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Sommerferien im weißen Dorf

Am Waldstadion Oelsa hat das Deutsche Rote Kreuz eine Zeltstadt für geistig und körperlich Behinderte aufgebaut.

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Von Fee Rülke

Im Wald, versteckt hinter ein paar hohen Bäumen ist am Waldstadion in Oelsa eine kleine Stadt aus 14 weißen Zelten entstanden. Am Morgen ist hier alles noch ganz ruhig. Ein paar der Camp-Teilnehmer sitzen gemeinsam mit ihren Betreuern im Essenszelt und frühstücken. Andere schlürfen gemütlich ihren Kaffee unter dem Pavillon vor dem Vereinsheim, und wieder andere liegen noch in ihren Betten.

Es ist schon das 28. Lager, das vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Freital organisiert wird. Zwanzig körperlich und leicht geistig Behinderte im Alter von 17 bis 48 Jahren kommen jährlich in das sogenannte Rolli-Lager. „Ursprünglich war es nur für Jugendliche gedacht“, berichtet Carmen Gelbricht. „Doch die Teilnehmer sind älter geworden und kommen weiterhin jedes Jahr ins Lager“. Mittlerweile seien 99 Prozent der Lager-Bewohner Stammgäste. Dass die Leute jedes Jahr wiederkommen, sei auch das schönste Feedback, sagt Carmen Gelbricht. Sie ist seit ihrem 14. Lebensjahr im Helferteam des Rolli-Lagers. Seit zwei Jahren ist die 36- Jährige gemeinsam mit Martin Klügel für die Organisation zuständig. Hauptberuflich arbeitet Gelbricht als Krankenschwester, Klügel leitet den Fahrdienst des DRK in Freital. Zwei Wochen im Jahr verlegen sie ihren Schlaf- und Arbeitsplatz ins Waldstadion in Oelsa.

Das tun sie natürlich nicht allein. Jedem Behinderten steht Tag und Nacht ein Betreuer zur Seite. Insgesamt wohnen ungefähr 50 Personen in dem Zeltlager, dessen Aufbau eine ganze Woche dauert. „Für die Realisierung des Projektes brauchen wir jedes Mal erneut viele freiwillige Helfer“, erklärt Martin Klügel. Doch die zu bekommen, sei immer wieder schwierig. „Viele wollen für ein, zwei Tage helfen. Doch zwei Wochen sind den meisten zu lang“. Dennoch gäbe es einige Helfer, die sogar ihren Jahresurlaub nehmen, um im Rolli-Lager mithelfen zu können. Ob für die kommenden Jahre ausreichend Freiwillige gefunden werden, ist auch entscheidend für die Zukunft des Zeltlagers.

Die zwei Wochen sollen für die Teilnehmer ein bisschen Urlaub sein. Fast täglich werden Ausflüge geplant – nach Herrenhut, ins Dresdner Panometer oder sogar nach Leipzig in den Freizeitpark Belantis. Die Ausflüge stellen nicht selten eine Herausforderung dar, denn bei jedem Ziel ist zu bedenken: Alles muss barrierefrei sein. „Bis jetzt haben wir das alles ganz gut gemeistert“, sagt Klügel. Und es kommt natürlich auch Zeltlagerromantik auf, beim abendlichen Grillen oder Angeln am See .

Auch mit dem Wetter hatten die Organisatoren bis jetzt immer Glück. Natürlich habe es ab und an geregnet, doch ein so starkes Unwetter, dass das Lager abgebrochen werden musste, habe es noch nie gegeben. Außerdem ist man gegen Regengüsse gut gewappnet. Die großen Zelten, in denen die Behinderten auf Pflegebetten schlafen, sind mit Holzfußboden ausgelegt. Dieser schützt vor Wasser und Schlamm und erleichtert ein Sauberhalten der Unterkünfte.

Carmen Gelbricht und Martin Klügel sind zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Zeltlagers. Bis auf den Sturm in der Nacht von Dienstag letzter Woche auf Mittwoch, bei dem die Leute vorsichtshalber aus ihren Zelten evakuiert wurden, gab es noch keine Zwischenfälle. Als Höhepunkt stand am vergangenen Sonnabend der Tag der offenen Tür an, bei dem Besucher einen Blick ins Rolli-Lager werfen konnten. Ein kleines Programm gab es auch, unter anderem mit einer Gruppe Gaukler und der Tanzgruppe des Party-Klubs aus Rabenau.