Anna Hoben
Stellen Sie sich vor, ein Verwandter von Ihnen fällt einem Gewaltverbrechen zum Opfer. Ein Museum stellt entgegen seinem Willen die Überreste seines Körpers aus – um wissenschaftlich zu zeigen, wie Menschen getötet werden. Klingt drastisch, ist aber vergleichbar mit dem Fall des Radebeuler Skalps. Es geht gar nicht so sehr darum, ob wir verstehen, welches Verhältnis die Indianer zu den Geistern ihrer Vorfahren haben – sondern vielmehr um universelle ethische Fragen. Die technischen und visuellen Möglichkeiten sind heute so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr nötig ist, echte Skalpe auszustellen.
Natürlich: Worte sind wichtig, der Ton macht die Musik. Er wolle nicht von einer Forderung sprechen, sondern von einer respektvollen Anfrage, sagte Cecil Pavlat am Sonnabend auf dem Karl-May-Fest. Nach der Diskussion mit Vertretern des Museums hat er Grund zur Hoffnung, dass sein Anliegen erhört wird. Unterm Hohen Stein konnte man beobachten, wie Völkerverständigung funktioniert.
Der Skalp-Streit hat Bedeutung weit über die Region hinaus: Museen in ganz Europa schauen jetzt nach Radebeul. Wird das Karl-May-Museum den Skalp an die Ojibwe-Indianer zurückgeben?