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Warum Ebersbacher Kinder jetzt in Einbahnstraßen laufen

Keine Schulpflicht für Sachsens Grundschüler - trotzdem standen fast alle am Montag beim Neu-Start auf den Schulhöfen. Die SZ war im Schöpstal dabei.

Von Gabriela Lachnit
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Roswitha Krahl führte am Montagmorgen ihre Klasse 2a ins Schulhaus, nachdem alle Schüler da waren. Das wird jetzt immer so sein. Die Schüler gewöhnen sich zudem an "Einbahnstraßen" im Gebäude.
Roswitha Krahl führte am Montagmorgen ihre Klasse 2a ins Schulhaus, nachdem alle Schüler da waren. Das wird jetzt immer so sein. Die Schüler gewöhnen sich zudem an "Einbahnstraßen" im Gebäude. © Nikolai Schmidt

Nach neun Wochen coronabedingter Pause gehen Sachsens Schüler wieder alle zur Schule. Für Grundschüler ist das freiwillig. In der Grundschule Schöpstal in Ebersbach fehlte von rund 160 Schülern am Montag nur etwa eine Handvoll. Wie der Schulstart in der Klasse 2a verlief, schaute sich die Sächsische Zeitung an.

Der Parkplatz an der Grundschule Schöpstal ist schon 20 Minuten vor Unterrichtsbeginn 7.30 Uhr gut gefüllt. Viele Eltern bringen ihre Sprösslinge mit dem Auto. Doch schon auf dem Fußweg zur Schule, in Höhe der Turnhalle, heißt es für die Eltern "Stopp". Weiter dürfen hier nur die Schüler und die Beschäftigten der Schule. Das Schulhaus ist für Eltern tabu.

Treff am Frühblüher-Hügel

Auf dem Schulhof warten die Klassenleiterinnen. Jede Klasse trifft sich an einem ausgeschilderten Ort. Den kennen die Kinder aus einem Elternbrief. Nur im Klassenverband geht es in das Schulhaus. Roswitha Krahl, die Klassenleiterin, empfängt ihre 2a am Frühblüher-Hügel. 20 Mädchen und Jungen zählt diese Klasse, eine Schülerin wird fehlen.

Die anderen warten. Ihnen ist die Anspannung anzumerken. Sie flitzen nicht wie sonst umher. Sie erzählen wenig. Aber sie freuen sich, obwohl Constantin beispielsweise am Morgen vom Wecker genervt war. Elén meint, dass in der Schule doch vieles besser erklärt wird als zu Hause. "Die Eltern sind ja keine Lehrer", sagt das Mädchen.

Vieles ist jetzt anders

Die meisten Kinder haben davon gehört, dass Schule jetzt anders sein wird. Aber wie genau, das wissen sie nicht. Schulleiter Steffen Kleint gibt Frau Krahl ein Zeichen: Jetzt kann die Klasse 2a ins Schulhaus. Die Mädchen und Jungen folgen der Lehrerin - auf der rechten Seite der Treppe. Draußen trennen gelbe Hütchen die Gehrichtungen. Drinnen signalisiert ein rot-weißes Band die Trennung. Die Garderobe befindet sich jetzt in einem Nebenraum des Klassenzimmers.

Auf den Fluren sind die Gehbahnen mit Flatterband abgetrennt. Die Lehrerin erklärt: "Wir gehen immer auf der rechten Seite, sozusagen in der Einbahnstraße", erklärt sie. Schon bald wird sich zeigen, dass die Zweitklässler nicht alle sattelfest sind, was links und rechts bedeutet.

Jetzt steht die nächste neue Regel an: Alle Kinder waschen sich im Klassenraum gründlich mit Seife die Hände. Zum Abtrocknen gibt es Papierhandtücher. Erst dann nehmen die Schüler in der gewohnten Schulbank Platz und hängen ihre Ranzen daran. Vincent aus Königshain hat eine schwere Schultasche: Bücher und Hefte für Mathe, Deutsch und Sachkunde hat er mitgebracht. Nur in diesen Kernfächern wird jetzt unterrichtet, alle Stunden bei Frau Krahl. Kein Murren im Raum, die Kinder mögen ihre Lehrerin offensichtlich sehr. Einige Eltern haben vielleicht schon bei Frau Krahl gelernt, denn sie arbeitet mehr als 30 Jahre an dieser Schule.

In der Grundschule Schöpstal fängt der Schultag mit Händewaschen an, wie hier in der Klasse 2a.
In der Grundschule Schöpstal fängt der Schultag mit Händewaschen an, wie hier in der Klasse 2a. © Nikolai Schmidt

Tägliche Info über Gesundheitszustand der Kinder

Nachdem Frau Krahl Tafel- und Blumendienst sowie weitere Verantwortlichkeiten der Schüler eingeteilt hat, sammelt sie Fragebögen ein. Auf einem müssen Eltern täglich informieren, ob das Kind gesund ist. Also wird das Papier zum Schulschluss wieder ausgeteilt, damit es am nächsten Morgen ausgefüllt erneut vorliegen kann.

Nun lauschen die Kinder. Die Lehrerin spricht über Verhaltensregeln. Viele kennen die Zweitklässler schon, zum Beispiel, dass sie in der Schule nicht herumrennen. Einige, wie  Treffpunkt am Frühblüher-Hügel, rechts gehen und Hände waschen sind neu. Die haben sie schon absolviert. Mit jedem Tag Übung wird das besser klappen, ist die Lehrerin überzeugt. 

Und schon ist Zeit für das Frühstück. Die Kinder bleiben am Platz, holen ihre Brotbüchsen heraus. Die Anspannung ist verflogen. Sie schwatzen und nehmen dennoch wahr, wie Frau Krahl jedes Kind einzeln informiert, was es nach Schulschluss zu tun hat. Nicht alle Kinder besuchen den Hort, nicht alle essen in der Schule Mittag. Manche fahren mit dem Bus in umliegende Orte nach Hause, andere werden von den Eltern abgeholt.

Eine neue Regel lieben die Kinder

Den üblichen Morgenkreis gibt es auch am ersten Schultag. Im Kreis sitzt nur eine Hälfte der Schüler, die andere bleibt am Platz. Wegen des Abstandes. Heute sind die Kinder aus der linken Bankreihe in den Kreis gerufen. Frau Krahl wird mit den Kindern noch einmal üben müssen, wo links und rechts ist. Im Kreis erzählen die Zweitklässler von Erlebnissen während der schulfreien Zeit. Elén berichtet von ihrem Minigarten, Emily sagt, dass sie mit den Hausaufgaben gut klargekommen sei. Und Laurenz gibt zum Besten, wie er mit seinem Vater ein Wildschwein abgeholt hat.

Schließlich geht es an die ersten Mathe-Aufgaben. Während der schulfreien Zeit sollten die Kinder die Zweier-Malfolge üben. Bei den meisten klappt das. Doch bei drei mal zwei ist Schluss: Es geht zur Hofpause. Wieder eine Regel. Alle Zeiten müssen penibel eingehalten werden, damit sich Klassen nicht begegnen. Pausenzeiten sind versetzt. In vier Gruppen geht es in vier verschiedene Bereiche des Schulgeländes. Die Kinder spielen 20 Minuten auf dem Sportplatz. Wieder im Klassenzimmer angekommen, geht es weiter mit Mathe. Und der Botschaft: Es gibt jetzt keine Hausaufgaben. Das ist eine schöne neue Regel, finden die Kinder und tun es kund.

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