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Signale aus dem Salatbecher

Ein Ufo? Eine übernatürliche Erscheinung? Eine geheime millitärische Anlage? Ein Leuchtfeuer? Ein Dummerjungenstreich? Auf jeden Fall: ein Rätsel. Ein leuchtendes, weithin sichtbares. Denn: Nächtens blinkt ein helles Licht aus dem Zittauer Gebirge Richtung Kreisstadt. Und selbst Behörden sind ratlos.

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Von Matthias Klaus

Das Geheimnis hängt an einer Fichte. Abseits der Wanderwege, in etwa zwölf Meter Höhe, rund 500 Meter ostwärts der Töpferbaude. Es ist eine Konstruktion Marke Eigenbau. Nachts erwacht sie zu mysteriösem Leben. Ungefähr 21.30 Uhr geht’s los. Blitz, blitz, blitz, Taktfrequenz 65 Lichtzeichen pro Minute. 0.40 Uhr ist damit Schluss. Ruhe im Karton. Bis zur nächsten Nacht. Am besten zu beobachten ist das Phänomen übrigens vom Parkplatz des Zittauer Toom-Supermarktes.

„Operation Irrlicht“ beschäftigt die Behörden

Inzwischen beschäftigt die Geschichte nicht nur aufmerksame Bürger, sondern auch die Behörden. Eine hat sich jetzt der Sache angenommen, ist ins Zittauer Gebirge gewandert und auf die Fichte geklettert – natürlich mit entsprechender Sicherheitsausrüstung. Ergebnis der folgenden Nachforschungen unter dem Decknamen „Operation Irrlicht“ (Kein Witz!): gleich Null. „Sinn und Zweck der Lichtanlage sind weiterhin unklar“, heißt es offiziell. Weder andere Behörden, der Forst, das Landratsamt wollen vom dem leuchtenden Rätsel wissen. Immerhin gab die Blinkleuchte ihr technisches Innenleben preis. Demnach besteht die Anlage aus einer Lampe mit einem starken, extra abgesetzten Batteriepack. Der Reflektor ist das Vorderteil einer großen Taschenlampe oder eines Handscheinwerfers.

Ganz besonders geheimnisvoll: Die Lampe trägt eine provisorische Visiereinrichtung, ein kleines Metallrohr, aufgepappt mit Heißkleber. Mit dem wurde der Scheinwerfer – von wem auch immer – Richtung Ortsmitte Zittau justiert.

Damit nicht genug der Seltsamkeiten. Der Scheinwerfer wird von einem Metallstück gehalten. Die untersuchende Behörde vermutet darin einen schnöden Schuhlöffel. Darauf deutet zumindest die Aufschrift „Deichmann Markenschuhe 250“ hin. Drei Schrauben halten das Metallding am Baum. Fünf grüne Batterien versorgen die Glühlampe mit Saft. Ziemlich dicke Dinger, fünf mal zehn Zentimeter groß. Die Behörde hat sogar den Strichcode ermittelt. Paketklebeband und ein Baumwolltuch halten die Batterien zusammen. Das Ganze ist mit Draht an einem Ast befestigt.

Für das Blinken ist eine Elektronik zuständig. Die steckt in einem Gehäuse mit der Aufschrift „Becher für 500 g Kartoffelsalat mit Ei und Gurke der Fa. Nadler“. Ein Uhrenmodul dient als Zeitgeber. Das bekommt seinen Strom aus einer kleinen Philips-Monozelle.

Kein Signal-Empfänger am Töpferberg

„Die Anlage ist sehr stabil und wetterfest installiert“, heißt es im Bericht der Behörde. Scheinwerfergehäuse und Schaltung sind mit einem dunklen Strumpf überzogen. Ebenso dunkel ist das Batterie-Päckchen getarnt. Der Bericht: „Die Anlage ist somit auch aus der unmittelbaren Nähe in der Baumkrone nur schwer erkennbar.“

Per Funk gehen von der Konstruktion weder Signale ab noch kommen welche an, ergab die Ermittlung. Die Anlage könne jederzeit ohne Gefahr stillgelegt oder abgebaut werden, so der Behördentext.

Allerdings wurde die Lampe nach eingehender Begutachtung wieder zusammengesetzt. Weitere Behörden, heißt es in dem Papier, wollen sich der Sache annehmen. Bis dahin blinkt es weiter am Töpfer – jede Nacht, Richtung Zittau.