Von Karin Grießbach
Regelmäßig kommt Hufschmied Jörg Fester aus Cunnersdorf auf den Bauernhof Otte. Ungefähr alle acht Wochen braucht ein Pferd neue Eisen. Wie bei Autos gibt es auch für Pferde für den Winter Eisen mit Stollen und Griffen für besseren Halt auf Eis und Schnee. Im Sommer sind die Eisen glatt, nur Kutschenpferde bekommen Eisen mit Stiften, erklärt Sebastian Otte.
Er pachtete den Bauernhof in Dittersdorf vor fünf Jahren von seinem Großvater Paul Otte. Mit den Großeltern im Rücken wagte der 27-jährige, gelernte Dreher den schwierigen Schritt in die Selbstständigkeit. Schon als Kinder übte der Bauernhof auf Sebastian und seine jüngere Schwester Stefania eine magische Anziehungskraft aus und wurde ihr zweites Zuhause.
Der Großvater gibt seine Erfahrungen gerne weiter
Gern gibt der Großvater seine mehr als 50-jährige Erfahrung in der Pferdezucht an den Enkel weiter, und beide sind mit Recht stolz darauf, wenn ihre Fohlen mit Medaillen von der jährlichen Fohlenschau zurückkommen. Gezüchtet werden die Rassen Schweres Warmblut und Deutsches Reitpferd. Die richtige Auswahl des für die jeweilige Stute passenden Hengstes ist eine Wissenschaft für sich. Da greift Sebastian Otte natürlich oft auf die weit reichende Erfahrung des Großvaters zurück.
18 eigene und vier Pensionspferde stehen in den Ställen. Die beiden Haflinger eines Berliner Ehepaares sind schon seit sechs Jahren ihre Gäste. Ein guter Kontakt besteht auch zu den Osterreitern in der Lausitz. Jedes Jahr leihen die Ottes ihnen Pferde für ihren traditionellen Ritt.
Auch wenn Enkelin Stefania Naumann mittlerweile in Dresden Jura studiert, ist sie jede freie Minute auf dem Bauernhof. Sie zeigt Kindern schon seit vielen Jahren, wie man ein Pferd mit Schenkeldruck und Paraden dirigiert. Auch den jungen Pferden bringt sie Gehorsam bei, was nicht immer ohne Probleme abgeht.
Bloß nicht gleich
wieder vom Pferd fallen
Nur wenige Tage nach einer Operation wegen eines dreifach gebrochenen Schlüsselbeines steht die junge Frau schon wieder mit ihren Reitschülerinnen auf dem Platz. Ihr Kommentar: „ Jetzt sollte ich möglichst nicht gleich wieder vom Pferd fallen.“
Die Hühner, Schafe und sechs Mutterkühe versorgt Oma Gertraude Otte. Die Pferde und seine Kaninchen muss Sebastian aber selber füttern. Da herrscht klare Arbeitsteilung. Mit ihren 71 Jahren sorgt die Bäuerin täglich für das leibliche Wohl der Familie und hält das schmucke alte Bauernhaus sauber. Auch die Ferienwohnung für zwei bis drei Personen will betreut werden. Da ist die Bäuerin dankbar, dass Tochter Christine Naumann regelmäßig reinschaut und hilft.
„Nachbarschaftshilfe ist in unserem Dorf noch selbstverständlich und sehr wichtig“, sagt der junge Landwirt. Carsten Donath, der Sohn des Nachbarn, ist immer zur Stelle, wenn eine kräftige Hand zum Zupacken gebraucht wird.
Voriges Jahr hatten sie auch noch Schweine und Ziegen. Aber eigentlich lohnt sich die Landwirtschaft in der Größe, die der Hof jetzt hat, nicht mehr, meint Bauer Paul Otte.
Auf rund 30 Hektar Ackerland und Weiden bauen sie als Futter für ihre Tiere Gerste, Hafer und Weizen an. Aber da ein Teil der Ernte immer wieder Opfer der Wildschweine oder der Wetterkapriolen wird, ist der Kauf des Futters fast schon wieder billiger.