Von Dorit Oehme
Für Achim Manowski war Papst Johannes Paul II. „einer aus der Nachbarschaft“. Der Küster der katholischen Kirche St. Joachim in Freital wurde 1942 im oberschlesischen Beuthen-Bobrek geboren. Bis 1957 blieb er dort, da war die Stadt längst polnisch. Wadowice, der Geburtsort des Karol Wojtyla - wie der Pontifex mit bürgerlichem Namen hieß – lag nur etwa 100 Kilometer entfernt.
„Er hat den Glauben nicht nur gepredigt, sondern gelebt“, sagt der Freitaler nun nach dem Tod Johannes Paul II. Dessen konsequente, auch konservative Art, seine Schlagfertigkeit, sein verschmitztes Lächeln und „dass er viel Geist hatte“ – das beeindruckte Manowski.
Am Dienstag feierte er mit anderen Christen seiner Gemeinde einen Trauergottesdienst zum Gedenken an den Papst. Dieser fand zeitgleich zum Pontifikalrequiem der Dresdner Hofkirche statt. Innerhalb von neun Tagen nach Heimgang Johannes Paul II. wird in allen Gottesdiensten in Fürbitten und besonderen Gebeten seiner gedacht. Requiems werden insbesondere am Freitag, dem Tag der Beisetzung des Papstes, auch kreisweit gefeiert. Ab 12 Uhr läuten die Glocken katholischer Kirchen eine Viertelstunde lang. In Wilsdruff erklingen auch die der evangelischen Stadtkirche.
Bis einschließlich des Beisetzungstages können darüber hinaus alle Kirchen und kircheneigenen Gebäude auf halbmast beziehungsweise mit Trauerflor beflaggt werden, teilt die Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen mit.
Neben der Trauer erinnern viele katholische Christen aus den Gemeinden auch an die Papst-Worte „Ich bin froh, seid ihr es auch“, die der Pontifex vor seinem letzten Todeskampf aufgeschrieben haben soll. Pfarrer Heinrich Bohaboj, der für die katholische Pfarrei St. Pius X. in Wilsdruff verantwortlich ist, verweist damit auf die christliche Auferstehungshoffung.
„Für junge Menschen ist Johannes Paul II. wegen seiner langen, 27-jährigen Amtszeit der einzige Papst, den sie bisher erlebt haben“, sagt Pfarrer Michael Teubner aus Freital. Er selbst habe ihn das erste Mal 1978 auf der Erfurter Bistumswallfahrt auf den Domstufen wahrgenommen. „Ich war Theologiestudent, der Heilige Vater noch Kardinal. Als er kurz darauf zum Papst ausgerufen wurde, suchten wir Studenten unsere Diakästen nach Fotos von ihm durch“, sagt Teubner.
Gisela Zahn (Jahrgang 1930), die in St. Joachim die Orgel spielt, sprach den Papst sogar persönlich. „1995 war ich mit einer internationalen Wallfahrtsgruppe von Teilnehmern aus 22 Ländern zu einer Privataudienz beim Papst. Weil ich eine zeitlang in der Schweiz gewesen war und als Einzige Italienisch konnte, durfte ich die Grußadresse verlesen.“ Im Anschluss sagte der Papst zu ihr: „Grazie.“ Sie antwortete mit „Prego“, dem Wort für Bitte.