So klappt der Unterrichtsstart im Rödertal

Radeberg. Seit Wochen kein Unterricht, seit Wochen die Schulkameraden nicht gesehen. Da werden im ersten Überschwang die Abstandsregeln schnell vergessen. So die Befürchtungen einiger Lehrer. Doch offenbar war die Sorge unbegründet. „Bei uns lief alles sehr diszipliniert und entspannter ab als gedacht“, sagt Uwe Feierabend, Leiter der Grundschule Ottendorf. Eltern brachten ihre Kinder zu den vorbereiteten Sammelplätzen. „Dort wurden die Mädchen und Jungen von ihren Lehrern übernommen und in ihre Klassenzimmer begleitet. Da bleiben sie dann unter sich.“
Sogar einen Sondersammelplatz hatte die Schule eingerichtet. „Der hat sich als sehr hilfreich herausgestellt. Einige Eltern brachten ihre Kinder meist aus beruflichen Gründen vor den vereinbarten Zeiten. Da diese aus unterschiedlichen Klassen waren, wurde dort besonders auf die Einhaltung der Abstandsregeln geachtet", so Feierabend.
Die Kinder seien von dort gleich in ihre Klassenräume gebracht worden, damit sie keinen Kontakt zu Schülern anderer Klassen haben. Woran es lag, dass alles so gut klappte, kann der Schulleiter nur vermuten. „Wir hatten uns als Schule intensiv darauf vorbereitet und alle Eltern mit einem Schreiben informiert. Das haben offenbar alle genau gelesen.“
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Etliche Eltern haben ihre Kinder aber auch zu Hause gelassen. Nach einer Entscheidung des sächsischen Kultusministeriums mussten sie dazu nur eine formlose Mitteilung an die jeweilige Schule schicken. Am Freitag hatte das Verwaltungsgericht Leipzig zugunsten von Eltern eines Siebenjährigen entschieden. Diese hatten vorgebracht, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern an Grundschulen nicht immer einzuhalten ist und Schüler deshalb nicht verpflichtet werden können, zum Unterricht zu gehen. „Bei zwei Fällen weiß ich, dass die Kinder zu Risikogruppen zählen. Andere Eltern sind vorsichtig und lassen ihre Kinder zu Hause.“
Nach seinen Angaben fehlen sechs Prozent der Kinder, also etwa zwölf Kinder. Die Mädchen und Jungen, die zum Unterricht erschienen sind, haben vier beziehungsweise fünf Stunden, hauptsächlich in den Kernfächern Deutsch, Mathe und Sachunterricht. „Den Lehrern steht aber frei, eventuell auch eine Bewegungseinheit oder eine Kunststunde einzulegen.“
An der Grundschule Ullersdorf hat das Hygienekonzept offenbar ebenfalls funktioniert. „Die Kinder wurden von ihren Lehrern in Empfang genommen, dann ging es zum Händewaschen, dann in die Klassenräume“, sagt Schulleiterin Verena Schmidt. Obwohl die Kinder an dem ersten Tag schon ziemlich aufgekratzt waren, wie sie sagt. Das Schulhaus hat einen enormen Vorteil: Für jede Klasse gibt es einen eigenen Eingang.
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„Fünf Klassen, fünf Eingänge, in denen sich auch noch die Garderoben befinden. Besser können die Klassen nicht voneinander getrennt sein“, sagt sie. Eine positive Rückmeldung hat sie auch von den Lehrern bekommen. „Alle Kollegen haben den Ablauf am Mittag in der Dienstberatung als gut eingeschätzt.“ Einige Eltern haben auch in Ullersdorf von dem Recht Gebrauch gemacht, ihre Kinder noch nicht zur Schule zu bringen. Acht Kinder fehlten beim Unterricht. Insgesamt lernen in der Einrichtung 94 Kinder.
An der Freien evangelischen Grundschule Radeberger Land in Großerkmannsdorf das gleiche Bild. Der Schulbeginn lief überraschend diszipliniert und geordnet ab. „Lehrer, Eltern und Kinder waren gut vorbereitet. Getrennt nach Klassen wurden die Mädchen und Jungen empfangen und anschließend in ihre Räume begleitet“, sagt Verwaltungsleiterin Susann Reppe.
Auch sie führt das auf die gute Vorbereitung in der vergangenen Woche zurück. „Wir haben mit vielen Eltern telefoniert und sie schriftlich informiert“, sagt sie. Einige Schüler sind auch aus ihrer Einrichtung am Montag zu Hause geblieben. „Die genaue Zahl will ich nicht nennen. Es können ganz unterschiedliche Gründe dafür verantwortlich sein, beispielsweise Vorerkrankungen“, sagt die Mitarbeiterin.
Vor einer logistischen Herausforderung standen Schulleiterin Bärbel Müller und ihre Lehrer. 211 Schüler besuchen in acht Klassen die Grundschule Süd in Radeberg. Auch hier wurden die Kinder separat in Empfang genommen. „Wir hatten für jeden Stellplatz Hinweisschilder angefertigt, in der Schule Pfeile aufgeklebt und die Gänge mit Absperrband abgeteilt. Die Kinder haben sich wunderbar an alles gehalten. Fast alle waren in der vorgesehenen Zeit in ihren Klassenzimmern“, sagt sie. Jetzt seien alle ziemlich erschöpft: „Vergangene Woche die Vorbereitungen, am Wochenende die Änderungen aus der Allgemeinverfügung umgesetzt und jetzt der Schulstart - das ist schon eine ungewohnte Zeit.“
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