Die Abbruch-Phase beim Gütchen in Mittelherwigsdorf ist vorbei. Ab jetzt wird die beliebte Gaststätte mit ihrem großen Saal direkt an der B96 wieder aufgebaut, freut sich Bürgermeister Markus Hallmann (Freiwilliger Wählerverein). Ein großes Werbebanner verkündet schon seit Monaten, dass die Gaststätte trotz Bauarbeiten weiterhin uneingeschränkt geöffnet ist. Denn die Gaststätte und deren Küche ist so wirklich das einzige, wovon die Handwerksfirmen ihre Finger lassen. Ansonsten ist das Gebäudeensemble samt Grundstück eine riesige Baustelle. Und das bis ins nächste Jahr hinein.
Die Schuppen hintern Haus sind längst abgerissen. Riesige Stahlträger lagern jetzt dort. Die sind als Verstärkung der Deckenkonstruktion im Obergeschoss bestimmt. Einige solcher Träger sind bereits eingebaut. Um sie ins Gütchen zu bekommen, musste das Dach auf der Rückseite des Hauses extra an zwei Stellen geöffnet werden. "Hier kommen keine Fenster rein. Das Dach wird nachher wieder geschlossen", berichtet Markus Hallmann. Denn am erst in den 1990er Jahren gedeckten Dach muss nichts gemacht werden.
Ansonsten ist das Gütchen jetzt komplett eingerüstet und der Putz von der Fassade entfernt. Vom alten Putz befreit sind die Wände auch im Inneren des Gebäudes. Im einstigen Toiletten-Bereich ist der Fußboden freigelegt. Die Reste einer zweiten Klärgrube kamen dabei zum Vorschein. Eine von vielen kleinen Überraschungen, die das mehrfach ausgebaute Gebäude langsam freigibt.
Der große Saal ist nicht mehr wiederzuerkennen. Nur im Slalom-Lauf kommt man derzeit durch ihn hindurch. Denn hier wurde ein sogenanntes Raumgerüst aufgebaut, damit überhaupt an den hohen Wänden und vor allem an der Decke gearbeitet werden kann. So wirkt der Saal jetzt viel kleiner. Damit die unzähligen Metallstützen keinen Schaden am Parkett-Fußboden anrichten, wurde der abgedeckt.
Einige Wände haben bereits einen Ausgleichsputz erhalten. "Wegen der vielen Unregelmäßigkeiten mussten wir das machen", schildert Swen Rost vom Bauplanungsbüro. Wegen der zerklüfteten Oberfläche sind allerdings mehrere Putzlagen notwendig.
Denn dort, wo die nackten Wände im Gebäude sichtbar sind, verraten sie, dass beim Bau einst aufs Geld geachtet werden musste. Immer wieder sind auch für große Wände Natursteine verarbeitet worden. Und das großflächig.
"Anfang Juni werden die neuen großen Saalfenster eingebaut", erzählt Swen Rost. Sie haben die gleiche Größe wie die alten. Danach erhalten die Wände ihre letzte Putzschicht. Und über den Saal kommt eine neue Brandschutz- und Akustik-Decke. Im August sollen die Arbeiten im Saal fertig sein, hofft Swen Rost. Dann erst kann das Raumgerüst abgebaut werden. Im Saal werden zudem die Heizung und die Elektrik erneuert sowie Parkettfußboden, Bühne und Bar aufgearbeitet. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten im Saal abgeschlossen werden, berichtet Mittelherwigsdorfs Bauamtsleiter Michael Erbe.
Beim Aufstieg ins Obergeschoss zeigt Swen Rost auf Reste der alten Lüftung. "Hier wird ringsum eine neue Be- und Entlüftung eingebaut", sagt er. Auch neue Schmutzwasserleitungen werden im Haus verlegt. Etwa Mitte Juni könnte es bereits mit dem Einbau des neuen Treppenhauses losgehen. Das wird zentral im Gebäude liegen und zu den geplanten Vereinsräumen im Obergeschoss führen.
Dort zeugen im Moment noch in den Zimmern alte Tapeten und Fliesen, dass es im Haus früher mal Wohnungen gab. Aber das ist schon lange her. Und im Gütchen wird es auch keine mehr geben. Jahrzehntelang ist im Obergeschoss kein Mensch mehr gewesen. Mal abgesehen von den Gemeinderäten beim Besichtigen des Hauses für das Projekt. Im Obergeschoss entstehen nun ein großer Tagungsraum sowie zwei kleinere Vereinsräume. So richtig soll es mit den Arbeiten dafür aber erst 2020 losgehen. Neue Fenster sind hier aber bereits eingebaut.
Der Einbau einer neuen Decke ist auch im Obergeschoss notwendig. Die U-Profil-Stahlträger, die unten im Hinterhof liegen, werden hier die alten dicken Holzbalken verstärken und beidseitig an diese angeschraubt. Zig Ausgleich-Bretter müssen dafür zurechtgesägt werden.
Und die Gemeinde hat sich auch etwas einfallen lassen, wenn direkt über der Gaststätte die Decke erneuert wird. Dann kann Simone Eifler den Gaststättenbetrieb in dieser Zeit im neuen Saal weiterführen. Am Dachboden selber wird nichts gemacht. Er soll lediglich begehbar sein, schildert der Bürgermeister.
Das "Sängerstübl" wird künftig ein Lagerraum für den Saal. Die Bauernstube im Keller bleibt aber als solche erhalten. Dort wird lediglich eine Brandmeldeanlage eingebaut. Und zu den bisherigen Toiletten kommen noch jeweils eine für das Personal und eine behindertengerechte hinzu. Das gesamte Erdgeschoss ist künftig barrierefrei. Deswegen erhält der Eingangsbereich auch eine Rampe für Rollstuhlfahrer.
Um die einzige Gaststätte mit einem großen Saal im Ort zu erhalten, hatten sich die Gemeinderäte schon vor drei Jahren einstimmig dazu bekannt, das Gebäudeensemble zu übernehmen. Knapp zwei Millionen Euro werden in die Sanierung des großen Saales und des Obergeschosses investiert. Etwa 1,5 Millionen Euro erhält Mittelherwigsdorf dafür an Fördermittel.
Mehr Lokales unter: