Von Mandy Schaks
Am Donnerstag ist es passiert: In Schmiedeberg ging auf der B 170 nichts mehr. Zwei Baustellen machen den Ort zum Nadelöhr. Die Arbeiten sind dringend nötig, um Flutschäden zu beseitigen. Und als ob das nicht schon schwierig genug ist, wollte ein Kraftfahrer offenbar mit Macht seinen Weg erzwingen. „Einer fuhr bei roter Ampel in die Baustelle rein, und der Verkehr brach zusammen“, weiß Barbara Rademacher von der Schmiedeberger Gemeindeverwaltung.
Staus sind vorprogrammiert
Bis sich der ganze Stau wieder auseinander gefädelt hatte, vergingen Stunden. Anwohner haben schon wieder den Kanal voll. Schließlich sind seit Dienstag auch wieder Transit-Lkws auf der Straße, die noch immer an vielen Stellen kaputt ist. Und sie kommen nicht nur aus Tschechien. Für Viehtransporte, Futter- und Lebensmittelfrachten aus Richtung Deutschland soll die B 170 ohnehin bis hoch zur Grenze offen sein. Aber wahrscheinlich mogelt sich schon der eine oder andere noch mit durch. Barbara Rademacher zumindest beobachtet: „Die Tschechen kommen runter und auch schon wieder hoch.“
Das hatte Rainer Frenzel vom Landratsamt schon befürchtet. Am Mittwoch stimmte er die Kreisräte bereits darauf ein, dass in Kürze Transit-Lkws in beide Richtungen rollen könnten. Offiziell sollen zwar erst ab 1. September wieder Schwerlaster auch aus Deutschland über die B 170 nach Tschechien fahren dürfen, doch der Termin wird wahrscheinlich still und leise aufgeweicht. „Denn es besteht Abfertigungspflicht an der Grenze“, erklärte Frenzel. Wenn sich ein Lkw von Dresden bis ins Gebirge hoch quält, werde er nicht zurückgeschickt. Selbst wenn die Polizei einen Transit-Fahrer erwischt, der unberechtigt auf der B 170 zur Grenze fährt, sie könnte ihn wohl auch nur weiter rollen lassen. Denn wo soll der wenden? Der Bundesgrenzschutz warnt zwar, dass Lkws von mehr als 3,5 Tonnen weiterhin den Grenzübergang Altenberg nicht zur Ausreise nutzen können und nach Reitzenhain ausweichen sollen, aber auch die Transit-Fahrer warnen und informieren sich gegenseitig. Sobald sie merken, es klappt, werden sie es wohl auf einen Versuch ankommen lassen.
Wie schnell die Ritter der Straßen auf die Öffnung der B 170 aus Richtung Tschechien reagierten, zeigte schon der erste Tag. Sie rollten an – nicht vereinzelt. Inzwischen sollen schon über 500 Transit-Lkws täglich nach Altenberg einreisen. Solche Situationen wie die am Donnerstag in Schmiedeberg wird es wahrscheinlich demnächst häufiger geben. Zumal an diesem Wochenende in einigen Bundesländern auch noch die Schulferien beginnen und der Reiseverkehr einsetzt. Dem Landratsamt scheint diese Situation zu heiß zu werden.
Die Kreisverwaltung wandte sich am Freitag an das Regierungspräsidium und an das sächsische Wirtschaftsministerium. Ändert sich nichts, soll das Landratsamt nach SZ-Informationen damit drohen, die B 170 für Lkws zu sperren.
Tritt der Weißeritzkreis
auf die Notbremse?
Offenbar kann und will die Kreisverwaltung nicht mehr die Verantwortung übernehmen, sieht sie Ordnung und Sicherheit gefährdet. Wie zu hören ist, wären sofort Maßnahmen nötig. Geht es gar nicht anders, soll die Staatsregierung auch die Schließung der Grenzzollanlage Altenberg für Lkws erwägen. Das wurde der SZ bekannt. Sonst tritt der Weißeritzkreis wahrscheinlich auf die Notbremse.