So überfiel ein Tscheche die Görlitzer Postbank

Das Landgericht Görlitz hat den tschechischen Mann, der am 27. Dezember 2019 die Post am Postplatz in Görlitz überfallen hatte, wegen versuchter besonders schwerer räuberischer Erpressung zu drei Jahren und vier Monaten Freiheitsentzug verurteilt und folgte damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Obwohl der Verteidiger eine deutlich geringere Freiheitsstrafe gefordert hatte, nahm der Angeklagte das Urteil an, das damit bereits rechtskräftig ist.
Täter sprang über den Schalter
An der Schuld des 40-jährigen Tschechen gab es nie einen Zweifel. Schließlich wurde er von einem Sicherheitsmann direkt am Tatort gestellt und festgehalten, bis die Polizei kam. Zudem ist das komplette Tatgeschehen auf Videos aufgezeichnet, die von verschiedenen Sicherheitskameras in der Görlitzer Post aufgenommen wurden. Dazu kommen noch die Zeugenaussagen der direkt betroffenen Postangestellten.
Videos und die Aussagen der gut 60-jährigen Frau zeigen eindrucksvoll, wie dilettantisch der "Möchtegern-Räuber" vorging. Als die Postfiliale an jenem 27. Dezember gegen 9.45 Uhr relativ leer war, bewegte er sich zu dem Schalter der Zeugin. Bei sich hatte er eine Mopedbatterie, die als Bombenattrappe herhalten sollte, und eine Hälfte einer verrosteten Heckenschere mit einer rund 20 Zentimeter langen Klinge. Als er am Schalter der Zeugin ankam, sagte er nur: "Geld". Die Zeugin sagte vor Gericht, dass sie zunächst vermutete, der Mann wolle Geld abheben und fragte nach dem Konto, bevor er präzisierte: "Geld, sonst geht Bombe gleich los". Dann sprang er über den Schalter. "Plötzlich stand er neben mir", erinnert sich die Postangestellte, die ihm dann sagte, dass sie kein Geld habe und ihm die leeren Schubfächer zeigte.
Kameras zeichneten den Überfall auf
Der Angeklagte sei dann wie ein "aufgescheuchtes Huhn" hin- und hergelaufen, mit der Klinge vor sich fuchtelnd. Auch andere anwesende Postbankangestellte versicherten, dass sie kein Geld rausgeben könnten. Die Videos zeigen auch, dass Panik unter den inzwischen zahlreicher anwesenden Kunden nicht aufkam. Vielmehr warteten die meisten geduldig, bis der Spuk vorbei war.
Der Tscheche forderte die Zeugin dann auf, sich hinzusetzen. Eine andere Angestellte, der Alarmknopf war bereits gedrückt, hatte sich inzwischen aus dem Schalterbereich geschlichen und vor die Post begeben, wo sie einen Mann eines Sicherheitsdienstes antraf. Der kräftige Mann begab sich in die Post, ging seitlich an den Schalterbereich und forderte den Angeklagten auf, den Schalterbereich zu verlassen und zu ihm zu kommen. Der relativ schmächtige Tscheche, der die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens inzwischen begriffen hatte, kam dem unverzüglich nach.
Täter entschuldigte sich
Ein materieller Schaden entstand bei diesem versuchten Überfall nicht, verletzt wurde niemand und auch psychologische Spätfolgen gab es nach Aussage der Zeugin nicht: "Ich und auch die Kolleginnen waren nicht krank geschrieben. Danach hatte ich lediglich in einigen Situationen etwas mehr Herzklopfen als zuvor", sagte sie dem Gericht.
Der Angeklagte gestand die Tat in vollem Umfang und entschuldigte sich bei der Zeugin. Über seinen Verteidiger ließ er schildern, dass er aus der Bahn geworfen worden sei, nachdem der Besitzer eines Pferdehofes, bei dem er gearbeitet und gelebt hatte, plötzlich verstorben war. Danach hatte er Diebstähle begangen, für die er auch im Gefängnis gelandet war. Unmittelbar nach seiner letzten Entlassung am 13. Dezember 2019 hatte er Zigaretten im Tabakladen des City-Centers gestohlen. Am 19. Dezember hatte er in einem Supermarkt Lebensmittel gestohlen. "Er hatte nichts nach seiner Entlassung, wusste nicht wohin mit sich und wollte wohl zurück ins Gefängnis" sagte sein Verteidiger Rechtsanwalt Fetzer. Mit dem Postüberfall ist ihm das schließlich ja gelungen.