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So haben die Dippser ihre Stadt noch nie gesehen

Rolf Steinbach ist Volkskünstler, Männelmacher und Träumer. Mit seinem aktuellen Werk will er etwas bewegen.

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Von Sylvia Gebauer

Da ist der Sommer gerade mal angekommen, da denkt ein Mann in Weixdorf schon wieder an den Winter – sogar an Weihnachten. Am Hornsberg, zwischen Weixdorf und Marsdorf, wohnt Rolf Steinbach, idyllisch im Wald, in einer kleinen Siedlung. Er ist Volkskünstler und Männelmacher, wie er selber über sich sagt. Zugleich ist er Geschichtenerzähler. Jetzt hat er eine besondere Arbeit beendet. Die hat eben auch damit zu tun, dass er sich im Sommer mit dem Winter beschäftigen muss. Genauer mit der Weihnachtszeit. In einigen Monaten können sich alle in Dippoldiswalde das Ergebnis ansehen.

Rolf Steinbach hat auch sich und seine Familie im Festzug verewigt.
Rolf Steinbach hat auch sich und seine Familie im Festzug verewigt.
Männelmacher Rolf Steinbach präsentiert sein aktuelles Werk. Wie viele Stunden hier drin stecken, weiß er gar nicht so genau. Vor drei Jahren war das erste Teil fertig. Stück für Stück hat er weitere Männel geschaffen, die er nun zu einer neuen Geschichte
Männelmacher Rolf Steinbach präsentiert sein aktuelles Werk. Wie viele Stunden hier drin stecken, weiß er gar nicht so genau. Vor drei Jahren war das erste Teil fertig. Stück für Stück hat er weitere Männel geschaffen, die er nun zu einer neuen Geschichte
Vorbilder für seine Männel sind Dippser Einwohner. Der eine oder andere erkennt sich vielleicht wieder.
Vorbilder für seine Männel sind Dippser Einwohner. Der eine oder andere erkennt sich vielleicht wieder.

Schon im Garten des gelernten Landschaftsarchitekten Rolf Steinbach kann man eines seiner Hornsberger Männel sehen. Während dieses seinen festen Platz hat, werden die anderen bald auf Reisen gehen. Reiseziel: Lohgerber-, Kreis- und Stadtmuseum in Dippoldiswalde. Für die Weihnachtsausstellung hat er jetzt seine Weihnachtsgeschichte beendet. Und wer den Weixdorfer kennt, weiß, dass es nicht nur eine Geschichte ist, die er damit erzählen will. Eine Besondere ist es sowieso.

Als Schnitzer würde sich Rolf Steinbach nie selber bezeichnen. „Dabei bin ich ein naiver Künstler“, sagt er und schmunzelt dabei. Naiv soll in diesem Fall nicht falsch verstanden werden. Rolf Steinbachs Figuren sind einfache Schnitzereien – halt naive. So ist beispielsweise der Gesichtsausdruck seiner Männel nicht bis ins kleinste Detail ausgearbeitet.

Wer aber bei seiner aktuellen Arbeit hinsieht, wird vielleicht doch das eine oder andere bekannte Gesicht erkennen. Aber der Reihe nach. Erst einmal suchte Rolf Steinbach nach einer Idee. Nicht nur das, es sollte diesmal etwas Besonderes sein. Damit die Dippoldiswalder wieder ins Museum gehen. Dann kam ihm der zündende Einfall. Warum nicht einmal zwei Jubiläen verbinden. Quasi die Zwischenzeit zwischen einem Vergangenen und einem, was erst in fünf Jahren ansteht. Herausgekommen ist: „Dippoldiswalde. Ein kleiner Festzug zwischen dem 775. und 800. Jahrestag.“ Letzterer steht 2018 an. „Vom Hotel am Schloss weiter zum Marktplatz mit Rathaus bis zum Lohgerbermuseum, mit kleinen Männlein wird ein wenig der Festumzug von 1993 nachgestaltet“, erklärt Rolf Steinbach sein Werk.

Fotografien, die Dippser zeigen, dienten als Vorlage. So hat er auch das Museumsteam verewigt. „Ich bin doch gut getroffen“, sagte ihm eine Mitarbeiterin, als er ihr ein Bild vom Männel zeigte. Ohnehin ist Rolf Steinbach eng mit dem Lohgerbermuseum in Dipps verbunden. Dessen Gründer wurde vor einigen Jahren auf Steinbachs Hornsberger Krippe aufmerksam. „Dann fragte er mich, ob ich nicht einmal etwas fürs Museum fertigen könnte“, erzählt Rolf Steinbach. Bei der einen Arbeit ist es nicht geblieben. Gezählt hat der Männelmacher sie noch nicht. „Fünf bis acht werden das schon sein“, fügt er an.

Sein aktuellstes ist kein Schnellschuss. Ganze drei Jahre hat er am gesamten Festzug gearbeitet. Zwar nicht ununterbrochen, aber Stück für Stück kamen neue Szenen hinzu. Sogar sich selber, seine Frau Helga und seinen Sohn Frank hat er verewigt. Sein persönliches Highlight ist die Handwerkerszene. Auch hier gilt: Geschichten in der Geschichte. Jedes Männel für sich ein Handwerker, der etwas gestaltet. Was, das können alle sehen und der jeweiligen Figur zuordnen. Dann zeigt Rolf Steinbach auf einen kleinen, grünen Hut. Ein Kinderlied fällt ihm ein: „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“, sagt er und lacht. Das wünscht er sich irgendwie auch. Dass viele Kinder sich sein Werk ansehen. Gemeinsam mit ihren Eltern auf Entdeckungsreise gehen. Dabei einen Festumzug sehen, der viel mehr ist. Quasi Geschichten und Geschichte in der Festumzugsgeschichte. Vom Hotel bis zum Lohgerbermuseum. Winterlich ist die Landschaft. Selbst der Weihnachtsmann läuft beim Umzug mit. Schließlich ist das aktuelle Werk Teil der diesjährigen Weihnachtsausstellung.

Rolf Steinbach hat einen großen Wunsch: „So will ich Dippoldiswalde für die Dippser bekannt machen, so haben sie ihr Dipps noch nicht gesehen“. Wenn sich das erfüllt, dann ist Rolf Steinbach glücklich. Viele Episoden kann man erkennen. Noch viel mehr hat der Weixdorfer auf Lager. Einige ergeben sich aus dem Alltagsgeschehen, andere durch Wortspielereien. Deshalb sollen alle diesmal über Rechtschreibung hinwegsehen. Erst das macht das Doppeldeutige möglich.

Wenn ab 2. November sein Festzug im Museum ausgestellt ist, arbeitet Rolf Steinbach schon an einer neuen Geschichte. Der Männelmacher vom Hornsberg will noch lange weiterarbeiten. Mit seinen Holzarbeiten die Menschen begeistern. Und ihnen so ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dem Gärtner macht es nichts aus, im Sommer an den Winter zu denken. Schließlich hat er ja seinen Garten. Wo der Träumer, wie er selbst von sich sagt, seine Gedanken schweifen lassen kann. Auch in die Welt seiner Hornsberger Männel.