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So steht’s um Riesas Radverkehr

Das neue Konzept listet 16 Schwachstellen auf – und stellt der Stadt dennoch ein gutes Zeugnis aus.

Von Stefan Lehmann
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An der Alleestraße fehlt derzeit ein Schutzstreifen für Radfahrer, wie es ihn etwa an der Langen Straße schon gibt. Das neue Radverkehrskonzept empfiehlt, das in den nächsten zwei bis fünf Jahren zu ändern.
An der Alleestraße fehlt derzeit ein Schutzstreifen für Radfahrer, wie es ihn etwa an der Langen Straße schon gibt. Das neue Radverkehrskonzept empfiehlt, das in den nächsten zwei bis fünf Jahren zu ändern. © Sebastian Schultz

Riesa. Der Fahrradverkehr in der Stadt Riesa hat in den vergangenen Jahren weiter abgenommen – und trotzdem besteht weiterhin die Notwendigkeit eines „leistungsfähigen, attraktiven und sicheren Radwegenetzes“. 

Zu diesem Schluss kommt das neue Radverkehrskonzept, das die Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mbH in den vergangenen Jahren im Auftrag der Stadt fortgeschrieben hatte. In seiner Sitzung am Mittwoch wollte der Stadtrat das Konzept eigentlich verabschieden. 

Doch die Entscheidung ist doch noch einmal vertagt worden. Grund dafür war ein offener Brief, den der Riesaer Benjamin Krecksch einige Tage vor der Stadtratssitzung an alle Fraktionen verschickt hatte. Der Grünen-Kreistagskandidat bemängelte darin die Verfahrensweise, die eine Bürgerbeteiligung nicht zuließ. 

Die Stadträte teilten diese Einschätzung. Das Konzept sei „ein klassisches Beispiel für Bürgerbeteiligung“, sagte Helmut Jähnel (CDU). Das sei ausdrücklich keine Kritik an der Vorlage. Aber man wolle zumindest eine detailliertere Beurteilung auch für die Bürger ermöglichen.

Die Nachfrage von Volker Thomas (Linke), ob daraus direkte Nachteile für die Stadt erwachsen, verneinte OB Marco Mülller. Es drohe kein akuter Schaden, wenn das Radverkehrskonzept in den nächsten Stadtrat verschoben wird.

Das Radverkehrskonzept ist in erster Linie eine Bestandsaufnahme des Radwegenetzes. Es gibt aber auch eine Reihe von Handlungsempfehlungen. Die SZ fasst die wichtigsten Eckpunkte zusammen.

Lange Straße ist wichtigste Rad-Trasse

Wo sind Riesas Radfahrer eigentlich unterwegs? Um das herauszufinden, hat das beauftragte Ingenieurbüro bereits im Jahr 2015 Zählungen durchgeführt. Ergebnis: Mit Abstand die meisten Fahrradfahrer, nämlich 1 538 pro Tag, sind auf der Langen Straße unterwegs. Bedeutsamer allerdings ist die Entwicklung. Nur an der Heinrich-Schönberg-Straße wurden bei der jüngsten Zählung mehr Radfahrer erfasst (419) als noch vor 15 Jahren.

© SZ/Grafik Romy Thiel

Erste Unfallstelle ist schon beseitigt

Gleich zu Beginn listet der Bericht zwei Stellen auf, an denen Radfahrer innerhalb von drei Jahren besonders oft in Unfälle verwickelt waren. Das waren zum einen die Ampelkreuzung am Lutherplatz und zum anderen die Einmündung der Hauptstraße in den Puschkinplatz. An der Ecke Robert-Koch-Straße/Pausitzer Straße hat die Stadt zwischenzeitlich bereits reagiert: Schon 2016 kam eine separate Ampelschaltung für Linksabbieger hinzu.

Mehrere Sanierungen gefordert

Gleich neun Stellen in Riesa müssten aus Sicht des Dresdner Ingenieurbüros entweder baulich verändert oder zumindest saniert werden. Ein Knackpunkt ist beispielsweise die Pausitzer Straße auf Höhe der Trinitatiskirche und der Feuerwache. Das dortige Natursteinpflaster sei vor allem bei Nässe ungeeignet für den Radverkehr.

 Außerdem seien die Übergänge zu den Radverkehrsanlagen „mangelhaft bzw. nicht vorhanden“. Am Puschkinplatz wird dagegen die Breite des Radwegs kritisiert. Die Mindestbreite von 1,60 Meter sei in Richtung Bahnhofstraße um 50 Zentimeter unterschritten, zumal auch viele Fußgänger dort unterwegs seien.

An sechs Stellen fehlt der „Radweg“

Geht es nach den Radfahrern, sollte am besten jede größere Straße in der Stadt über einen Radweg oder Schutzstreifen verfügen. Das Gutachten hat zumindest sechs Strecken im Blick.

 Die meisten davon liegen im Nordwesten der Stadt: Entlang der kompletten Alleestraße sieht das Radverkehrskonzept demnach ebenso Nachholbedarf wie auf der Canitzer Straße, der Segouer und Weidaer Straße sowie der Rostocker Straße vor den drei Brücken. 

Aus Weida taucht ebenfalls ein Abschnitt an der Döbelner Straße im Konzept auf. In der Innenstadt ist dagegen nur eine Strecke als „Netzergänzung“ vorgeschlagen: die Weiterführung des Elberadwegs unterhalb des Muskator-Werks. Noch in diesem Jahr hofft die Stadt, entsprechende Grundstücke zu erwerben, erklärte Bauamtsleiterin Ina Nicolai im Stadtrat. Voraussetzung wären Fördermittel. 

Während dort derzeit ohnehin keine öffentliche Straße entlangführt, würden die neuen Schutzstreifen andernorts direkte Auswirkungen auch für Autofahrer haben: So müsste an der Alleestraße die Parksituation neu geregelt werden, schreiben die Autoren des Konzepts. An der Döbelner Straße würden die einseitigen Parkstände entfallen, heißt es.

B-169-Beschilderung bleibt ein Thema

Der ausgeschilderte Weg über die Elbe ist schon ein regelrechtes Dauerthema, auch im Stadtrat. Das Radverkehrskonzept empfiehlt deshalb, die Verkehrsführung dort langfristig zu ändern. Das allerdings fällt ins Aufgabengebiet des Landes.