Dresden will wieder eigene Wohnungen schaffen. Nach dem Woba-Verkauf 2006 war dies ein Grundanliegen der neuen rot-grün-roten Stadtratsmehrheit. Nun wird die Bildung einer neuen Woba geprüft. Damit sollen Menschen mit geringerem Einkommen die Chance auf eine Neubauwohnung erhalten. Angesichts der zunehmenden Zahlen von Flüchtlingen bekommt das Wohnungsproblem in Dresden zudem eine neue Dimension.
Die Gesellschaft: Die Stadt nutzt Erfahrungen bei den Kulturbauten.
Um den Bau des Kraftwerks Mitte und des Kulturpalastes zu stemmen, hat die Stadt das Tochterunternehmen Kommunale Immobilien Dresden GmbH Co. KG (KID) gebildet. Dies könnte die Blaupause für die neue Wohnungsbaugesellschaft werden. sagt Axel Walther. Der Chef der Stesad und der KID will Stadträten und Verwaltung diese Pläne vorstellen. Besonders die GmbH & Co. KG, die eine Sonderform der Kommanditgesellschaft ist. So sind zwei Stiftungen bei der KID stille Anteilseigner. „Wenn die Stadt ihre Grundstücke in eine Co. KG gibt, wird keine Grundsteuer wie sonst fällig“, erklärt Walther. Lediglich die Notarverträge wären erforderlich. Sollte die Stadt später einmal andere Pläne haben, ließen sich die Grundstücke auch problemlos wieder zurückholen.
Die Finanzierung: Gewinne aus der Erschließung fließen ein.
Für die Gründung einer neuen Woba hat der Stadtrat eine Million Euro im Haushalt bereitgestellt. Das Geld stammt letztlich von der Stadttochter Stesad. Diese hat Grundstücke für den Eigenheimbau in Weixdorf „Am Zollhaus“ mit den erforderlichen Leitungen und Straßen versorgt. Dabei hat sie einen ordentlichen Gewinn erzielt. Ein ähnliches Konzept könnte auch in Nickern greifen, sagt Walther. Auf der Fläche vor den historischen Kasernen entwickelt die Stesad derzeit ein großes Wohnungsprojekt. Dort sollen individuelle Eigenheime, Reihenhäuser und Bauherren-Projekte entstehen.
Die Baukosten: Stesad subventioniert die Wohnungen.
Mit den Erschließungsgewinnen könnte die Stesad den Bau neuer Wohnungen stützen. Stesad-Chef Axel Walther geht von 1 800 Euro Kosten pro Quadratmeter einschließlich Grundstücksanteil aus. Normalerweise würden sie bei über 2 000 Euro liegen. „Wir haben das für ein Teilgebiet in Nickern einmal ausgerechnet“, erklärt er. Für 3,6 Millionen Euro Investitionskosten könnten etwa 2 000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Das wären 28 familienfreundliche Wohnungen. Nutzt die Stesad dazu einen Kommunalkredit, dürfte sie auf Kaltmieten von 6,50 Euro je Quadratmeter kommen. Gleichzeitig wäre sie in der Lage, Tilgung und Zinsen zu bezahlen. Anders als bei Zuschussmodellen an private Bauherren würden die Wohnungen für immer im städtischen Besitz sein und nicht nur für ein paar Jahre einer Mietpreisbindung unterliegen.
Der Zeitvorteil: Mit einer Co. KG könnte in Nickern bald gebaut werden.
Der Stadtrat hat für die Woba-Gründung zwei Varianten zur Prüfung vorgeschlagen. So könnten die Technischen Werke Dresden und die Stesad eine neue Tochtergesellschaft bilden. Die zweite Variante für eine neue Woba ist das GmbH & Co. KG-Modell. Es hätte den Charme, dass der Bau der ersten städtischen Wohnungen bereits im nächsten Frühjahr in Nickern beginnen könnte, so Walther.
Da 2016 die neuen Spielstätten für die Operette und das Theater Junge Generation im Kraftwerk Mitte fertig sein werden, hätten die Mitarbeiter der Stesad auch wieder mehr Kapazitäten.
Die Zusatzaufgaben: Die Gesellschaft kann Objekte auch bewirtschaften.
Derzeit kümmert sich die Stesad um die Verwaltung des Sportschulzentrums. Dafür fällt jedoch eine Umsatzsteuer an. Diese wird beispielsweise beim Kulturpalast vermieden, weil dort die KID für die Verwaltung zuständig ist. Nach diesem Vorbild könnte die Stadt darüber nachdenken, die Sportschule und vielleicht auch andere städtische Bauten in die „Wohnen GmbH & Co. KG“, wie Walther sie nennt, zu geben. Das spart Steuern. Gefällt es der Stadt nicht mehr, ließe es sich wieder ändern.
Die Klauseln: Wohnungen sollen nur für Bedürftige bestimmt sein.
Für neu gebaute Wohnungen rechnen derzeit selbst Genossenschaften mit Quadratmetermieten von neun Euro. Diese könnten zunächst auch in den Mietverträgen für die städtischen Wohnungen vereinbart werden. Solange die Bewohner aber einen Bedürftigkeitsnachweis vorlegen, sollten ihre Mieten auf 6,50 Euro gemindert werden. Das hätte den Vorteil, dass Mieter, wenn sie später gut verdienen, keine sozialen Wohnungen blockieren. Wenn sie wieder mehr Miete zahlen, könnte die Stadt mit der Mietdifferenz Wohnungen an anderer Stelle fördern.