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So viele Borkenkäfer wie noch nie

Der Schädling hat auch dieses Jahr ideale Bedingungen, um sich in der Region Döbeln zu vermehren. Trotzdem könnte er auch verhungern.

Von Cathrin Reichelt
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Die Fichte ist besonders stark vom Borkenkäfer befallen. In der Region Döbeln sind mehr als 70 Prozent der Bestände des Nadelbaumes von dem Schädling befallen oder mussten dadurch gefällt werden.
Die Fichte ist besonders stark vom Borkenkäfer befallen. In der Region Döbeln sind mehr als 70 Prozent der Bestände des Nadelbaumes von dem Schädling befallen oder mussten dadurch gefällt werden. © SZ/Uwe Soeder

Region Döbeln. Ein paar grüne Fichten gebe es noch, meint Dirk Tenzler. Insgesamt seien aber schon 70 bis 80 Prozent dieser Baumart dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen, so der Revierförster, der für den Privat- und Kommunalwald in der Region Döbeln verantwortlich ist.

Für dieses Jahr wird eine weitere dramatische und massenhafte Vermehrung der Borkenkäfer erwartet. Denn die Bedingungen für die Rüsselkäfer, der sich unter der Borke oder im Holz von Bäumen in selbstgebohrten Gängen fortpflanzen und dadurch großen wirtschaftlichen Schaden anrichten, sind ideal. Seit mehr als 30 Jahren übt Tenzler den Beruf aus. Aber solch eine Verschärfung der Situation wie in den letzten drei Jahren habe er zuvor nie erlebt.

Durch die langanhaltende Trockenheit ist die Wasserversorgung der Bäume nicht mehr gewährleistet und ihnen fehlt der Abwehrmechanismus“, sagt Steffen Kühn, Revierförster in der Region Kriebstein. Zudem gab es im Winter kaum Frost, sodass sich die Population der Borkenkäfer nicht verringert hat.

Auch in der Talsperrenregion seien rund 70 Prozent der Fichten geschädigt oder bereits geerntet. In den Wäldern des Sachsenforst in der Region Döbeln stehen gar keine Fichten mehr. „Wir sind dabei, die letzten im Bereich Wendishain wegzuräumen“, erklärt Revierförster Ronald Köllner.

 Auch Kiefern und Lärchen werden verstärkt vom Borkenkäfer befallen. „Von den Lärchen verabschieden sich die letzten in diesem Jahr“, meint Köllner. Und damit fehle dem Schädling die Nahrungsgrundlage, so dass er verhungern könnte.

Befallene Bäume müssen raus

Wichtig sei es jetzt, dass die Waldbesitzer ihre Baumbestände regelmäßig auf Bohrmehl und heruntergefallene Nadeln kontrollieren. „Idealerweise wöchentlich“, so Dirk Tenzler.

 Die befallenen Bäume müssten schnell entfernt werden. Denn auf einen befallenen Baum in der ersten Käfergeneration folgen 20 befallene Bäume in der zweiten und 400 Bäume in der dritten Vermehrungswelle. 

So lange die Entwicklung der Larven noch nicht abgeschlossen ist, könne dieser Zyklus unterbrochen werden, heißt es in einer Mitteilung des Staatsbetriebes Sachsenforst. Dazu müssen befallene Bäume gefällt, die Stämme entrindet oder so schnell wie möglich aus dem Wald abgefahren werden.

Nachpflanzungen kaum möglich

Doch genau dabei sehen die Revierförster ein Problem. „In der Talsperrenregion stehen noch viele Bäume, die im Winter hätten entfernt werden müssen“, so Steffen Kühn. Andernorts sieht es ähnlich aus. 

Der Revierförster führt das unter anderen darauf zurück, dass es vor allem für kleine Waldbesitzer schwierig sei, ein Forstunternehmen zu bekommen, das die entsprechende Profitechnik besitzt, um die Bäume zu fällen und zu entrinden. In diesem Fall, aber auch bei allen anderen Fragen, bieten alle Revierförster den Waldbesitzern ihre Unterstützung an.

Nach den gesetzlichen Vorgaben sollten auf Flächen, die vom Borkenkäfer-Kahlschlag betroffen sind, innerhalb von drei Jahren Bäume nachgepflanzt werden. Das sehen die Revierförster aber als relativ unrealistisch an. „Da können wir nur auf die Natur hoffen“, sagt Kühn. 

Er meint damit Samen, die sich von benachbarten Bäumen auf den Freiflächen verteilen und aus denen neue Bäume wachsen. Auch Dirk Tenzler sagt: „Ich glaube nicht, dass die kleinen Waldbesitzer, die in der Hauptsache von der Borkenkäferplage betroffen sind, Geld haben, um Bäume nachzupflanzen.“ 

Gleichzeitig weist er auf ein Förderprogramm hin, dass voraussichtlich im Mai aufgelegt werden soll. Die finanzielle Hilfe, die die Waldbesitzer daraus erhalten könnten, beziehe sich aber nicht nur auf das Aufforsten der Flächen, sondern auch auf den Bau von Zäunen um diese Bereiche. Mit denen soll Wild von den jungen Bäumen ferngehalten werten und die Naturverjüngung eine Chance erhalten.

Erfolgen Nachpflanzungen, würden bereits Arten ausprobiert, die für die hiesige Region untypisch sind, wie die Küstentanne und die Baumhasel. „Und alles, was selten ist, wird von den Tieren gern gefressen“, begründet Tenzler noch einmal die Notwendigkeit von Zäunen.

Bereits seit 50 Jahren werde versucht, die Fichte durch andere Baumarten zu ersetzen, um dem Borkenkäfer Herr zu werden. „Aber, wir haben es nicht geschafft. Der Klimawandel kam zu schnell“, so Ronald Köllner.

Kontakt: Dirk Tenzler, Tel. 0170 9223847; Steffen Kühn, Tel. 0173 3720081

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