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Sohlander Genossenschaft feiert runden Geburtstag

Sohland. Vor 50Jahren schlossen sich im Ort Wohnungsuchende zusammen und bauten insgesamt drei Blöcke.

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Von Katja Schäfer

Mitten im Ortszentrum und doch im Grünen leben die Mitglieder der Wohnungsgenossenschaft „Grenzland“ Sohland, die 2007 ihr 50-jähriges Bestehen beging. Zum Rathaus sind es nur wenige Schritte; zu Arztpraxis, Läden, Mittelschule und Bahnhof nicht viele mehr. Hinter den kleinen Blöcken gibt es große Wäscheplätze, und zu jeder Wohnung gehört ein Gärtchen.

Kein Leerstand

So ideal wie die Lage heute noch ist, so optimal waren die Wohnbedingungen, als die Häuser Ende der 50er Jahre errichtet wurden. „Die Zwei-, Drei- und Vierraumwohnungen waren zu dieser Zeit die modernsten in Sohland“, erinnert Genossenschaftsgründer Joachim Kohl. „Es handelte sich um die ersten Neubauten nach dem Krieg hier im Ort“, ergänzt Günter Sieber. Der Rentner ist seit 1984 Vorsitzender. In die ehrenamtliche Tätigkeit investiert er viel Zeit. „Mit der Wende ist ein enormer Papierkrieg dazu gekommen“, ärgert er sich. Aber schon beim nächsten Satz strahlt er stolz. „Seit Sommer 1995 sind wir schuldenfrei und haben nicht mal einen Kredit laufen.“ Was hinter dieser Aussage steckt, machen Zahlen deutlich: „Mit der Wende standen für unsere Genossenschaft 200000D-Mark Schulden zu Buche. Durch die Zinspolitik stieg diese Summe sogar auf 250000D-Mark an“, berichtet der Vorsitzende und spricht davon, dass 1990 „mit großer Unterstützung des Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Affelt entscheidende Beschlüsse gefasst wurden, die das Überleben sicherten“. Einer davon lautete, dass jedes Genossenschaftsmitglied hinter seiner Wohnungstür für alle Sanierungen und Modernisierungen selbst zuständig ist, bis die Mieten kostendeckend sind. Nach außen hin präsentieren sich die Blöcke jedoch einheitlich. „Mit den Mieteinnahmen haben wir die Dächer saniert, die Fassaden gestrichen, die Treppenhäuser in Ordnung gebracht“, berichtet Günter Sieber. 1994 hat die Genossenschaft außerdem ein Programm zur Entschuldung erarbeitet. Je nach Wohnungsgröße bezahlten die Mitglieder in Anteilen 5000 bis 7000D-Mark ein. Diese Mieterdarlehen erhalten sie seit 2003 zurück.

Heute wohnt in den Blöcken etwa noch die Hälfte der Sohlander, die vor 50 Jahren einzogen. Günter Sieber gehört dazu, und auch sein Stellvertreter Manfred Müller. Anfangs lebte er mit der Mutter in zwei Zimmern. Mit seiner eigenen Familie bezog er später eine andere Wohnung im Ort. „1994 bin ich wieder in die Genossenschaft zurückgekommen und froh, eine so schöne Wohnung zu haben“, sagt er. Leerstand ist bei „Grenzland“ kein Problem. Im Moment sind zwar wegen mehrerer Todesfälle einige Wohnungen frei; erfahrungsgemäß aber nicht für lange.