Von Jürgen Müller
Sven Wenzel ist ein Glückspilz. Nachdem er einen Ein-Euro-Jobs in der Gemeinde Käbschütztal absolvierte, nahm er an einer Trainigsmaßnahme in der Löthainer Baufirma Philipp teil. Die war danach von dessen Fähigkeiten so sehr überzeugt, dass sie ihn fest einstellte. „Wir haben mit Herrn Wenzel gute Erfahrungen gemacht, ihn zunächst für ein Jahr fest eingestellt“, sagt Gabriele Philipp, die Inhaberin der Sechs-Mann-Firma. Allerdings: Wenzel ist zwar kein Einzelfall, aber auch nicht die Regel. Nach Angaben des Amtes für Arbeit und Soziales in Meißen konnte bisher jeder 15. Ein-Euro-Jobber in ein Arbeitsverhältnis vermittelt werden.
Aus Lommatzsch sind solche Beispiele nicht bekannt. Hier haben in diesem Jahr insgesamt 70 Ein-Euro-Jobber eine vorübergehende Beschäftigung gefunden. Sie arbeiten im Museum, im Archiv, in den Tiefkellern, im Frauentreff, im Offenen Haus, bei der Grünpflege.
Kamenz streicht schon
Doch jetzt kürzt der Bund die Mittel für die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt. Im Landkreis Kamenz zum Beispiel von 16,2 auf 12,8 Millionen Euro. Die Folge: Bei Ein-Euro-Job soll dort künftig gestrichen werden, wie die Chefin des dortigen Arbeits- und Sozialzentrums ankündigte. Und in Meißen? Auch hier wurde das Eingliederungsbudget gekürzt, von einst 16,62 auf jetzt 13,613 Millionen Euro. „Seitens des Amtes wurde auf die Kürzungen entsprechend reagiert, indem Maßnahmen, die konzipiert, aber noch nicht vertraglich gebunden waren, nun nicht wie geplant stattfinden können“, sagt Hans-Richard Würkner, der Leiter des Amtes für Arbeit und Soziales. Ein-Euro-Jobs sollen aber nach seinen Worten vorerst nicht wegfallen: „Durch umsichtige Planung musste der Landkreis bisher keine Mittelzusagen widerrufen, auch kann er nach derzeitigem Stand seine Pflichtleistungen im Bereich der Eingliederung bis zum Jahresende erfüllen.“
Mangel an Bewerbern für diese Arbeitsgelegenheiten gibt es auch in Lommatzsch nicht. „Viele Leute stehen bei uns vor der Tür, es gibt schon Wartelisten für Ein-Euro-Jobs“, sagt Claudia Lehmann, Sachbearbeiterin für Personal in der Stadtverwaltung. Würden die Ein-Euro-Jobs gekürzt, wäre das für die Stadt eine Katastrophe: „Der Frauentreff würde nicht mehr existieren ohne diese Arbeitsgelegenheiten“, sagt Claudia Lehmann. Sollte es im kommenden Jahr oder später weniger Geld für Ein-Euro-Jobs geben müssten schlimmstenfalls das Museum oder der Frauentreff dicht gemacht werden.
Hier wie anderswo werden diese Arbeitsgelegenheiten von der Bürgermeistern gern genutzt, um die Städte und Dörfer auf Vordermann zu bringen. Das freilich ist nicht Sinn der Sache. Eigentlich sollen Ein-Euro-Jobs Langzeitarbeitslosen den Einstieg in den regulären Arbeitsalltag erleichtern. Weil das meist nicht klappt, setzte der Bund jetzt den Rotstift an.
26 Leute im Einsatz
An Schließungen denkt man in der Gemeinde Käbschütztal nicht. Hier sind jeweils 18 Ein-Euro-Jobber für ein halbes Jahr beschäftigt, also 36 Leute im ganzen Jahr. „Gibt es weniger Ein-Euro-Jobs, so müssten wir versuchen, bei allen gleichmäßig zu streichen. Vereine bekämen statt zwei Leuten eben nur noch einen“, hat sich Hauptamtsleiterin Annerose Schubert schon mal Gedanken gemacht.