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So plant Bischofswerda die Landesgartenschau

Kern der Bewerbung ist das frühere Sabra-Gelände. Doch Besucher sollen noch viel mehr von der Stadt sehen.

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Von Ingolf Reinsch

Große Teile einer Kleinstadt als Gartenschaugelände? Dieser Gedanke hat Charme. Bischofswerda setzt darauf in seiner Bewerbung um die Landesgartenschau 2019, indem Besuchern ein Rundkurs angeboten werden soll: vom Areal des ehemaligen Beleuchtungsglaswerkes im Stadtteil Süd zum Horkaer Teich, weiter an den Bischofswiesen und dem Schmöllner Weg entlang zum Kulturhaus und von dort zur Innenstadt. Unter dem Slogan „Menschen verbinden“ soll die Gartenschau für die Bischofswerdaer Brücken zwischen den durch die Bahngleise getrennten Teilen der Stadt schlagen und Tausende Gäste anziehen. Die Ausstellung könne „zum Motor der Stadtentwicklung“ werden, für eine neue Lebensqualität in Bischofswerda sorgen und Identität schaffen, sagte Landschaftsarchitekt Ulrich Krüger, als er die Pläne im Stadtrat vorstellte. 13 Stadträte der Fraktionen CDU, FDP und SPD sowie der Oberbürgermeister stimmten für die Bewerbung der Stadt; die Abgeordneten von Bürger für Bischofswerda und Linkspartei nahmen an der Abstimmung nicht teil (SZ berichtete). Frühestens im Herbst, möglicherweise auch erst 2015 wird feststehen, ob Bischofswerda den Zuschlag bekommt. Die SZ erläutert Grundzüge des Konzeptes, mit dem sich die Stadt bewerben möchte.

Sabra-Brache: Kernstück der

geplanten Landesgartenschau

Das Gelände des 1992 geschlossenen Beleuchtungsglaswerkes (Sabra) gleicht gegenwärtig mit dem Bauschutt einer Mondlandschaft. Zahlreiche Gebäude wurden in den vergangenen Jahren abgerissen. Was jetzt auf dem Grundstück noch steht, bleibt erhalten, weil unter Denkmalschutz.

Hier liegt die größte Chance der Landesgartenschau: Bischofswerda könnte eine Industriebrache beseitigen und ein zukunftsträchtiges Zentrum südlich der Bahnlinie schaffen. Das Gelände zwischen dem ehemaligen Beleuchtungsglaswerk, dem Horkaer Teich und Teilen des Güterbahnhofes, welches für die Bewerbung als Einheit gesehen wird, gibt auf 24 Hektar Raum zur Gestaltung. Es soll Kernstück der geplanten Ausstellung werden – mit großzügigen Freiflächen, Wegen zum Flanieren sowie Erlebnis- und Erholungsoasen. Die Gebäude könnten während der Schau als Blumenhalle, aber auch für Gastronomie und Handel genutzt werden. Als mögliche Nachnutzungen nennt Architekt Ulrich Krüger Räume für Archiv und/oder Bibliothek, eine Kindertagesstätte und eine Veranstaltungshalle.

Bischofswiesen: Erweitertes Gelände

vor allem mit Ruhepunkten

Einen neuen Bischofsteich, im Mittelalter der größte Teich der Stadt nahe dem vorgesehenen Ausstellungsgelände, wird es nicht geben, auch nicht als Teilstück. Das Umweltamt gibt diesem Vorschlag keine Chance. Grund: Die Bischofswiesen sind das größte Trinkwassereinzugsgebiet der Stadt. Die Wasserversorgung betreibt dort mehrere Brunnen. Sie unterliegen den höchsten Schutzbestimmungen. Angrenzende Gebiete werden von den Experten ebenfalls als sensibel eingestuft, sollen aber – so OB Andreas Erler (CDU) – mit „äußerst sparsamen Gestaltungsmaßnahmen“ in die Ausstellung einbezogen werden. Vorhandene Wege werden genutzt und einige ehemalige Wege wieder angelegt. Landschaftsplaner Krüger denkt zudem an einige neue Wege, teils als Stichwege, die die Besucher die Natur erleben lassen sollen. In dem sumpfigen Gelände gibt es eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Begleitend zur Ausstellung auf dem Sabra-Gelände, sind die Bischofsweisen vor allem als Erholungszone vorgesehen.

Innenstadt: Chance für Handel

und Gastronomie

Wer einmal da ist, soll nach Möglichkeit viel von Bischofswerda sehen. Deshalb sollen Gäste auch in die Innenstadt geleitet werden. Der klassizistische Altmarkt, die Parks inmitten der Stadt, der Tierpark und der Butterberg sind einige der Pfunde, die Bischofswerda bei seiner Bewerbung in die Waagschale werfen will. Ziel ist es, die Aufenthaltsdauer von Gästen zu erhöhen, sie idealerweise auch anzuregen, mehrere Tage in der Stadt zu bleiben.

Verkehr: 830 Stellplätze an Drebnitzer Weg und Süßmilchstraße

Die Planer erwarten, dass ein Großteil der Besucher über die A 4 und die Ortsumfahrung nach Bischofswerda kommt. Für sie werden zwei Großparkplätze am Drebnitzer Weg und der Süßmilchstraße mit insgesamt 830 Stellplätzen vorgeschlagen. Außerdem ist die Nähe zum Bahnhof ein Vorteil. Besucher, die mit dem Zug kommen, würden nur fünf Minuten bis zum Ausstellungsgelände laufen.

Finanzierung: Sparprogramm bis

2019 angeschoben

1,2 Millionen Euro muss Bischofswerda nach der bisherigen Kostenschätzung selbst aufbringen, um die Landesgartenschau ausrichten zu können – bei einer Gesamtinvestition von 7,8 Millionen Euro, finanziert zum großen Teil durch Fördergelder. Laut Landratsamt soll es die Stadt dabei vermeiden, einen neuen Kredit aufzunehmen. Stattdessen sollen Einsparungen im Stadthaushalt dafür sorgen, den städtischen Anteil abzusichern. Um Bischofswerda langfristig finanzielle Sicherheit zu geben – nicht nur für die Landesgartenschau – beschloss der Stadtrat einstimmig, ein Haushaltskonsolidierungskonzept in Auftrag zu geben. Nach Angaben der Kämmerei geht es dabei um 195 000 Euro, die bis 2019 jährlich eingespart werden sollen. Wo gestrichen wird, ist nach Auskunft der Stadtverwaltung momentan noch offen.

Vertreter der Stadtratsopposition befürchten, angesichts der Bewerbung um die Landesgartenschau könnten andere wichtige Aufgaben ins Hintertreffen geraten. Frank Mehlhose (Bürger für Bischofswerda) kritisierte in der Ratssitzung zum Beispiel: „Es gibt jetzt schon einen massiven Investitionsstau bei der Sanierung von Kindertagesstätten, Verkehrswegen und Sportstätten. Dass die Stadt schon bald der freiwilligen Haushaltskonsolidierung unterliegt, zeigt, dass die Ausgaben höher als die Einnahmen sind.“

In welchen Bereichen gestrichen wird, welche Investitionen gestreckt werden oder ob die Stadt Bischofswerda die Hebesätze für Grund- und Gewerbesteuer wird anheben müssen, ist nach Aussage von Oberbürgermeister Andreas Erler (CDU) „derzeit reine Spekulation“. Die Stadt werde, nach Abstimmung mit anderen Kommunen, einen Fachmann mit der Haushaltskonsolidierung beauftragen, sagte er. Der soll Empfehlungen geben, die letztendlich dann vom Stadtrat beschlossen werden müssen.