Von Peter Salzmann
Wolfram Richter lobt Heike Peetz als „außerordentlich gute Künstlerische Leiterin, die ernsthafte Proben garantiert, ohne ernst zu sein, die locker aber beharrlich arbeitet.“ Der Vorsitzende des Pirnaer Singekreises weiß, wovon er spricht, denn der Elektrotechniker ist seit 1990 begeisterter Sänger, der mit seiner Ehefrau Gabriele zu Proben und Auftritten geht und seit 1992 für 45 Chormitglieder organisatorisch verantwortlich zeichnet.
Frau Peetz ist Absolventin der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden und wirkt seit einigen Jahren als freischaffende Chorleiterin, Lied- und Oratoriensängerin, nahm erfolgreich an internationalen Meisterkursen und Wettbewerben teil, singt im RIAS-Kammerchor und im Rundfunkchor Berlin. Sie bekennt: „Der Pirnaer Singekreis liegt mir sehr am Herzen, denn er war die erste Vokalgemeinschaft, die ich 1999 in meinen jungen Berufsjahren übernahm. Hier konnte ich methodisch und in der Repertoireauswahl sehr viel lernen.“ Damit deutet die 32-Jährige glaubhaft an, warum sie mindestens einmal wöchentlich aus ihrer Wahlheimat Berlin-Köpenick nach Pirna kommt, um donnerstags in der Lessing-Schule die Proben zu leiten.
Heike Peetz setzt im Pirnaer Singekreis auf den A-capella-Gesang: deutsche und internationale Volkslieder, Weihnachts- und Kunstlieder aus dem 16. Jahrhundert, Musik von Bruckner, Händel, Mendelssohn zum Beispiel. Das garantiert musikalische Kontraste und Programmvielfalt, zumal die Choristen fernab alter Klischees finnisch, ungarisch, spanisch, russisch, englisch, tschechisch und lateinisch singen. „Das kostet viel Kraft“, sei aber moderner Trend, begründet Wolfram Richter die Titelauswahl. Volkslieder seien im Chor beliebt, er aber singe Mendelssohns „Verleih uns Frieden“ besonders gern.
Zu Gast in Kairos Opernhaus
Nahezu zehn Konzerte pro Jahr sind in der Chronik verewigt: zu den Dresdner Musikfestspielen, zur Eröffnung der Museumsnacht, offenes Weihnachtssingen in der Dresdner Kreuzkirche, zur Einstimmung auf Ausstellungen im Stadtmuseum Pirna, Auftritte in Königstein, Pillnitz, Struppen und Weesenstein.
Höhepunkt aber war zweifelsfrei 1995 die Reise nach Ägypten. „Unser Chor gastierte unter Leitung von Siegfried Fischer im Kairoer Opernhaus mit Liedern des Königsteiner Komponisten Camillo Schumann“, berichtet Wolfram Richter, der auch die Aufführung von Beethovens berühmter Chorfantasie mit der Neuen Elbland Philharmonie 2004 in Pirna und Coswig in bester Erinnerung behalten hat: „… ein studentisches Projekt mit einer italienischen Pianistin.“
Die Geschichte des Pirnaer Singekreises begann 1958 im Entwicklungsbau Pirna mit einem Damen-Trio, zu dem sich schnell weitere 20 Enthusiasten gesellten. Ein Jahr danach übernahm Walter Fricke die musikalische Leitung und führte den Singekreis zu beachtlichen Erfolgen, die ab 1980 Siegfried Fischer, Chordirektor der Staatsoperette Dresden, fortsetzte. Unvergessen sind seine Dirigate zu Konzerten mit Opernchören aus „Nabucco“ und „Zar und Zimmermann“ in der „Tanne“.
Der Pirnaer Singekreis wird 2008 sein 50-jähriges Jubiläum feiern. „Wir wollen mal wieder mit einem Orchester musizieren, vielleicht auch mit unserer Solistin Anne Richter“, gibt der Vorsitzende preis und deutet an, dass eine CD in Arbeit und ein gemeinsames Konzert mit dem Männerchor Ergolding nahe dem bayerischen Landshut geplant sei. „Die Freundschaft mit den Ergoldinger Sängern hat ihre Wurzeln im Jahr 2002“, erzählt Dr.Richter und blickt dankbar zurück: „Wir erhielten aus Ergolding 10000 Euro Fluthilfe für sechs unserer Chormitglieder, die in Pirna, Wehlen und Heidenau von der Hochwasserkatastrophe schlimm betroffen waren.“