den Schülern beim Drehen. „Wir wollen uns ganz herzlich bedanken. Ohne die Jugendherberge, das Café und den SAEK wären die Dreharbeiten kaum möglich gewesen“, sagt Katharina.
Mit der Technik ist anfangs einiges schiefgegangen. Aber das junge Filmteam hat sich am Ende nicht von solchen Überraschungen abbringen lassen. Nach etwa zehn Drehtagen während und kurz nach den Sommerferien haben sie nun etwa acht Stunden Filmmaterial im Kasten. Das sind neun bespielte Kassetten. In den nächsten Wochen wollen sie die Aufnahmen sichten und schneiden. Bis zum Frühjahr soll der Film fertig sein. Dann stecken die Jugendlichen des Görlitzer Augustum-Annen-Gymnasiums auch längst in den Abiturvorbereitungen. Da muss dann jeder von ihnen allein durch. Ansonsten ist der Film nicht ihr erstes gemeinsames Projekt. Voriges Jahr haben sie im „Apollo“ ein selbst geschriebenes Drama aufgeführt. Das war eine private Sache nach der Schule. „Dabei hatten wir gute Rückmeldungen von den Zuschauern, und es hat uns viel Spaß bereitet“, sagt Julia. Das war für beide die Ermutigung weiterzumachen. Eines Nachts, bei einem Tee am Küchentisch und tiefsinnigen Gedanken, kam ihnen die Idee: Sie wollten ein Drehbuch schreiben. Mit gleichberechtigten Akteuren und ohne Hauptpersonen. So puzzelten sie die Details zu ihrer Geschichte zusammen, stöberten in Fachliteratur.
Für ihre Liebe zum Film nennen die Schülerinnen handfeste Gründe.
Bei Katharina Schellenberg war es die Begegnung mit Vorleser-Regisseur Stephen Daldry während der Drehaufnahmen in Görlitz. Jetzt, wo sie Regieanweisungen gegeben und mit dem Auge der Kamera auf das Film-Geschehen geblickt hat, ist sie fasziniert von der Wirkung des Lichts und der Einstellungen. Julias Traum, Schauspielerin zu werden, hat nichts mit den Seifenopern im Fernsehen zu tun. Sie will ihre eigene Meinung vertreten, Theater spielen und in diesen Momenten jemand anderes sein.