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So soll Riesas Einzelhandel attraktiver werden

Die Stadträte haben das neue Einzelhandelskonzept gebilligt. In dem 150-Seiten-Gutachten stecken viele Empfehlungen für die Stadt. Ein Einblick.

Von Eric Weser
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Die Elbgalerie ist eine der wichtigsten Einkaufsadressen in Riesa. Der hiesige Einzelhandel hat es allerdings nicht leicht. Wie abgeholfen werden könnte, zeigt das aktualisierte Handelskonzept für Riesa, das jetzt vom Stadtrat verabschiedet wurde.
Die Elbgalerie ist eine der wichtigsten Einkaufsadressen in Riesa. Der hiesige Einzelhandel hat es allerdings nicht leicht. Wie abgeholfen werden könnte, zeigt das aktualisierte Handelskonzept für Riesa, das jetzt vom Stadtrat verabschiedet wurde. © Foto: Lutz Weidler

Riesa. Veränderungen im Riesaer Einzelhandel hat es in den vergangenen Tagen einige gegeben: In der früheren Mc-Paper-Filiale eröffnete ein neues Damenmoden-Geschäft. Im einstigen „Indigo“ in der Elbgalerie will bald ein neuer Jeans-Laden einziehen. Gleichzeitig hat der Stadtrat wichtige Weichen für Riesas Einzelhandels-Entwicklung in den nächsten Jahren gestellt: Mit überwiegender Mehrheit billigten die Räte das aktualisierte Einzelhandelskonzept.

Neben einer ausführlichen Analyse des Ist-Zustands im Einzelhandel liefert das 150-seitige Gutachten der Kommunalberatung Dr. Lademann und Partner auch viele Empfehlungen, was Kommunalpolitik, Stadtverwaltung, aber auch Händler oder Hauseigentümer in den nächsten etwa fünf Jahren bei dem Thema tun könnten und sollten. Ein Einblick:

Ja zum Lidl-Ausbau und Edeka-Neubau, Nein zum Altriesa-Discounter

Stellung beziehen die Gutachter zu mehreren geplanten Projekten im Bereich Lebensmittelhandel: Eine Erweiterung von Lidl an der Bebelstraße bewerten sie positiv, da der Markt die „wohnortnahe Grundversorgung“ absichere. Auch für die Ansiedlung von Edeka an der Pausitzer Straße sprechen sich die Experten aus, unter anderem, weil in Riesa damit ein hochwertiger Verbrauchermarkt entstünde, den es hier bisher noch nicht gibt. Gegen die Ziele spricht aus Sicht der Gutachter ein geplanter Discounter zwischen Poppitzer Straße und Großenhainer Straße. Altriesa sei schon heute gut versorgt, außerdem würde die Ansiedlung Riesas noch Discounter-lastiger als jetzt schon machen.

Gewünschte Ladenstandorte sichern, weniger erwünschte stark regulieren

Die Experten legen der Stadt nahe, das Planungsrecht zu nutzen, um die Einzelhandels-Entwicklung in den nächsten Jahren gezielt zu steuern. So solle zum Beispiel beim Riesapark darüber nachgedacht werden, dort nur großflächige Fachmärkte zuzulassen, „die den kleinteiligen Innenstadthandel mehr ergänzen als mit ihm in Konkurrenz zu stehen“. Möglich wäre das über eine Änderung des Bebauungsplans für den Riesapark. Auch für manche Discounter-Standorte soll so etwas geprüft und Erweiterungen möglichst nur bei denjenigen Standorten erlaubt werden, die wichtig für die Nahversorgung sind. Der Penny an der Klötzerstraße oder der Netto an der Liststraße zählen für die Experten zum Beispiel nicht in die Kategorie.

Innenstadt I: Einheitliche Öffnungszeiten schaffen

Als ein Problem haben die Handelsexperten im Stadtzentrum die uneinheitlichen Öffnungszeiten ausgemacht. Das zukünftige Ziel sollte es sein, eine Angleichung durch gemeinsame Kernöffnungszeiten zu erzielen – bis 19 Uhr unter der Woche und sonnabends bis 16 Uhr, heißt es dazu.

Innenstadt II: Kreativer Umgang mit Leerstand, Schaufenstern und Fassaden

Statt ungenutzte Geschäfte im Zentrum leerstehen zu lassen, empfehlen die Gutachter Hauseigentümern, sie zum Beispiel für Ausstellungen regionaler Künstler oder als Werbeplatz zu nutzen. „Zumindest sollten Schaufenster in irgendeiner Form dekoriert werden, um deren eigenes Erscheinungsbild oder das der Innenstadt aufzuwerten.“ Auch etliche Fassaden sehen laut einer Untersuchung teils veraltet oder renovierungsbedürftig aus. Und auch ansässige Händler können etwas für eine attraktivere Innenstadt tun, indem sie ihre Schaufenster besser gestalten – bei etwa einem Drittel der Geschäfte bestehen da nach Ansicht der Gutachter noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Innenstadt III: Andere Mieter suchen, Flächen zusammenlegen

Hauseigentümer im Stadtzentrum sollen laut den Experten über den Einzelhandel als potenziellen Mieter hinausdenken. „In den Hauptlagen kommen auch Dienstleister, Gastronomiebetriebe oder soziale/kulturelle/öffentliche Einrichtungen und freizeitaffine Nutzungen als Nachfolgenutzungen in Betracht.“ Eine andere Anregung der Experten: Eigentümer sollen prüfen, ob sich ihre Flächen zusammenlegen lassen – größere Flächen ließen sich „besser an expansive Handelsformate vermieten“. Manch leeres Ladenlokal passe aber nicht mehr zu den heutigen Marktanforderungen im Handel – dort sei ein Umbau in Wohnraum vielleicht die bessere Option.

Weida und Gröba-Merzdorf: Weitere Magnetbetriebe nötig

Das Einkaufszentrum in Weida mit dem Penny ist für den Stadtteil wichtig – aus Sicht der Experten fehlt aber ein weiterer Magnetbetrieb. Der könne zum Beispiel in einer Drogerie bestehen, heißt es. Aber auch mit kleineren Maßnahmen lasse sich das Weida-Center attraktiver machen: So würden zum Beispiel Sitzgelegenheiten fehlen. Einen zusätzlichen Magnetbetrieb könnte auch das Nahversorgungszentrum für Merzdorf und Gröba gebrauchen, das die Experten am Rewe-Standort ausgemacht haben. Mit Sitzgelegenheiten, einem Café oder der Ansiedlung ärztlicher Grundversorgung könnte sich in den nächsten Jahren die Anziehungskraft des Einkaufszentrums erhöhen lassen.

Buhlen um Investoren und Ladenbetreiber

Um die gewünschten Geschäfte an die jeweiligen Standorte zu bringen, sollen Stadt als auch Immobilieneigentümer aktiv werden, raten die Experten. Mit einem Exposé, das auf den Erkenntnissen des Handelskonzepts fußt, sollen gezielt mögliche Investoren, Filialisten oder Einzelhändler angesprochen werden, um sie für den Handelsstandort Riesa zu gewinnen.

Das aktualisierte Riesaer Einzelhandelskonzept ist im Riesaer Bürgerinfoportal abrufbar.

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