Von Madeleine Siegl-Mickisch
Die Turnhalle des Berufsschulzentrums in Bautzens Schilleranlagen wirkt beinahe winzig – zumindest auf dem Papier. In der Realität steht das markante Gebäude noch ziemlich frei zwischen dem Melanchthon-Gymnasium auf der einen und der Berufsschule auf der anderen Seite. Doch in Zukunft soll es sich direkt anlehnen an einen großen Neubau.

„Wir wollen im September mit dem Bau beginnen“, sagt Valentin Opitz vom Gebäude- und Liegenschaftsamt des Landkreises. Jahrelang hat der Kreis für das Berufsschulzentrum (BSZ) für Wirtschaft und Technik eine Lösung gesucht. Denn noch ist es an verschiedenen Standorten in Bautzen untergebracht. Das ist zum einen uneffektiv, unter anderem weil Lehrer hin- und herfahren müssen. Zum anderen geht es im Bereich Technik an der Löbauer Straße sehr eng zu, und die Gebäude dort sind sanierungsbedürftig. Doch in drei Jahren ist das Geschichte, dann wird das Schulzentrum komplett in den Schilleranlagen untergebracht sein – mit Ausnahme der Steinmetzschule, die auch zum BSZ gehört, aber an ihrem traditionsreichen Standort in Demitz-Thumitz bleibt.
Holger Sieg vom Planungsbüro Bauplanung Bautzen breitet Ansichten und Grundrisse auf dem Schreibtisch aus und erklärt, wie das neue Gebäude in den Schilleranlagen einmal aussehen soll: „Hinter der kleinen Turnhalle entsteht eine moderne Zwei-Feld-Sporthalle.“ Drumherum gruppieren sich im Erdgeschoss Werkstätten für die Ausbildung in den metallverarbeitenden Berufen. „Besonders laute Bereiche wie die Schmiede kommen an die Rückseite des Gebäudes“, sagt Sieg. Ins erste Obergeschoss ziehen die Fachkabinette für die Elektroberufe, ins zweite ganz normale Klassenzimmer. Der Clou befindet sich auf dem Dach: eine Laufbahn und eine Sprintstrecke sowie ein kleines Spielfeld beispielsweise für Unihockey. „Damit betreten wir Neuland“, sagt Sieg. Denn so etwas haben er und seine Kollegen bisher noch nicht geplant. Doch weil rund ums Gebäude nahezu jeder Quadratmeter fürs Parken gebraucht wird, haben sie den Sportplatz kurzerhand aufs Dach verlegt. „So können wir am BSZ reichlich 170 Stellplätze schaffen“, sagt Valentin Opitz. „Das ist mehr als laut Bauordnung vorgesehen.“
Kritiker befürchten jedoch, dass das nicht reicht. So hatte es im Zusammenhang mit den Neubau-Plänen Diskussionen ums Parken gegeben, sind doch Stellplätze in Bautzens Innenstadt eh schon knapp. Und künftig strömen jeden Tag reichlich 900 Schüler ins größere BSZ in den Schilleranlagen. Opitz hofft, dass sich dann mehr als bisher für Bus oder Bahn entscheiden, weil die Schule besser erreichbar sein wird als jetzt an der Löbauer Straße. Außerdem gebe es ja seitens der Stadt auch noch Pläne, einen neuen Parkplatz zu schaffen. Die ursprünglich am BSZ-Neubau geplante Tiefgarage ist aus Kostengründen weggefallen, ebenso das dritte Obergeschoss. „Bei Bedarf könnten weitere Unterrichtsräume im Berufsschulzentrum für Ernährung und Hauswirtschaft an der Paulistraße genutzt werden“, sagt Opitz. Im Bauprogramm für die Schilleranlagen dringeblieben ist dagegen die Mensa mit dem vorgelagerten Schulhof zwischen Neu- und Altbau, die durch einen gläsernen Gang miteinander verbunden werden.
Erst kommt der Abriss
Schulleiter Uwe Richter ist „richtig glücklich über die perfekte Lösung“ und spart nicht mit Lob für das Planungsbüro. Immerhin hat die Schule sehr lange darauf gewartet. Nun müssen nur noch zweieinhalb Jahre Bauzeit überstanden werden.
Doch bevor es richtig losgehen kann, wird abgerissen. Die Baracken des ehemaligen Internats hinter der Turnhalle müssen weichen. Geplant ist dafür die Woche nach Ostern. Bereits im Februar waren auf dem Gelände fast 50 Bäume gefällt worden. Außerdem müssen Leitungen umverlegt werden, die sich jetzt noch quer durchs künftige Baufeld ziehen. Diese Arbeiten sollen in den Sommerferien erledigt werden. Schließlich muss dafür zeitweise das bestehende Berufsschulgebäude abgeklemmt und dann wieder neu angeschlossen werden. Daneben ist dann lange Zeit Baustelle. „Damit können wir leben“, sagt Uwe Richter. Denn erst 2017 wird der große Nachbar neben der kleinen Turnhalle fertig sein.