Von Iris Schmidt
Arnsdorf. „Sieht ja ulkig aus“, sagt Johanna Trepte aus der 2b. Lisa Kirchhoff lacht: „Wir sollen melken lernen.“ Und Nina Martin sagt: „Wir üben aber nur mit Wasser…“ Die Sache ist schwerer, als es aussieht. Die kleinen Hände ziehen und quetschen, und wirklich kommen aus dem Gummi-Euter ein paar Tropfen Flüssigkeit heraus. Im Eimer vor dem Melkschemel hört man ein bekanntes Geräusch: Stripp, strapp, strull… „Wir machen jetzt ein Wett-Melken“, feuert Eva Kraus, die Ernähungsberaterin für Kinder von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die Schüler an. So 100 Milliliter in einer halben Minute, das ist schon ein ganz gutes Resultat. Den 14 Kindern aus der 2b macht der Projekttag mit dem Fremdunterricht viel Spaß. Die Requisiten hat die „Ernährungsfrau“ mitgebracht, erzählen sie freimütig und beteiligen sich mit viel Eifer an den Gesprächen. Einer schaut dem anderen anschließend in die Brotdose und beurteilt, ob es ein gesundes Pausenbrot ist. Georg Noky freut sich über das Lob. Er gesteht aber ehrlicherweise: „Ich hab den Keks schon vorher gegessen“.
Eva Kraus ist ausgebildet auf dem Gebiet der Kinderernährung und studierte Lehrerin. Sie betreut 15 Schulen und macht Reklame für die gesunde Ernährung. Nach zehn Jahren Arbeit hat sich herumgesprochen, dass diese Gesellschaft mit einer Dresdner Außenstelle vor Ort ist. Leider, so die engagierte Frau, habe das Landwirtschaftsministerium 2005 die Zuschüsse für diese Arbeit um genau die Hälfte gesenkt.
Schulkinder mit Übergewicht
Die jeweilige Schule spendiert schon die Lebensmittel. Also am gestrigen Vormittag zum Beispiel Vollkornbrot, Quark und Schnittlauch. Aber die Reisekosten muss der Verein tragen. „Wenn sich dann also eine Schule anmeldet, muss ich aufs Budget schauen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Leider“, sagt die Ullersdorferin. Und weiter: „Ich weiß nicht, ob wir im nächsten Jahr überhaupt noch Geld haben“.
Dabei ist das Thema gesunde Ernährung in aller Munde. Immerhin ist jedes fünfte Schulkind übergewichtig. Die Arnsdorfer Lehrerinnen der Grundschule hoffen gemeinsam mit der Ernährungsberaterin, dass sich doch ein gesundes Ernährungsverhalten einprägen möge.
Dabei essen die Kinder in den Pausen vor allem das, was sie von Zuhause mitbringen. „Auch die Muttis und Vatis sollen angesprochen werden“, sagt Steffi Heinrich, die stellvertretende Schulleiterin. Seit einem halben Jahr wird in den Grundschulen nach neuen Lehrplänen unterrichtet. Da werde Projektarbeit gefördert, die fächerübergreifend stattfindet. Um ein Beispiel zu nennen: „Die erste Klasse ist mit ihrem Obstsalat in die Kita gegangen und hat mit den Kindern dort über gesunde Ernährung gesprochen“, schildert sie. Es sollen die Präsentation, das freie Sprechen und das Agieren mit anderen Kindern trainiert werden. Dabei sind sich die Kolleginnen an dieser Schule ganz sicher: Nur für den Spaß an der Freude sei man nie gewesen. So habe man sich hier nie verstanden, sondern immer vor allem einen Bildungsauftrag im Blick gehabt. Steffi Heinrich lobt den Projekttag mit Eva Kraus sehr: „Es ist auch mal gut, wenn wir hier ,Gastdozenten‘ haben“. Denn die könnten manchmal mehr erreichen, als der Lehrer, der stets vor seiner Klasse steht. Die Arnsdorfer Kinder wären sehr aufgeschlossen, schätzt Eva Kraus ein, es gebe nur ein paar Mollys. Immerhin beginnt sie mit ihrer Arbeit schon in der jeweiligen ersten Klasse. Aber eines steht für sie fest: Die beste Garantie für eine gesunde Ernährung der Kinder ist das Vorbild der Eltern.