So läuft es ab Montag in den Grundschulen

Landkreis. Die vierten Klassen sind bereits seit dieser Woche zurück in den Klassenzimmern. Ab kommenden Montag herrscht in den Grundschulen im Landkreis Meißen wieder komplett volles Haus, denn auch die Erst- bis Drittklässler werden dann wieder unterrichtet. Vom Freistaat gibt es Vorgaben, wie der Schulalltag in Corona-Zeiten abzulaufen hat. Für die konkrete Umsetzung der Regeln muss aber jede Schule selbst ein Konzept entwickeln, denn die Voraussetzungen sind nicht überall gleich.
Lesen, Schreiben und Rechnen steht im Vordergrund
320 Kinder drücken ab Montag in der Afra-Grundschule in Meißen wieder die Schulbank. Normalerweise herrscht bei dieser Zahl schon morgens am Eingang ein großes Gewimmel. Weil das jetzt nicht sein darf, haben Schulleiter Henryk Hambsch und sein Team ein Konzept erarbeitet, wie die Kinder durch verschiedene Eingänge zu ihren Klassenräumen kommen. Kinder aus unterschiedlichen Klassen sollen sich möglichst gar nicht begegnen, deshalb werden auch die Außenanlagen in verschiedene Bereiche eingeteilt. So können zwar mehrere Klassen in die Hofpause, die Kinder müssen aber in ihrem jeweiligen Teilabschnitt bleiben.
Auch die Pädagogen springen nicht zwischen den Klassen. Jeder Lehrer unterrichtet seine Klasse den ganzen Vormittag über im selben Raum. Lesen, Schreiben und Rechnen stehe im Vordergrund, sagt Hambsch. Trotzdem sollen auch andere Bereiche nicht zu kurz kommen. "In den Klassen wird zum Beispiel gesungen, auch wenn der Lehrer kein Musiklehrer ist", so der Schulleiter. Auch für Bewegung wird gesorgt, obwohl es vorerst keinen klassischen Sportunterricht geben wird. "Die Kinder werden nicht an ihren Platz gefesselt", sagt Hambsch. Pausen an der frischen Luft und Bewegungsspiele im Raum sind geplant.

Ohne Unterschrift der Eltern gibt es keinen Unterricht
Für Verwirrung bei manchen Eltern sorgt die Nachricht, dass sie von Montag an jeden Tag eine Erklärung unterschreiben müssen. Dazu, dass sowohl ihr Kind als auch alle anderen Personen im Haushalt keine Covid-19-Symptome aufweisen und sie keinen Kontakt zu einer infizierten Person hatten. Tatsächlich gebe es da noch ein Fragezeichen, wie genau das ablaufen soll, falls ein Kind die Unterschrift nicht mitbringt, sagt Henryk Hambsch. Denn dann dürfte der Schüler eigentlich nicht ins Haus gelassen werden, alleine davor stehen lassen kann man ihn aber auch nicht.
"Das ist das Nadelöhr, durch das wir gehen müssen", sagt der Schulleiter. "Ich zähle dabei ganz stark auf die Eltern, dass sie diese Regel gewissenhaft umsetzen und sich daran halten. Wir werden diese Kontrolle machen müssen." Hat ein Kind keine Unterschrift, müssen die Eltern angerufen und in die Schule bestellt werden.
In Dresden gab es bereits Kritik an dieser Regelung. Die Bescheinigung sei nicht zielführend und unnötiger Zettelkram, beschwerte sich der dortige Kreiselternrat. Die Schulen müssen sich trotzdem daran halten.
Klassen treffen sich vor der Schule
Im Klassenzimmer selbst müssen die Kinder keinen Mundschutz tragen, erklärt Sabine Kranz, Leiterin der Grundschule Friedrich Schiller in Radebeul. Wer den Raum verlässt, zum Beispiel um auf Toilette zu gehen, muss ihn aber aufsetzen. In der Schule werden spezielle Laufwege gekennzeichnet, welche die Schüler benutzen dürfen. Eine Aufsicht achtet darauf, dass in den Sanitärräumen der Abstand eingehalten wird.
Die Eltern bekommen einen Brief mit allen wichtigen Informationen. Auch dazu, dass sie selbst zurzeit die Schule nicht betreten dürfen. Die Kinder müssen morgens je nach Klasse an einen bestimmt Punkt vor dem Schulhaus gebracht werden, erklärt Sabine Kranz. Dort holt sie der Klassenlehrer ab und bringt sie nach Unterrichtsende auch wieder nach draußen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blicke sie auf das, was jetzt kommt, sagt die Schulleiterin. "Wir freuen uns, die Kinder wieder zu unterrichten, aber es müssen sich alle an die Auflagen halten. Wir sind sehr bemüht, damit alle gesund bleiben."

Große logistische Herausforderung
Dass es jetzt so schnell geht, damit hatte Sylvia Ufert keineswegs gerechnet. Wie die Leiterin der 1. Grundschule Großenhain betont, wären sie und ihre Kollegen davon ausgegangen, das zunächst eine weitere Klassenstufe zurückkehren darf. Immerhin sei der Neustart für die Kinder der beiden vierten Klassen in der vergangenen Woche bereits eine logistische Herausforderung gewesen.
Damit zwischen den insgesamt 40 Mädchen und Jungen keine unerwünschte Nähe über das zurzeit gestattete Maß von 1,50 Meter hinaus entsteht, wären bereits alle Schüler auf dem Hof beziehungsweise vor dem Haupteingang des Gebäudes in Empfang genommen worden. In Gruppen von jeweils zehn Kindern von einem Lehrer unterrichtet, legten alle vier Gemeinschaften ihre individuelle Laufwege zurück. Vorgegeben auf dem Fußboden durch Klebeband, sicherten auch sie das Abstandsgebot.
Abstand, der auch ab Montag bei der Rückkehr aller Schüler eingehalten werden soll. Die Herausforderung indes: Die insgesamt 167 Kinder dürften sich nicht im Schulhaus oder auf der Hofpause begegnen. Lediglich der Klassenverband solle den Tag miteinander verbringen. „Wir haben deshalb den Stundenplan umgebaut und Unterrichts- sowie Pausenzeiten versetzt, damit auch der Gang zur Toilette nur durch die Kinder einer Klasse erfolgt“, erklärt Sylvia Ufert.

Eltern sollen abwägen, ob ihr Kind in den Hort muss
Einen Plan für den Wiederbeginn gibt es auch in der Strehlaer Grundschule. Nach der Lehrerkonferenz am Mittwoch sollen die Eltern per Anschreiben darüber informiert werden, sagt Schulleiterin Iris Lehmann. Nach ihren Worten sieht der Plan vor, dass der Unterricht für die insgesamt acht Klassen des Hauses morgens gestaffelt beginnt und dann für alle Klassen in zwei Blöcken in ähnlicher Form stattfindet. Nach dem Wiederbeginn müsse erst einmal geschaut werden, wie sich die Lernzeit daheim ausgewirkt hat und welche Kinder womöglich Probleme haben. "Wir haben nicht von allen Rückmeldungen zu den Lernaufgaben bekommen", so Iris Lehmann.
Die strikte Trennung der Schülergruppen steht bei all dem auch in Strehla im Vordergrund. Nicht nur während des Unterrichts, auch bei den Hofpausen oder beim Mittagessen. Letzteres soll aber wie sonst auch im Essenraum abgehalten werden. Dass die Kinder im Klassenzimmer essen, habe sie vermeiden wollen, sagt Iris Lehmann, weil sie das für unhygienisch halte. Und auch morgens, wenn die Schüler zur Schule kommen, soll der Frühhort darauf achten, die Kinder gleich der richtigen Gruppe zuzuordnen. "Wir hoffen, dass auch die Eltern genau abwägen, welche Kinder Hortbetreuung benötigen", sagt Iris Lehmann.
Noch Zeit, um Verpasstes aufzuholen
Mit Herausforderungen für ihre Kollegen rechnet die erfahrene Schulleiterin. Sie hoffe aber, dass die Überlegungen für den Schulstart funktionieren, sagt Iris Lehmann. Sicher müsse man manches erst probieren und dann vielleicht das ein oder andere ändern. Wann die normalen Abläufe endgültig wieder Einzug im altehrwürdigen Schulhaus an der Strehlaer Lindenstraße halten, da wagt Leiterin Iris Lehmann keine Prognose. Sie sieht es positiv, dass der Unterricht überhaupt wieder startet. Gut acht Wochen sind es noch bis zu den Sommerferien. Durchaus genug Zeit, um Verpasstes aufzuholen, sagt Iris Lehmann. "Wir werden uns alle Mühe geben."
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