So krank sind Bischofswerdas Wälder

Bischofswerda. An der äußeren Stolpener Straße in Bischofswerda haben Bauarbeiten begonnen. Die Stadt lässt ein Gelände befestigen, um einen Lagerplatz für Holz aus ihrem Wald zu schaffen, das vom Borkenkäfer befallen ist. Auf dem rund 4 200 Quadratmeter großen Platz können bis zu 3 000 Kubikmeter Holz gelagert werden, sagte Sebastian Pietsch, der zuständige Mitarbeiter in der Stadtverwaltung, auf Anfrage der SZ.
Die Zeit drängt. Das Schadholz muss schnellstens aus dem Forst gebracht werden, damit die Borkenkäfer keine Chance haben, sich zu vermehren und weitere Bäume zu schädigen. Schon ab Anfang Mai soll der Platz genutzt werden. Der Standort wurde in Abstimmung mit dem Stadtratsausschuss für Technik und Wirtschaft ausgesucht. Er muss mindestens 500 Meter vom Nadelwald entfernt sein.
Jede Menge Schadholz
Voraussichtlich 37 800 Euro kostet es die Stadt, den Lagerplatz anzulegen. Im Rathaus hofft man auf eine 80-prozentige Förderung durch den Staatsbetrieb Sachsenforst. Der vorzeitige Baubeginn wurde bereits bewilligt. Es musste zunächst der Oberboden abgetragen und begradigt werden. Anschließend wird die Fläche mit Mineralgemisch befestigt, zunächst 20 Zentimeter mit Grobschlag, auf den eine zehn Zentimeter starke Frostschutzschicht kommt. „Ziel ist es, eine Befahrbarkeit für ein Holzabfuhrfahrzeug zu erreichen“, erläutert Sebastian Pietsch.
Die Stadt Bischofswerda ist Eigentümerin von 340 Hektar Wald. Die größten Flächen befinden sich im Stadtwald zwischen Bischofswerda, Kynitzsch und Schmölln sowie am Butterberg. Hinzu kommen kleinere Flächen, zum Beispiel im Rehwäldchen südlich der Stadt.
Durch die Stürme vom Herbst 2017 und Januar 2018 sowie in deren Folge fielen im Zeitraum zwischen Juni 2017 und Dezember 2018 rund 9 200 Kubikmeter Schadholz an. Durch eine Windhose zu Jahresbeginn 2018 wurden ganze Flächen kahl geschlagen, zum Beispiel nahe des Parkplatzes am Fuße des Butterberges. Doch Windwürfe sind quer über das ganze Gebiet verteilt. Die Schäden sind erheblich, und sie könnten noch größer werden. Sollten sich Warnungen vor einem weiteren trockenen Jahr bewahrheiten, könnte die Situation in Sachsens Wäldern dramatisch werden.
Teures Aufforsten
Um weitere Schäden zu vermeiden, sind Waldeigentümer verpflichtet, das sogenannte Käferholz aufzuarbeiten und es aus dem Wald zu entfernen. Die Stadt Bischofswerda bunkert es ab Mai an der Stolpener Straße, bis sie es zu akzeptablen Preisen verkaufen kann. Doch der Absatz ist schwer, da es infolge der Waldschäden deutschlandweit ein Überangebot an Nadelholz gibt. Die Lagerplätze der Sägewerke sind voll.
„Die Stadt bemüht sich über die Forstbetriebsgemeinschaft Oberlausitz, die unser Holz vermarktet, das Holz in ganz Deutschland und auch Österreich abzusetzen. Ziel ist es, die anfallenden Holzmengen zu angemessenen Preisen zeitnah zu veräußern“, sagt Sebastian Pietsch. Allerdings rechne man in der Stadtverwaltung damit, dass das Holz mehrere Monate auf dem Lagerplatz liegen wird.
Darüber hinaus müssen Waldeigentümer binnen drei Jahren frei Flächen wieder aufforsten. Für die Neuaufforstung von Schadflächen bekam die Stadt Fördergelder in Höhe von rund 145 000 Euro bewilligt. „Es zeichnet sich aufgrund der aktuellen Ausschreibungen jedoch ab, dass einerseits die geschätzten Aufforstungskosten deutlich höher liegen werden und andererseits durch die Baumschulen nicht genügend Pflanzmaterial zur Verfügung gestellt werden kann“, heißt es dazu aus dem Rathaus.
Allein für die bewilligten Förderprojekte im Kommunalwald Bischofswerda sind rund 100 000 Pflanzen erforderlich. In dieser Zahl sind Neuaufforstungen von nicht förderfähigen Flächen sowie Flächen der Windwürfe von diesem Jahr noch gar nicht mit berücksichtigt.
Schäden an den Kiefern
Der Freistaat Sachsen erlebt nach Aussage des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums „derzeit die größte Massenvermehrung von Borkenkäfern seit dem Zweiten Weltkrieg“. Am stärksten sind die Fichtenwälder in den Mittelgebirgen und im Hügelland betroffen. Dort wütet vor allem der „Buchdrucker“, der große Fichtenborkenkäfer. Aber bereits jetzt zeichnen sich auch große Schäden in den Oberlausitzer Kiefernwäldern ab.
In diesem und im nächsten Jahr stehen im Freistaat mehr als acht Millionen Euro für die Förderung von Waldschutzmaßnahmen zur Verfügung. Zu den geförderten Maßnahmen gehören vor allem die Aufarbeitung von Restholz auf den Schadflächen, das Entrinden der Stämme, der Schutz der Holzpolter mit Insektiziden oder der Abtransport der Stämme aus dem Wald mit einer anschließenden Lagerung außerhalb des Forstes.