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So schön heiratet es sich in Döbeln

Mehr als ein Drittel der Döbelner Paare schließen ihre Ehen nicht in der Stadt. Ist das zu ändern?

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Von Jens Hoyer

Ein Hochzeitsfoto vor dem Riesenstiefel? Das geht nur in Döbeln. Der einst weltgrößte Stulpenstiefel steht nur ein paar Schritte vom Standesamt entfernt im Rathaus. Solche Dinge werden in einer Zeit immer wichtiger, in der die örtlichen Standesämter mit Hochzeitskulissen wie Schlössern und Burgen konkurrieren müssen. 96 Paare haben im vergangenen Jahr in Döbeln geheiratet. Keine schlechte Zahl für eine Kleinstadt, meint Irina Schädlich, neue Leiterin des Standesamtes. Allerdings hat das Standesamt die Unterlagen von fast 160 Paare bearbeitet. Dass heißt, dass mehr als ein Drittel von ihnen nicht in Döbeln geheiratet haben.

Aber eine Burg gibt es nun mal nicht in Döbeln. Und auch einen anderen Raum für Trauungen hat Irina Schädlich bisher noch nicht ausfindig machen können. Es darf auch nicht irgendein Raum sein. Da hat der Gesetzgeber enge Grenzen gesetzt. „Toiletten müssen zum Beispiel vorhanden sein und ein Elektroanschluss für die Musikanlage“, erklärt sie. Und das Landratsamt müsste den Trauraum abnehmen und bestätigen.

Aber ein paar Spielräume für ganz individuelle Wünsche lässt auch das Döbelner Standesamt zu. Manche Paare bringen ihre eigene Musik mit. Da sei alles möglich, meint Irina Schädlich. „Wir hatten auch schon ganz verrückte Sachen.“

Nicht verrückt, sondern stilvoll ist das Glas Sekt nach der Hochzeit über den Dächern von Döbeln auf dem Turm des Rathauses. Was in Sachen Hochzeit in Döbeln alles geht, hat das Standesamt jetzt in einer Broschüre zusammengefasst „Heiraten in Döbeln“ heißt sie. Das Heftchen spannt einen weiten Bogen vom Muss bis zum Kann und ist fast eine Art Anleitung zum Heiraten.

Das Muss, das sind die Unterlagen, die jedes Paar ins Standesamt mitbringen muss. Ein bisschen Arbeitserleichterung erhofft sich das Amt von der Broschüre, erzählt Irina Schädlich. In ihr sind nämlich alle Fragen zur Eheschließung beantwortet. Das Kann beim Heiraten in Döbeln ist zum Beispiel die Pferdebahn, die als Besonderheit durch die Innenstadt rollt. Schon einige Male haben Paare die Bahn extra für den sprichwörtlichen schönsten Tag im Leben gebucht, erzählte Uwe Hitzschke, Vereinschef der Pferdebahner. Darunter sei eine Redakteurin und ein Kameramann des MDR gewesen, die die Pferdebahn bei ihrer Arbeit kennengelernt hatten.

Selbst Tipps zu Styling, Hochzeitskleidung, Blumen und Ausstattung der Hochzeitsfeier finden sich in der Broschüre. Wer sie gelesen hat, der weiß auch, dass die Stadt fürs Baumstamm zersägen einen Bock samt Säge zur Verfügung stellt. Und wer den Baum nicht zersägen, sondern pflanzen will, dem vermittelt das Planungsamt eine Möglichkeit dazu.

Auch den Möglichkeiten und Riten der kirchlichen Trauungen in den Döbelner Gotteshäusern widmet die Stadt eine Doppelseite. Pfarrer Stephan Siegmund von der evangelischen Kirchgemeinde findet das gut. Zwei Trauungen und drei „Gottesdienste zur Eheschließung“ gab es im vorigen Jahr in der Nicolaikirche. Letztere Zeremonie wird gewählt, wenn ein Ehepartner nicht der Kirche angehört. Heiraten katholische und evangelische Gläubige, ist auch eine ökumenische Trauung mit Pfarrern beider Konfessionen möglich.

Bei den Hochzeiten hat die evangelische Gemeinde mit dem gleichen Phänomen zu tun wie das Standesamt – manche Paare lassen sich in repräsentativeren Gotteshäusern wie der Frauenkirche trauen. Häufig seien es ältere Paare, die vor dem Altar stehen. „Wir haben überwiegend ältere Gemeindeglieder. Jüngere im heiratsfähigen Alter sind es nicht so viele“, so der Pfarrer.

Derzeit ist es etwas mau mit den Trauungen im Döbelner Standesamt. Zwei sind es im Januar, zwei im Februar. Das ist aber nichts Ungewöhnliches. Von Mai bis Oktober sind die wahren Hochzeitsmonate, sagt Irina Schädlich. Für Ostersonnabend und Pfingsten gibt es schon Vormerkungen. Und auch eine für den 12.12.2012. Der Tag ist auf lange Zeit die letzte Chance, noch eine Schnapszahl als Hochzeitstermin zu ergattern.