Görlitz/Berlin. Der Siemens-Konzern drosselt sein Sparprogramm in Deutschland. Das bestätigte Konzernsprecher Michael Friedrich nach Verhandlungen zwischen der Unternehmensspitze und der Arbeitnehmerseite. Demnach sollen bis 2018 deutschlandweit noch rund 1 100 Stellen wegfallen. Im Mai war von 1 700 die Rede gewesen. „Diese Einigung war möglich, weil beide Seiten Kompromisse eingegangen sind“, sagte Friedrich der SZ. Als Gegenleistung für den weniger drastischen Stellenabbau habe die Arbeitnehmerseite Kürzungen bei außertariflichen Leistungen akzeptiert.
Auch im Görlitzer Turbinenwerk sollen noch etwa zwei Drittel von geplanten 110 Stellen wegfallen. Die Produktion von Turbinenschaufeln soll nicht, wie ursprünglich vorgesehen, vollständig nach Budapest ausgelagert werden, sondern nur teilweise. Für die Görlitzer Siemens-Werker, die dennoch gehen müssen, soll es sozialverträgliche Lösungen wie Altersteilzeit geben.
Zurzeit arbeiten im Görlitzer Werk noch etwa 900 Menschen. Im Frühjahr dieses Jahres hatte Siemens-Vorstandsmitglied Siegfried Russwurm im Gespräch mit der SZ noch die Zahl 1 000 genannt, von denen rund 200 nächstes Jahr nicht mehr im Görlitzer Werk arbeiten würden. Etwa 100 sind seitdem aus dem Unternehmen ausgeschieden, ein Teil von ihnen bereitet sich in einer Auffanggesellschaft auf den angestrebten Neustart ins Berufsleben vor.
Siemens hat unter anderem mit der sinkenden Nachfrage nach Dampfturbinen zu kämpfen. „Immer mehr Strom kommt aus erneuerbaren Energien, also werden weniger Turbinen gebraucht, deren Antrieb der Dampf ist – das ist eine Tatsache, an der wir nicht vorbeikommen“, sagte Russwurm im Frühjahr der SZ, versicherte aber: „Görlitz bleibt im Konzernverbund unser Leitwerk für industrielle Dampfturbinen.“ (SZ/tbe)