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So wurde Taka ein echter Sushi-Meister

Die Liebe führte den Ex-Polizisten von Japan nach Dresden. Für sein Leben hier brauchte er einen neuen Beruf und starken Willen.

Von Nadja Laske
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In der Ruhe liegt Takas Kraft für akkurate Sushirollen.
In der Ruhe liegt Takas Kraft für akkurate Sushirollen. © Sven Ellger

Dieser Meisterbrief passt in keinen Bilderrahmen. In Salons, Werkstätten und Ateliers hängen die Zeugnisse tiefen Wissens an der Wand. Taka jedoch hat nichts, was sich hinter Glas zur Schau stellen lässt. Und doch ist er Meister. Sushimeister.

„Die Ausbildung in Japan verläuft anders als hier“, sagt der 46-Jährige. Das duale System sei nicht üblich. Vielmehr gehe ein junger Mensch nach der Schulzeit in einer Firma arbeiten und erwerbe dabei das entsprechende Können. Berufsschulen begleiten nicht die Praxis, sondern vertiefen erst später das Gelernte. Das Sprichwort „Übung macht den Meister“ ist in Japan wörtlich zu nehmen. 

Denn wer sechs bis zehn Jahre geübt hat, Reis zu waschen, zu kochen, zu formen, Fisch zu schneiden, seine Qualität einzuschätzen und meisterhaft Sushi zuzubereiten, den nennt man Meister. Hätte Taka, wie ihn alle seine Freunde und Kollegen rufen, schon in seiner früheren Heimat das Gastgewerbe für sich entdeckt, wäre er wohl in einem Restaurant Lehrling geworden. Aber Taka wurde Polizist und wäre es auch geblieben.

Wenn die Liebe nicht andere Wege gewiesen hätte. „Ich habe mich in eine deutsche Frau verliebt und bin mit ihr nach Deutschland gekommen“, erzählt der Sushi-Koch. Das war vor 17 Jahren. Die japanischen Millionenstadt Nagoya tauschte er gegen den Schwarzwald ein und arbeitete zwei Jahre in einer kleinen Pension, bevor er nach Dresden kam. „Ich konnte hier meinen Beruf als Polizist nicht ausüben, also habe ich begonnen, als Küchenhelfer zu arbeiten.“

Heute lobt sein Chef die Präzession, mit der Taka Sushi anrichtet. „Taka ist sehr loyal, ein positiver Mensch und durch nichts aus der Ruhe zu bringen“, sagt Gastronom Gerd Kastenmeier. Gerade hat er an seinem neuen Standort im Taschenbergpalais eine Bar für Sushi, Austern und Champagner mit 22 Plätzen eröffnet. Dort wird ab sofort ein internationales Duo die Gäste begrüßen: Sushimeister Taka und Barkeeper Mo aus Australien. „Die beiden sollen die Bar als ihre eigene empfinden, sie selbst sind die Gastgeber“, sagt Kastenmeier.

Das hätte Taka lange nicht für möglich gehalten. So viele Jahre lang hatte er sich um eine neue Existenz bemüht. Plötzlich aber schien alles zu Ende zu sein. „Ich habe eine schlimme Hautkrankheit bekommen und die Ärzte sagten, dass ich nicht mehr in der Küche arbeiten darf.“ Zwei Jahre lang quälte er sich mit der Neurodermitis und hätte Frührentner werden können. 

Aber Taka wollte nicht zuhause bleiben, und als sich die Krankheit endlich besserte, war er fest entschlossen, den zweiten Beruf seines Lebens keinesfalls wieder einzubüßen. Über eine Freundin lernte er Gerd Kastenmeier kennen, der ihm in seinem Fischrestaurant eine neue Chance gab.

Inzwischen ist Taka gesund und glücklich über seinen Job. Mit Bar-Chef Mo steht ihm ein Kollege zur Seite, mit dem er großen Spaß hat. Die beiden gibt es nur im Doppelpack. „Sie werden auch zeitgleich Urlaub haben, und dann bleibt die Bar zu“, kündigt Gerd Kastenmeier an.

Mit der Bareröffnung hat er seinen Umzug vom Kurländer Palais ins Taschenbergpalais vollendet. Sushi und Austern gibt es immer dienstags bis sonnabends, jeweils 17 bis 23 Uhr. Das kleine Séparée neben dem Restaurant soll künftig beides bieten – Genuss und Gesellschaft.