So steht's um Riesas Einzelhandel

Riesa. Die Stadträte können am Mittwoch mit einem wichtigen Grundstein die Weichen für eine weitere Entwicklung des Riesaer Stadtgebiets stellen. In der nächsten Sitzung stellt das Büro Lademann und Partner das aktualisierte Einzelhandelskonzept für die Stadt vor. Ein solches Konzept fasst Stärken und Schwächen des Standorts Riesa zusammen.
Außerdem ist das Konzept Grundlage für weitere Entscheidungen - unter anderem beispielsweise in der Frage, welche Märkte sich erweitern oder gar neu ansiedeln dürfen. Die SZ hat vorab einen Blick hineingeworfen und fasst einige Kernaussagen aus dem Papier zusammen.
Strahlkraft bis weit ins Umland
Zuletzt war das Einzelhandelskonzept 2012 aktualisiert worden. Schon damals attestierten die Gutachter dem Handel in Riesa eine große Reichweite. Kunden kämen auch aus dem benachbarten Mittelzentrum Oschatz in die Sportstadt, um einzukaufen. Insbesondere die Westausdehnung des sogenannten Marktgebiets sei enorm. Grund hierfür ist vor allem der Riesapark, heißt es. Das Einkaufszentrum verfüge "bedingt durch die verkehrliche Lagegunst und die große Verkaufsflächendimensionierung über eine sehr weiträumige Ausstrahlungskraft".
Riesa verliert Kunden an Oschatz
Diese Strahlkraft des Riesaer Handels hat in den vergangenen Jahren allerdings nachgelassen. Zumindest legt das eine Umfrage aus dem Jahr 2017 nahe, die für das Gutachten erstellt wurde. Vor allem im langfristigen Bedarf, also etwa beim Bau-, Garten- und Heimwerkerbedarf spiele neben Dresden und Leipzig mittlerweile auch Oschatz eine große Rolle.
Riesa hat laut Umfrage aber auch in anderen Bereichen gegenüber 2013 an Attraktivität verloren. Es werde "am Einzelhandelsstandort Riesa in allen Segmenten weniger oft eingekauft". Lademann und Partner führen die Entwicklung vor allem auf die Umlandbevölkerung zurück, die sich anders orientiert. Profitieren konnte davon vor allem Oschatz, auf die sich ein großer Teil der "abgewanderten" Verbraucher nun orientiere.
Überdurchschnittliche Versorgung
Auf 1.000 Einwohner kommen in Riesa etwa 3.100 Quadratmeter Verkaufsfläche. Das ist selbst für ein Mittelzentrum ein hoher Wert, sachsenweit liegt er etwas mehr als halb so hoch. Die Händler bekommen diese Überversorgung durch einen hohen Konkurrenzdruck zu spüren. In einer Umfrage gaben mehr als ein Drittel das als größte Schwäche des Standorts an. Allerdings sehen die Autoren des Einzelhandelskonzepts auch noch Spielräume in einigen Branchen, etwa bei Hausrat, Spiel- und Sportbedarf sowie Heimtextilien.
Mehr als 100 Läden stehen leer
Nach wie vor sehen die Kunden die große Auswahl an Geschäften in Riesa als größte Stärke der Stadt an. In der Umfrage nannte ein Fünftel der Befragten das Angebot als Stärke. Ein ebenso großer Anteil kritisiert aber auch die hohen Leerstände in der Stadt. Die betreffen nicht nur den östlichen Teil der Hauptstraße, wie das Gutachten betont: Die Goethestraße sei noch stärker betroffen, 32 Ladeneinheiten standen hier im November 2019 leer.

Insgesamt erfassten die Gutachter damals 109 leere Ladengeschäfte in Riesa, das sind 70 mehr als im Jahr 2019. Viele kleinflächige Anbieter seien in den vergangenen Jahren aus dem Markt geschieden, für moderne Konzepte seien die vorhandenen Flächen teils zu klein, so die Gutachter. Zwischen 2012 und Ende 2019 sank die Zahl der Einzelhändler in Riesa von 326 auf 290.
Schieflage im Stadtgebiet
Kurios: Zwar stehen mehr Geschäfte leer, aber die Gesamtverkaufsflächen in der Stadt konnten verglichen mit 2012 sogar um etwa 9.000 Quadratmeter zulegen. Das entspricht laut Gutachtern dem bundesweiten Trend: Die Geschäfte werden größer, kleinere Händler werden vom Markt verdrängt. Von insgesamt 93.000 Quadratmetern Verkaufsfläche liegt ungefähr ein Viertel in der Riesaer Innenstadt. Daneben ist vor allem der Riesapark der wesentliche Einzelhandelsstandort; er macht sogar mehr als ein Drittel aller Verkaufsflächen in Riesa aus.
Die Autoren des Konzepts attestieren in diesem Punkt eine gewisse Schieflage: Das Einkaufszentrum verfüge in allen Bedarfssegmenten über Angebote und stehe damit „im besonderen Wettbewerb mit den Zentren“. Das wirke sich wiederum nachteilig auf die Innenstadt aus. Hier gelte es, künftig gegenzusteuern.