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Toni Kroos, der Kino-Held

Die Doku „Kroos“ kann die Sympathie für den geerdeten Superstar nur noch befördern. Jetzt im Kino.

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Wann immer es geht, zieht Toni Kroos die Familie dem Job und den
Kickerkollegen vor.
Wann immer es geht, zieht Toni Kroos die Familie dem Job und den Kickerkollegen vor. © NFP/Filmwelt

Von Andreas Körner

Nach sieben Minuten sagt Reporterlegende Marcel Reif „unsäglich“. Nach elf sitzt Robbie Williams auf einer Couch und spricht über Ruhm. Es geht trotzdem um Fußballer Toni Kroos, erst Weltmeister, dann Vorgruppenletzter, Exil-Madrilene mit offenem Vertrag, Norddeutscher. Besonders Letzteres wäre zu präzisieren.

Denn dass die Familie aus Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern stammt und im Kern noch dort wohnt, wo Oma und Opa in der Kleingartensparte „Erlenaue“ sitzen und vom Enkel auch nicht viel mehr haben als Fernsehbilder, wo der ansässige FC im Volksstadion niedere Ligen bespielt und Papa Kroos wieder Trainer ist, bringt dem Dokumentarfilm gerade im Osten eine sehr eigene Aufmerksamkeit. Toni, der ältere der zwei Fußballbrüder, wird so stark und stolz wie noch nie als „einer von uns“ wahrgenommen. Gut ist, dass Regisseur Manfred Oldenburg weder danach fragt noch den Fakt explizit thematisiert. In der Beiläufigkeit liegt die Stärke von „Kroos“. Auch damit wird sie dem Protagonisten gerecht.

Toni, der Zurückhaltende. Kroos, der Unscheinbare. Toni Kroos, einer der besten Kicker und in jedem Falle der international erfolgreichste, den der deutsche Fußball zu bieten hatte. Einer, der auch sinnbildlich ins Mittelfeld gehört, gebettet von den Kollegen. Der verteilt und sich beim Kabinenjubelselfie mit der Kanzlerin nach dem Gewinn der 2014er-Krone lieber am Rand die Töppen aufschnürt. Der im Hotel nicht mit Messi, Iniesta oder Neymar am runden Tisch plaudert, sondern seinem kleinen Sohn das Spielzeug bringt ... Marcel Reif meinte mit „unsäglich“ einen der wenigen verheerenden Pässe, die Toni Kroos in seiner Karriere geschlagen hat. Reifs sachliche Art, sich in seiner Meinung über den „Landvermesser“ zu revidieren, gehört zu den stillen Höhepunkten der Doku, die ansonsten zwar keine stilistisch neuen Wege geht, aber in ihrer Stringenz fasziniert. „Kroos“ bietet Perspektivwechsel, Biografisches und Analytisches, bringt sprechende Köpfe in illustrer Folge, Archivaufnahmen, Höhepunkte, Niederlagen, Privates, das im Falle Kroos‘ immer zuerst Familiäres bedeutet. Und er selbst wird im Film über ihn zu nichts genötigt.

„Kroos“ kann die ohnehin fast euphorische Sympathie für diesen völlig geerdeten Superstar noch befördern. Mit Sockelhub aber hat das Ganze nichts zu tun.

Bewertung: ◼◼◼◼◻